Seit 1980 kümmern sich die Mitglieder der Kirchheimer BUND-Gruppe um den Schutz der Umwelt und die Pflege der Landschaft. Doch in letzter Zeit ist es zunehmend zu Differenzen mit dem Landesverband Baden-Württemberg gekommen und zuletzt war die Stimmung bei den Kirchheimern richtig im Keller.
Der Stein des Anstoßes liegt fast drei Jahre zurück, etwa elf Kilometer von Kirchheim entfernt, in Lenningen. Als dort im Frühjahr 2021 ein ehemaliges Mitglied aus Kirchheim einen neuen Ortsverband gründet, wollen die aktiven Kirchheimer Mitglieder das verhindern. „Er war für seine Wutausbrüche bekannt“, sagt Martin Dieterich über den Initiator. Zwei Aktive haben beim Landesverband interveniert, doch die Verantwortlichen dort schlossen eine Rücknahme der Gruppengründung aus. „Der Verband verbuchte die Gruppengründung unter Corona-Bedingungen als Erfolg und lobte dies ausdrücklich im Verteiler“, sagt Dieterich. Dass sich die Gruppe darüber auflösen will, überrascht die Landesvorsitzende Sylvia Pilarsky-Grosch daher nicht. „Wir wussten das“, sagt sie auf Nachfrage des Teckboten.
Corona-Demo bringt Fass zum Überlaufen
Das Fass zum Überlaufen bringt für die Kirchheimer Gruppe schließlich die Veranstaltung „Solidarität statt Spaltung“, die im Januar 2022 in Kirchheim stattfindet. Die Ortsgruppe lehnt einen Aufruf zur Mitwirkung ab. Beim BUND habe es Leute gegeben, die sich nicht impfen lassen wollten, erzählt Martin Dieterich. Dass die dann auf Demos als rechtsradikal abgestempelt werden, missfällt ihm und den Kirchheimer Mitgliedern. Im Landesverband sieht man das offensichtlich anders: „Ohne Abstimmung mit der BUND-Ortsgruppe schickt die Landesvorsitzende ein Schreiben an den Veranstalter, in der sie das Verhalten der Ortsgruppe kritisiert und als untypisch für die Haltung des BUND charakterisiert wird“, sagt Dieterich.
Ein Streitpunkt zwischen Verband und Ortsgruppe hat mit der Energiewende zu tun. „Wir setzen uns vor Ort für den Ausbau der Windenergie stark ein, da hatte die Ortsgruppe eine andere Auffassung“, sagt Sylvia Pilarsky-Grosch. Dagegen habe man bei der geplanten Ansiedlung von Cellcentric in Weilheim gut zusammengearbeitet, meint sie. Martin Dieterich führt dagegen an, dass der Landesverband auch billigend Freiflächenphotovoltaik auf landwirtschaftlichen Flächen in Kauf nimmt. Flächenerhalt versus Freiflächenphotovoltaik: „Das ist ein Zielkonflikt“, stellt Volker Osdoba, ehemals zweiter Vorsitzender, klar. Dabei stehen die Kirchheimer BUND-Kritiker klar für Flächenerhalt.
Weiter stört Dieterich und seine ehemaligen Vorstandsmitglieder Robert Poremba und Volker Osdoba, dass es keine Kritik des BUND an Vorstellungen zu unbegrenzter Zuwanderung gegeben hat. „Es fehlt die Auseinandersetzung mit dem Thema Bevölkerungsgröße aus grundlegendem Faktor für die Inanspruchnahme von Ressourcen.“ Denn damit gehe auch eine Umweltbelastung einher.
Doch ihr Kernthema, den Landschaftsschutz, wollen die Ex-BUNDler weiterverfolgen und haben bereits Ende 2023 den Verein Initiative Bodenschutz und Biodiversität (IBBD) gegründet. Nun soll bald die Hauptversammlung stattfinden, um offiziell die Aktivitäten starten zu können. „Wir haben modellhafte Standorte geschaffen, die wollen wir nicht aufgeben“, sagt Martin Dieterich. Man sei ohnehin die aktivste Ortsgruppe gewesen, im Kreisverband gebe es zwei aktive Mitglieder. Und für den Erhalt von Naturflächen und Amphibien wolle man sich weiter einsetzen: „Fläche ist wichtig.“
Für die Landesvorsitzende bleibt der Vorgang ein Kuriosum. „Ich kenne keinen anderen Fall“, sagt Sylvia Pilarsky-Grosch und fügt hinzu: „Es wäre auch nicht nötig gewesen. Wenn man unzufrieden ist mit dem Landesverband, kann auch nur der Vorstand der Ortsgruppe zurücktreten.“ Das hat für den Landesverband auch finanzielle Auswirkungen haben: Das Umweltzentrum Kirchheim müsste nun der Verband unterstützten, das hat bislang die Ortsgruppe gemacht, mit ihren Einnahmen aus Landschaftspflegearbeiten. Die fallen künftig für den BUND weg.
Dennoch geht die Arbeit in der Teckstadt weiter: das BUND-Umweltzentrum in der Max-Eyth-Straße 8 existiert weiterhin, sie arbeitet aber jetzt mit dem BUND-Kreisverband Esslingen weiter.
Aktualisiert am 9.2.2024