Ein leuchtender Davidstern breitet sich am Donnerstag auf dem Marktplatz aus. Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger sind mit dem Ziel zusammengekommen, ein Zeichen gegen Hass und Antisemitismus zu setzen. Das Datum ist dabei nicht zufällig gewählt: Am 9. November jährte sich die Reichspogromnacht von 1938 zum 85. Mal. „Dieser Tag war ein sehr einschneidendes Erlebnis, da damals die systematische Verfolgung der Juden begann“, sagt Günter Öhrlich, Pastor der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde. Außerdem kritisiert er die aktuellen Entwicklungen. „Das Existenzrecht Israels wird geleugnet, antisemitische Parolen werden in Deutschland gerufen.“ Es sei an der Zeit, gemeinsam ein Zeichen zu setzen.
Im Zuge der Mahnwache auf dem Kirchheimer Marktplatz wird der Opfer der Reichspogromnacht von 1938 gedacht, ferner soll ein Zeichen gegen Antisemitismus im Jahre 2023 gesetzt werden, und es wird an das Leid der vielen Menschen in Israel und Gaza erinnert. Bürgermeister Günter Riemer lobt die große Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger an der Mahnwache. Er bezeichnet den 9. November 1938 als einen der dunkelsten Tage Deutschlands und beklagt, dass sich Jüdinnen und Juden heute in Deutschland wieder unsicher fühlen müssen. Er nennt den 7. Oktober, an dem die Angriffe der Hamas auf Israel begannen, als einschneidendes Ereignis und appelliert an die Menschen, Verantwortung zu übernehmen: „Nie wieder ist jetzt. Es ist Zeit, Flagge zu zeigen.“
Eine Zeit der Stille
Die zehnminütige Zeit der Stille läutet das Schofar – ein traditionelles israelisches Instrument – ein. „Das Schofar wird zu wichtigen Ereignissen geblasen und stellt ein Zeichen des Neubeginns und der Versöhnung dar“, sagt Günter Öhrlich. Im Anschluss an die zehnminütige Gedenkzeit bestücken die Teilnehmerinnen und Teilnehmer den vorgezeichneten Davidstern mit teilweise selbst mitgebrachten oder auf dem Platz zur Verfügung gestellten kleinen Gläsern, in denen jeweils ein Teelicht brennt. Das Ordnungsamt ist zwar vorsichtshalber anwesend, aber die Veranstaltung verläuft friedlich und ohne Vorkommnisse.
Info Die Mahnwache wurde in Zusammenarbeit der Arbeitsgemeinschaft Christliche Kirchen, der Evangelischen Allianz Kirchheim und der Stadt Kirchheim organisiert. So wurde auch das Abschlussgebet gemeinsam vom katholischen Pfarrer Franz Keil und dem evangelischen Dekan Christian Tsalos gehalten.