Kirchheim
Kirchheimer Museum erhält historisches Kleinod

Feuerwehr Zur Wiedereröffnung nach der Winterpause bekommt Kirchheims Feuerwehrmuseum ein wertvolles Exponat aus Privatbesitz: Eine Festschrift mit Goldschrift-Einband aus dem Jahr 1899. Von Daniela Haußmann

Martin Heim (oben), Helmut Eiting, Doris Bäuchle-Schulz, Heinrich Rauh, Roland Reiff, Michael Briki und Dietmar Stöckle präsentieren stolz das historische Buch.  Foto: Daniela Haußmann

Eigentlich reiht sich im Kirchheimer Feuerwehrmuseum schon jetzt ein historisches Kleinod an das andere: eine Dampfspritze, Schutzhelme, Handsirenen, Löscheimer aus Leder und einiges mehr. Mit viel Fleiß und Geschick ist über Jahre eine eindrucksvolle Sammlung mit einzigartigen Zeugnissen aus dem regionalen Feuerwehrwesen entstanden, die sogar im europäischen Ausland Beachtung findet.

Trotzdem ist es jetzt wieder gelungen, der Ausstellung ein weiteres wertvolles Exponat hinzuzufügen: Die Festschrift zum 50-jährigen Jubiläum der Feuerwehr Kirchheim aus dem Jahr 1899. Bislang lag das Werk dem Museum als einfaches Heft vor. Am Samstag wurde es durch die einzige noch bekannte Original-Ausgabe mit einem in Goldschrift gefassten Einband ersetzt. Pünktlich zur Wiedereröffnung der Ausstellung nach der Winterpause.

 

Wert des Fundstücks erkannt

125 Jahre lang befand sich das Exemplar im Besitz von Ernst Schönlebers Familie. Der Schriftführer, der 1877 in die Feuerwehr eingetreten war, hatte die Festschrift verfasst. Dass nun mit Heinrich Rauh ein Nachfahre das Werk dem Verein der Freunde und Förderer der historischen Feuerwehrtechnik als Geschenk überreichen konnte, ist Doris Bäuchle-Schulz zu verdanken. Die Freundin der Familie war nach dem Tod von Martin Schönleber bei der Auflösung von dessen Wohnung in Metzingen auf das Buch gestoßen. Anfang des Jahres kam sie mit dem Verein in Kontakt, wo Helmut Eiting, Roland Reiff und Dietmar Stöckle den Wert des Fundstücks sofort erkannten.

Ernst Schönlebers Festschrift zeigt den vielschichtigen Blick eines Zeitzeugen auf den Mikrokosmos der Feuerwehr. Einsätze, Schulungen, Festakte und Besuche des Landesbranddirektors sind darin ab dem Gründungsjahr 1849 für die folgenden fünf Jahrzehnte detailgenau dokumentiert. „Mehr noch: Das Schriftstück gibt Auskunft über die soziale Zusammensetzung der Mannschaft, die fast ausschließlich aus Handwerkern bestand“, so Helmut Eiting. „Viele quittierten nach zehn Jahren den körperlich belastenden Dienst.“ Sechs Männer, die im Einsatz alle zehn Minuten wechselten, waren nötig, um eine einzige Dampfspritze zu bedienen. „Deswegen waren von den rund 15 000 Einwohnern, die Kirchheim damals zählte, 300 in der Feuerwehr aktiv“, sagte Eiting. „Dank technischem Fortschritt umfasst die Mannschaftsstärke heute nur noch einen Bruchteil davon.“

Schönlebers Ausführungen über die Anfänge des professionalisierten Löschwesens in der Teckstadt legen nahe, dass er noch persönlich Kontakt zu den Gründungsmitgliedern der Wehr hatte. Für die Nachwelt öffnet sein Werk so indirekt den Zugang zum Erfahrungs- und Wissensschatz der allerersten Feuerwehrleute. „Genau das macht die Festschrift so wertvoll – in Buch- noch mehr als in Heftform“, wie Helmut Eiting betonte. Umso mehr freute es Heinrich Rauh, der aus Köln angereist war, dass das Fundstück im Rahmen der Sonderausstellung zum 175-jährigen Bestehen der Blaulichtorganisation erstmals präsentiert wird. Stadtbrandmeister Michael Briki und Kirchheims Feuerwehrkommandant Martin Heim versicherten ihm, dass das historische Erbe seines Vorfahren wertgeschätzt und weiter bewahrt wird.