Kirchheim
Kirchheimer Stadtwerke bauen aus

Erweiterung In der Hans-Böckler-Straße sollen alle Mitarbeiter der Stadtwerke künftig gemeinsam untergebracht sein. Der Anbau kostet 3,8 Millionen Euro. Von Andreas Volz

Der Ausbau der Kirchheimer Stadtwerke in der Bohnau nimmt immer klarere Formen an - zumindest auf dem Papier. Allerdings steigen auch die Kosten von Schätzung zu Schätzung: War im Mai noch von 2,8 Millionen Euro die Rede, sind es nun bereits 3,3 Millionen Euro, die für die kleinere Erweiterung, mit Erd- und einem Obergeschoss, anfallen. Angesichts dieser Summe ist es kein Wunder, dass sich der Gemeinderat gleich für den Vollausbau entschieden hat: Ein zweites Obergeschoss bringt kaum noch zusätzliche Kosten mit sich. Die Gesamtsumme beläuft sich dann auf 3,8 Millionen Euro.

An den beiden Gründen für den Ausbau hat sich seit Mai dagegen nichts geändert: Einerseits brauchen die Stadtwerke mehr Platz, weil sie ihre Geschäftsfelder ausweiten sollen. Andererseits geht es darum, den technischen Betrieb und die Verwaltung an einem Standort zusammenzuführen. Bislang ist die Verwaltung - die kaufmännische wie auch die technische - im Technischen Rathaus in der Alleenstraße untergebracht. Wenn die Stadtwerke dort ausziehen, erläutert Geschäftsführer Martin Zimmert, ist das auch hilfreich, um der Raumnot der Stadtverwaltung zu begegnen.

Ob nur ein Obergeschoss oder gleich deren zwei: An der Bauausführung und an der Ausstattung würde das nichts ändern. Einziges denkbares Problem, das Martin Zimmert anspricht: „Wenn wir das zweite Obergeschoss erst in zehn Jahren draufsetzen, haben wir es sicher mit veränderten Bauvorschriften zu tun.“

So allerdings ist der Zeitplan viel näher an der Gegenwart: Der Baubeschluss soll bereits jetzt im Juli fallen. Baubeginn wäre dann voraussichtlich in einem Jahr, im Januar 2021. Der geplante Standard entspricht dem aktuellen Stand des umweltgerechten Bauens: Holzbauweise, Photovoltaik sowie regenerative Energien für Heizung, Kühlung und Lüftung - und das auch noch kombiniert mit Wärmerückgewinnung.

„Das wird ein Leuchtturmprojekt“

Architekt Ralf Pimiskern vom Kirchheimer Planungsbüro Bankwitz kommt beim Aufzählen der Vorteile regelrecht ins Schwärmen: „Das wird ein nachhaltiges Leuchtturmprojekt.“ Beim Niedrigenergiestandard wird die KfW-Effizienzangabe 55 um ganze 25 Prozent unterschritten. Für den Neubauteil soll sich eine CO2-neutrale Jahresbilanz erreichen lassen, und durch das Oberlicht ist es sogar überwiegend möglich, auf Kunstlicht verzichten.

Eine Art Ritterschlag verpasste Grünen-Stadtrat Michael Attinger der Planung für den Erweiterungsbau in der Hans-Böckler-Straße: „Damit werden alle unsere Forderungen umgesetzt.“ Ähnlich, aber etwas zurückhaltender äußerte sich Dieter Franz Hoff (CDU) im Gemeinderat: „Es ist klar, dass die Stadtwerke bei der Energieeffizienz Vorreiter sein müssen.“

Aber nicht nur beim Energiestandard herrschte große Einigkeit, sondern auch bei der Frage, ob das zweite Obergeschoss von Anfang an eingeplant werden soll. Die Möglichkeit, die Räume erst einmal zu vermieten, bevor die Stadtwerke sie selbst benötigen, war in diesem Fall sicher ein wichtiges Argument. Trotzdem waren alle Redner einhellig der Meinung, dass das gar nicht nötig sein wird: Die Stadtwerke dürften mit ihren Aufgaben und damit auch mit dem benötigten Personal so schnell wachsen, dass sie das zweite Obergeschoss schon selbst brauchen dürften, sobald es bezugsfertig ist.

Einzig Hans Kiefer (CIK) hat in diesem Fall Bedenken, aber die gehen in eine ganz andere Richtung: „Das zusätzliche Personal müssen wir erst einmal bekommen, und da bereitet mir der Arbeitsmarkt doch deutlich mehr Schmerzen als der Neubau.“