Kirchheim
Kirchheimer Künstlerin bekommt einen Preis

Kultur Die Kirchheimer Künstlerin Monika Schaber erhält den Kunstpreis der Kunststiftung Sabine Hoffmann. Ihre Beschäftigung mit dem Kosmos überzeugte die Jury. Von Florian Stegmaier

Der Anruf vom Stuttgarter Hospitalhof kam für Monika Schaber unverhofft: Der Sabine-Hoffmann-Preis sei ihr zugesprochen worden, ob sie ihn annehmen wolle? Die Zusage folgte auf dem Fuß und für die Kirchheimer Künstlerin begann eine eingehende Befassung mit Leben und Werk der Stifterin des Preises.

Und hier tut sich ein weites Feld auf. Denn Sabine Hoffmann, die unter anderem als Dozentin für freie Grafik an der Merz-Akademie in Stuttgart tätig war, hat nicht nur einen bewegten Lebenslauf durchmessen, sie hinterließ auch etliche Werkgruppen, darunter Skulpturen, Malerei und Zeichnungen. Um ihr künstlerisches Schaffen der Nachwelt zu erhalten, hat die im Jahr 2016 verstorbene Hoffmann eine Stiftung gegründet, die im dreijährigen Turnus einen Preis zur Förderung bildender Künstler vergibt.

Hier darf Monika Schaber sich fortan in eine Folge namhafter Preisträgerinnen einreihen. Die 1958 in Winnenden geborene Schaber hat freie Grafik an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart studiert. Sie war Atelierstipendiatin des Landkreises Esslingen, ist langjähriges Mitglied des Kirchheimer Kunstbeirats und lehrt Druckgrafik an der Freien Kunstakademie und der Hochschule für Kunsttherapie in Nürtingen.

Ein grundlegender Charakterzug Hoffmanns imponiert Monika Schaber besonders: „Sie war politisch sehr wach, immer am Zeitgeschehen dran.“ Darin fühlt sie sich der um eine Generation älteren Kollegin verbunden. Wie Hoffmann sammelt auch Schaber Zeitungsartikel und Pressefotos, die Anregungen für das künstlerische Tun liefern. Verpixelte Aufnahmen des Weltraumteleskops Hubble etwa, die eine ästhetische Nähe zur Druckgrafik aufweisen.

Die gemeinsame Befassung mit astronomischen Aspekten war es auch, von der die Jury sich bei der Wahl der Preisträgerin leiten ließ. „Im Schwarzen Raum“ hieß Sabine Hoffmanns letzte Ausstellung. „Sternenstaub“ ist der Titel einer Serie, die Monika Schaber nun im Stuttgarter Hospitalhof ausstellt. Entstanden ist sie auf Grundlage von Weltraumbildern, die in der Tageszeitung zu finden waren. „Nächtliche Reise“, ein weiterer Werktitel, ist assoziativ aufgeladen und lässt offen, ob die Reise „hinauf ins sternenflimmernde All führt oder ob der Blick aus dem Kosmos auf die Erde fällt“, wie die Kulturjournalistin Irene Ferchl zu Schabers Arbeiten bemerkt. Diese den Blick herausfordernde Mehrdeutigkeit sieht Schaber als ein unterscheidendes Merkmal: „Meine Anregungen bleiben eher im Hintergrund“, meint sie, „Sabine Hoffmann ist immer direkter gewesen in Kritik und Haltung.“

Künstlerbücher bilden eine weitere Schnittmenge. Wie Sabine Hoffmann nutzt auch Monika Schaber dieses Medium, um den visuellen Horizont eigener Druckgrafiken mit Fotografien und lyrischen Texten zu erweitern. Hier lässt Schaber die diskursiven Fäden naturwissenschaftlicher, his­torischer und ästhetischer Ebenen zusammenlaufen. Es reizt sie, unvermutete Verbindungen zu finden. So etwa in der Begegnung mit Hans Magnus Enzensbergers Gedicht „blauwärts“. Da sei plötzlich etwas „eingehakt“, sagt sie, und der Bezug zur eigenen Arbeit offensichtlich geworden.

Auch den Betrachtern bieten sich große Potenziale. Anlässlich der Preisverleihung umreißt Irene Ferchl das Verdienst von Monika Schabers Kunst: sie lässt „an ihren persönlichen Erkundungen teilhaben, öffnet die Augen der Betrachter und erweitert so unseren inneren Raum“.

 

Vernissage und Preisverleihung finden am heutigen Freitag, 2. Dezember, um 19 Uhr im Hospitalhof Stuttgart statt. Mit Clemens Ottnad, dem Geschäftsführer des Künstlerbundes Baden-Württemberg, führt Monika Schaber am Mittwoch, 11. Januar, um 18 Uhr in der Ausstellung ein Künstlergespräch.