Kirchheim
Kirchheimer Seniorinnen wollen nicht in einer Diktatur aufwachen

Bewegung Die Initiative zur Kirchheimer Gruppe „Omas gegen Rechts“ ging von der ehemaligen Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker aus.

Foto: privat

Seit Februar stehen sie wacker jeden Samstag Vormittag im oberen Teil der Fußgängerzone von Kirchheim und halten ihre selbst gestalteten Plakate in die Höhe. Sie sind tief besorgt über die Entwicklung in der Gesellschaft und sehen 75 Jahre nach Einführung des Grundgesetztes die Demokratie in Gefahr. „Omas gegen Rechts“ heißt ihre Bewegung und hat sich nach den bundesweiten Veranstaltungen gegen Rechts auch in Kirchheim formiert.

Die Initialzündung kam von der ehemaligen Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker, die einige Frauen aus Kirchheim und Umgebung gewinnen konnte. Sie wollen ins Gespräch kommen mit den Bürgerinnen und Bürgern. „98 Prozent Zuspruch erfahren wir“, schätzt Matt-Heidecker, aber der Rest, meist Männer, sei unbelehrbar, „diese seien sicherlich AfD-Wähler“, mutmaßt sie. „Sie finden das lächerlich, was wir hier veranstalten“. Diese lassen sich auch nicht überzeugen und man kommt nicht zusammen ins Gespräch.

Generell sei es nicht einfach mit Passanten in einen Dialog zu kommen, finden die acht Frauen, der harte Kern, der jede Woche vor dem Wachthaus steht, und sehen Parallelen zu 1933, als sich die Bürger ins Private zurückgezogen hätten. Die Menschen seien verunsichert, hätten Angst und sehen sich in einer gewissen Ohnmacht angesichts der vielen Krisenherde, Krieg und Flüchtlingsproblematik. Die Politik könne keine unmittelbaren Antworten geben, oft würden sie zu schnell in irgendwelchen Talkrunden unüberlegt herausgehauen. Aber es hapert an der Umsetzung.

„Wer in der Demokratie schläft, wacht in der Diktatur auf“ – um das zu verhindern stehen sie Woche für Woche da und haben Initiative ergriffen. Sie betonen, dass sie keinen Wahlkampf machen, sondern Haltung zeigen und Verantwortung übernehmen. „Die Menschen sollen von ihrem demokratischen Wahlrecht Gebrauch machen“ wünschen sie sich, denn im Juni wird ein neues EU-Parlament gewählt und in Sachsen, Thüringen und Brandenburg sind Landtagswahlen. Helga Single