Noch sind es nur die Plakate in und um Kirchheim, die auf das Sommernachtskino hinweisen. Das ändert sich allerdings in wenigen Tagen: Am Montag, 31. Juli, beginnt nämlich der Aufbau rund um die Martinskirche. Dann
verwandeln sich der Platz zwischen Kirche und Kornhaus in einen Freiluft-Kinosaal und die Wiese zwischen Kirche und Alleenstraße in eine Gastronomiemeile.
Den „letzten Schliff“, das „Sahnehäubchen“ oder auch das „Tüpfelchen auf dem i“ erhält das Areal aber erst am Mittwoch, 2. August, einen Tag vor dem Eröffnungsabend. Dann sind die künftigen Dauergäste wieder aufgefordert, ab 10 Uhr ihre „Palmen“ anzuliefern. „Palmen“ ist der botanisch nicht völlig korrekte Oberbegriff für Topfpflanzen aller Art, die dem Kinogelände ein sommerlich-mediterranes Flair verleihen sollen.
Erfahrene Kinogänger und Palmenlieferanten hegen und pflegen ihre pflanzlichen Lieblinge das ganze Jahr über, um sie auf den besonderen Stress vorzubereiten, dreieinhalb Wochen einen zentralen Platz in Kirchheims Innenstadt zu begrünen. Vom eigenen Wohnzimmer gelangen die Mittelmeer-Urlaubs-Botschafter im August also ins kollektive Wohnzimmer der Menschen, die Kirchheim aus Nah und Fern für einen oder auch mehrere Kinoabende besuchen.
Eine richtige Norm für die „Palmen“ gibt es nicht. Sie sollten „etwas darstellen“, also weder mickrig noch kümmerlich aussehen. Und wenn es sich nicht gerade um buschähnliche Pflanzen, sondern tatsächlich um Palmen oder vergleichbares „Hochgewächs“ handelt, dann gilt seit jeher die Devise, mit der Reimund Fischer sich selbst augenzwinkernd zum entscheidenden Maßstab macht: „Sie sollten auf jeden Fall höher sein als der Kinobetreiber.“
Auf Flair und Ambiente legt Reimund Fischer Wert, seit er vor über 20 Jahren erstmals eine große Leinwand zwischen Max-Eyth-Haus und Martinskirche aufbauen ließ. Bunte Lichter zählen ebenso dazu wie Sonnensegel, Liegestühle oder auch die weißen Decken auf den Biergarnituren. Letztere nimmt der Kinochef jeden Abend mit nach Hause, um sie am nächsten Tag wieder frisch gewaschen verwenden zu können.
Urlaubsstimmung im Kino
Bei den „Palmen“ verhält es sich ein wenig anders: Sie sind mehr als nur Dekoration, die für Gemütlichkeit und Urlaubsstimmung sorgen sollen, die also den Kinogästen die perfekte Kulisse bietet für eine entspannte Auszeit nach Feierabend, für eine Oase im Alltag. Die Pflanzen bieten außerdem noch ein wichtiges Stück Identifikation, weil die stolzen Besitzer regelmäßig nach ihren „Zöglingen“ schauen, die richtige Dosis Sonne oder Schatten für sie aussuchen und sie auch mit genügend Wasser versorgen. Schließlich kommt es auch und gerade im August auf die richtige Pflege an.
Der Lohn für die Mühe und für die Ausleihe sind personenbezogene Kinokarten, die bei Anlieferung im Tauschgeschäft erhältlich sind. Um entsprechend koordinieren zu können, nimmt Reimund Fischer die Anmeldungen persönlich am Telefon entgegen, und zwar ab Samstag, 29. Juli. Wer sich bei ihm unter der Telefonnummer 01 60/97 21 60 56 melden und eine passende Pflanze anbieten möchte, muss den Wecker am Samstag aber nicht bereits auf Zeiten rund um die Morgendämmerung stellen: Der Kinobetreiber nimmt in diesem Fall das Telefon nicht vor 8 Uhr ab. Da 50 Anrufer berücksichtigt werden, gibt es also auch später am Tag noch die Chance, die eigene Art von „Palme“ noch an den Mann zu bringen.
Reimund Fischer jedenfalls freut sich über die Pflanzenlieferungen wie auch über jedes andere kleine Detail, das aus dem Gelände rund um die Martinskirche für 25 Ferientage das Kirchheimer Sommernachtskino entstehen lässt: „Das mit den Palmen ist für viele Leute ein wichtiges Ritual, wie auch jeder einzelne Abend bei uns auf dem Kirchplatz. Solche Rituale sind wichtig: Sie bereichern den Alltag, den Jahresverlauf wie auch das gesamte Leben.“
Das Programm und Tickets im Online-Vorverkauf sind im Internet unter der Adresse https://sommernachtskino.com/ zu finden.