Kirchheim
Kirchheimer Apotheken bereiten sich aufs Impfen vor

Infektionsschutz Seit Beginn dieses Jahres dürfen geschulte Apotheker Corona-Impfungen verabreichen. Noch bietet das keine Kirchheimer Apotheke an – die Vorbereitungen laufen aber schon. Von Bianca Lütz-Holoch

Heike Pfäffle-Planck hat die Lizenz zum Piksen. Seit November verabreicht die promovierte Apothekerin Kunden auch Grippeimpfungen – aktuell noch als einzige Apothekerin in Raum Kirchheim. „Wir nehmen an einem Modellprojekt für AOK-Mitglieder im Kreis Esslingen teil“, geht die Inhaberin der beiden Kirchheimer Pinguin-Apotheken im Nanz-Center und im Teck-Center auf die Hintergründe ein. Dafür hat sie eine spezielle Impf-Fortbildung absolviert. Die steht derzeit hoch im Kurs. Denn seit Beginn des Jahres ist es entsprechend geschulten Apothekern erlaubt, ihre Kunden auch gegen Covid impfen.

„Theoretisch dürfte ich sofort damit anfangen“, sagt Heike Pfäffle-Planck. Tatsächlich hält sie sich jedoch noch zurück. „Solange wir unsere Ärzte nicht mit genügend Biontech-Impfstoff versorgen können, kommt das für mich nicht infrage“, sagt sie und betont: „Wir wollen den Hausarztpraxen nichts wegnehmen.“

 

„Wir wollen den Hausärzten nichts wegnehmen.
Heike Pfäffle-Planck
Inhaberin der Pinguin-Apotheken zum Thema Corona-Impfungen

 

Ähnlich sieht es Daniel Miller, Inhaber der Adler-Apotheke. „Wir sind gerade dabei, die Schulung zu absolvieren“, sagt er. Kurzfristig einsteigen möchte er aus dem gleichen Grund wie Heike Pfäffle-Planck aber nicht: „Wir wollen auf keinen Fall in Konkurrenz mit den Ärzten treten“, so Miller. Momentan gebe es ja auch ein breites Impfangebot. „Man kann sagen: Wir machen uns fit und warten“, formuliert er es. Im kommenden Herbst sehe man dann, ob es Bedarf gibt.

Auch Stephan Hubert, Inhaber der Kirchheimer Rauner-Apotheke und der Mörike-Apotheke in Ötlingen, möchte erst einmal das Gespräch mit der Ärzteschaft suchen. „Der Diskurs ist wichtig“, ist er überzeugt. Einen Einstieg in die Covid-Impfungen kann er sich in seinen Apotheken frühestens im kommenden Winter vorstellen. Wichtig ist ihm aber eine fundierte Vorbereitung. „Wir wollen nicht aus der Hüfte schießen“, sagt er. Zudem gebe es auch räumliche Vorgaben, die es zu erfüllen gelte.

Gut vorstellen kann sich Heike Pfäffle-Planck, dass die Apotheken eine Nische besetzen. „Wenn wir in die Corona-Impfungen einsteigen, würden wir uns vermutlich auf den Totimpfstoff Novavax spezialisieren“, sagt sie. Eventuell erreiche man auf diese Art Impfskeptiker und Menschen, die Ärzte eher meiden.

„Ich hätte gerne einen Arzt in Reichweite“

„Unser Standpunkt ist und war schon immer: Jede indizierte und fachmännisch durchgeführte Impfung ist eine gute Impfung“, bezieht Dr. Thomas Löffler, stellvertretender Vorsitzender der Ärzteschaft Nürtingen, Stellung zum Thema Impfen in Apotheken. Über die Fachkompetenz bei der Aufklärung, der Abklärung von Kontraindikationen und Expertise in Sachen Impfkomplikationen müsse der Gesetzgeber entscheiden. Seine persönliche Ansicht: „Ich hätte bei der Durchführung einer Impfung – auch wenn sie von einer medizinischen Fachangestellten durchgeführt wird – gerne zumindest einen Arzt in Reichweite, so wie es in einer Praxis oder einem Impfzentrum gewährleistet ist.“

Corona-Schnelltests, Grippe- und Corona-Impfungen – das Portfolio vieler Apotheken hat sich in den vergangenen Jahren erweitert. Daniel Miller begrüßt das: „Durch das E-Rezept und den Versandhandel werden Apotheken immer mehr auf pharmazeutische Dienstleistungen setzen müssen“, glaubt er. „Dass wir schnell und flächendeckend solche niederschwelligen Angebote machen können, haben wir in der Pandemiezeit ja schon bewiesen“, sagt er. Dazu kommt: „Das ist etwas Neues, ist wirklich spannend und macht Spaß.“ Das sehen übrigens auch viele der Mitarbeiter so. „Unsere Apotheker sind Feuer und Flamme“, berichten Daniel Miller und Stephan Hubert.

 

Ziel: Die Impfkampagne vorantreiben

Eine Änderung des Infektionsschutzgesetzes ermöglicht es seit diesem Jahr, dass auch geschulte Apotheker, Zahnärzte und Tierärzte Impfungen gegen Covid-19 vornehmen dürfen. Ziel ist es, die Impfkampagne voranzutreiben.

Um impfen zu dürfen, müssen Apothekerinnen und Apotheker eine theoretische und praktische Fortbildung absolvieren. Die Schulungen werden etwa von der Apothekenkammer angeboten und umfassen neben einer reinen Impf-Schulung unter anderem auch die Themen Beratung und Erste Hilfe bei Impfreaktionen.

Die Berechtigung zum Impfen können nur Apotheker erwerben, keine pharmazeutisch-technischen Angestellten. Die Apotheken müssen bestimmte räumliche Vorgaben erfüllen.

Seit dem Herbst läuft in Baden-Württemberg ein Modellprojekt zur Grippeimpfung in Apotheken. Der Kreis Esslingen gehört neben dem Raum Mannheim und der Region Ostwürttemberg zu den Modellregionen. Es soll sich dabei zeigen, wie gut niederschwellige Grippe-Impfangebote in Apotheken angenommen werden und ob sich die Impfquote dadurch steigern lässt.