Kirchheim
Kirchheimer Schüler schnuppern Wirtschaftsluft

Wirtschaftspreis Wie gehen lokale Unternehmen mit globalen Krisen um? Das haben Schülerteams aus Kirchheim für den neunten BDS-Wirtschaftspreis untersucht. Die besten Arbeiten wurden ausgezeichnet. Von Katja Eisenhardt

Gestörte Lieferketten, Fachkräftemangel, Mobiles Arbeiten: Mit den Auswirkungen globaler wirtschaftlicher Herausforderungen müssen auch die lokalen Unternehmen in Kirchheim und Umgebung täglich umgehen. Welche Lösungen sie finden, wie sie den Krisen trotzen und neue Arbeitsmethoden umsetzen, haben 40 Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen acht bis zwölf der weiterführenden Schulen aus Kirchheim, Lenningen und Weilheim beim diesjährigen BDS-Wirtschaftspreis bei 14 lokalen Unternehmen recherchiert. Ihre Ergebnisse haben sie dann jeweils im Team zusammengefasst. Insgesamt 15 Arbeiten wurden der Jury zur Bewertung vorgelegt. Die vier überzeugendsten Arbeiten hat jetzt der Bund der Selbständigen Kirchheim mit jeweils 750 Euro Preisgeld bei einer Feier in der Kirchheimer Alleenschule ausgezeichnet. 3000 Euro wurden insgesamt vergeben.

 

Es gibt sehr viele engagierte und motivierte Jugendliche.
Julian Feinauer
Der BDS-Vorsitzende hebt hervor, dass das negative öffentliche Bild nicht immer zutreffend sei.

 

„Es war gut und interessant, die Informationen direkt von einem lokalen Unternehmen zu bekommen. Das ist persönlicher und nicht so allgemein wie die Berichte aus dem Internet“, bestätigt Ilaria Lazar, Zehntklässlerin an der Werkrealschule in Weilheim und gemeinsam mit Paula Funkstein eines der ausgezeichneten Teams. Eine der zentralen Zielsetzungen des Wirtschaftspreises: Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, sich frühzeitig mit wirtschaftsrelevanten Themen in der Region zu befassen und sich so auf die Berufswelt vorzubereiten. Die beiden Zehntklässlerinnen hatten für ihre Arbeit bei der Firma Reinert Kunststofftechnik in Bissingen zum Themenschwerpunkt des Fachkräftemangels recherchiert und dafür Interviews mit der Geschäftsführung und weiteren Mitarbeitern des Unternehmens geführt.

„Das Thema Fachkräftemangel hatten wir auch im Unterricht, dazu liest man ständig darüber in der Zeitung, wie schwer sich Unternehmen tun, Fachkräfte und Azubis zu finden“, erzählen Ilaria und Paula. „Bei der Firma Reinert wurde zum Beispiel eine Deutschlehrerin eingestellt, um den rumänischen Fachkräften die Sprache beizubringen“, haben die Mädels erfahren.

Das Sieger-Team der Kirchheimer Alleenschule, bestehend aus den Neuntklässlern Mihaela Iorati, Patrizia Bassolino, George Cristea und Dmytro Vakhitov, befasste sich mit derselben Thematik am Beispiel des Pflegezentrums Kirchheim. „Meine Mutter arbeitet selbst als Altenpflegerin“, berichtet Dmytro Vakhitov. Das Thema Fachkräftemangel und die daraus resultierenden Folgen wie die hohe Belastung vieler Mitarbeitenden in der Pflege kennt der Jugendliche daher aus dem eigenen Familienalltag.

Zu den weiteren Preisträgern zählen als Team Natalie Hartmann und Lisa Hettwer, die die kaufmännische Jakob-Friedrich-Schöllkopf-Schule in Kirchheim besuchen und ihre duale Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement bei der hiesigen Mosolf Gruppe absolvieren. Dort recherchierten die Schülerinnen zur Lieferkettenproblematik und zum Fachkräftemangel und erfuhren, dass Letzteres besonders bei den Berufskraftfahrern ein Thema sei.

Ragna Mühlherr und Pauline Kruse, Schülerinnen der Jahrgangsstufe 1 des Kirchheimer Schlossgymnasiums, überzeugten die Jury ebenfalls mit ihrer Projektarbeit zum Kirchheimer Modehaus Fischer. Die beiden Gymnasiastinnen konnten ihren Preis nicht persönlich entgegennehmen, sie befinden sich derzeit auf Studienfahrten in Paris und Prag. Stattdessen waren ihre Mütter in die Alleenschule gekommen.

Einblicke als Wegbereiter

Das Wissen aus erster Hand zu erlangen, ist ein Aspekt, den Kirchheims OB Pascal Bader, Schirmherr des Wirtschaftspreises, hervorhob: „In meiner Schulzeit war das noch nicht üblich, sich so im Detail mit Wirtschaftsthemen zu befassen oder ein Praktikum in einem Unternehmen zu machen. Es ist sehr positiv, dass sich das gewandelt hat.“

Die zusätzliche Erfahrung darüber, was es lokal überhaupt für Unternehmen gebe, könne nur von Vorteil sein auf dem Weg in die Ausbildung, das Studium und schließlich den Beruf. Hier appellierte auch der Hausherr der Alleenschule, Rektor Thorsten Bröckel, an die zahlreich anwesenden jungen Leute, die Gelegenheit zu nutzen und mit den ebenfalls anwesenden Vertretern lokaler Unternehmen Kontakt aufzunehmen: „Das könnte zum Beispiel die Tür zu einem Praktikum öffnen.“ Thorsten Bröckel lobte ebenso wie Bettina Schmauder, Mitglied der BDS-Projektgruppe, die den Wirtschaftspreis alle zwei Jahre organisiert, die herausragende Leistung aller Teilnehmenden: „Alle sind Gewinner“, betonten beide. Die Verleihung zeige: „Es gibt sehr viele engagierte und motivierte junge Leute, ganz im Gegensatz dazu, wie Jugendliche öffentlich immer wieder dargestellt werden“, ergänzte Julian Feinauer, einer der Vorsitzenden des BDS Kirchheim.

Zu den Laudatoren für die einzelnen Gewinner-Teams zählten Lucia Heffner (Schulleiterin Schlossgymnasium Kirchheim), Thorsten Bröckel (Schulleiter Alleenschule Kirchheim), Corinna Geltz (Lehrerin Werkrealschule Weilheim) und Jens Kaiser (Stellvertretender Schulleiter Jakob-Friedrich-Schöllkopf-Schule Kirchheim). Für den musikalischen Rahmen sorgten Sandra Schöne und Patrick Schwefel, für die Kulinarik das Team des Sulzburghofs.

 

Weitere Informationen gibt es auf der Website www.bds-kirchheim-teck.de.