Die Mittagssonne strahlt, als die Jugendlichen die Sanierungsarbeiten am Kirchheimer Bikepark für eine kurze Mittagspause unterbrechen. Auf einem Hügel neben den Bikestrecken sind Bierbänke aufgebaut, hier sitzen sie und essen gemeinsam Pizza. An dem Osterferientag ist sogar „T-Shirt-Wetter“.
Mit dabei ist Pädagoge Steffen Iwwerks vom Mehrgenerationenhaus Linde, der das Sanierungsprojekt im Namen der Stadt Kirchheim betreut und überwacht. Dafür muss der Park in den Osterferien vom 25. bis zum 29. März komplett geschlossen werden. Zunächst wird nur der Pumptrack, eine 120 Meter lange Asphaltanlage und das Herzstück des Geländes, befahrbar sein. Am Freitag, 12. April, um 15 Uhr öffnet der Bikepark wieder alle Strecken für Jung und Alt, von Dirtbikern bis Rollstuhlfahrern.
„Stundenlang geklopft“
„Was die Jugendlichen hier für die Stadt Kirchheim leisten, ist richtige Knochenarbeit“, sagt Jutta Ziller, Leiterin der Linde. „Lennox ist zum Beispiel seit sechs Jahren dabei und klopft seit sechs Jahren Dreck.“ Der 17-jährige Lennox Grözinger macht gerade sein FSJ bei der Linde und packt bei den Bauarbeiten fleißig mit an. Er erklärt: „Wenn ich über die Strecken fahre, weiß ich, wofür ich stundenlang geklopft habe. Das motiviert mich.“ Francisco De Souza ist 16 Jahre alt und macht gerade ein Praktikum bei der Linde. „Ich finde es beeindruckend zu sehen, dass die Jugendliche in ihren Ferien herkommen und ihre Freizeit nutzen.”
Die Bikeanlage, die idyllisch zwischen dem Schlossgymnasium und Streuobstwiesen gelegen ist, wurde bereits 2019 auf die Initiative von Jugendlichen errichtet. 40 Freiwillige haben an einem Jugendbeteiligungsprozess teilgenommen und über mehrere Monate die Projektidee zum Bau des Parks ausgearbeitet. Lennox und einige seiner Freunde waren schon von Anfang an dabei. Die Anlage wurde seit der Errichtung regelmäßig geprüft und die Erde der Strecken immer wieder von den Bikefahrern befestigt, damit die Strecken einwandfrei befahren werden können. Doch jetzt wurde durch die Witterung so viel Erde abgetragen, dass sogar der Bauhof mit großem Gefährt anrücken musste. Die Bagger und Materialien werden von der Stadt zur Verfügung gestellt. „Bisher wurden schon zwanzig LKW-Ladungen an Erde hergebracht“, weiß Steffen Iwwerks. Durch die Nutzung wurden die Fahrspuren immer tiefer und an den Schanzen hat sich das aufgeschobene Material abgelagert, sodass Sprünge nicht mehr gut angefahren werden können. Die Stadt Kirchheim bestätigt, dass der Park in gutem Zustand erhalten geblieben ist. „Die Wartungsarbeiten sind nur wegen der natürlichen Streckenabnutzungen notwendig“, sagt Christoph Kerner, Leiter des Grünflächenamts.
Was machen die Jugendlichen dabei genau? Die Ränder des Pumptracks werden durch Handarbeit erneuert. Dadurch sollen potenzielle Sturzgefahren minimiert werden, da keine Kanten mehr vorhanden sind, von denen die Fahrer abrutschen könnten. Besonders aufwendig gestaltet sich die Sanierung der „Dirtlines“, wo die spektakulären Tricks und Sprünge stattfinden. Hier werden die Lines komplett neu aufgeschüttet, mit Schaufeln geglättet und fahrbereit gemacht.
Auch die digitale Präsenz darf bei einem solchen Projekt nicht fehlen. Auf der Instagram-Seite @bikepark_kirchheim_unter_teck teilt die Gruppe zum Beispiel aktuelle Einblicke zur Sanierung. „So können auch neue Leute erreicht werden, die sich für den Dirtpark interessieren“, erläutert Steffen Iwwerks. Darüber hinaus hat die Linde verschiedene WhatsApp-Gruppen ins Leben gerufen, um Aktionen wie die Sanierung bekanntzugeben und so die Helfer zusammenzutrommeln. Von 90 Leuten finden sich immer zehn Freiwillige, um den Park in Schuss zu halten – so auch bei den größeren Bauarbeiten dieses Jahr. „An einem Tag waren sogar 16 Leute da“, verkündet Lennox stolz. Der 14-jährige Yasin Yilmaz sagt: „Ich helfe freiwillig mit. Da mir Fahrradfahren viel Spaß macht, bin ich hier oft am Start.“
Perfekte Kommunikation mit der Stadt
Das Wetter kann bei dem Projekt zur größten Hürde werden. Gerade hat die Gruppe aber Glück. Es darf nie zu nass sein, aber auch nicht zu trocken, denn die Bedingungen zum „Shapen“ müssen stimmen. Der Begriff stammt aus der Biker-Sprache und beschreibt das Formen der Strecken aus Erde. „Wie wir vorankommen, hängt vom Wetter ab”, erklärt Lennox.
Steffen Iwwerks lobt die einwandfreie Kommunikation mit der Stadt Kirchheim. Der Zusammenarbeit mit dem Grünflächenamt stand nichts im Weg, sodass jetzt alles umgesetzt werden kann. Die Stadt sehe das hier als Potenzial.
Für eine Ausweitung der Anlage gibt es viele Wünsche. „Da sind die Jugendlichen gar nicht zurückzuhaltend“, merkt der pädagogische Mitarbeiter an und grinst. Generell laufe die Zusammenarbeit so ab: Die Ideen kommen von Jugendlichen und die Stadt unterstützt die Vorhaben. Doch Geld spielt eine wichtige Rolle, zumal es auch strenge Vorgaben des TÜV gibt, die geprüft werden müssen. „Jetzt konzentrieren wir uns erst einmal auf die Erneuerung der Strecke, damit wir wieder fahren können,“ sagt Lennox und macht sich auf den Weg zu seinen Kumpels, die seit einiger Zeit wieder mit Schaufel und Spaten ausgerüstet ihre Bauarbeiten fortsetzen.