Kirchheim
Kirchheimer unter Terrorverdacht

Rechtsextremismus Der Unternehmer Michael B. soll einer der Köpfe der Terrorzelle sein, die Ermittler bei einer bundesweiten Razzia am Freitag festgenommen haben. Von Bernd Köble und Frank Hoffmann

In den frühen Morgenstunden am vergangenen Freitag ging alles ganz schnell. Ermittler der Bundespolizei durchsuchten das Wohnhaus von Michael B. am Rande der Innenstadt, nahmen den Kirchheimer vorläufig fest und fuhren anschließend mit ihm nach Ötlingen, wo die Fahnder Geschäftsräume unter die Lupe nahmen. B. wird verdächtigt, einer der Köpfe der rechten Terrorzelle zu sein, die seit ihrem Gründungstreffen im September in Alfdorf von der Polizei observiert worden war. In Verbindung mit der „Gruppe S.“ stellten die Beamten, wie berichtet, am Freitag bei einer bundesweiten Razzia Waffen sicher und nahmen zwölf Verdächtige fest. Vier davon sollen zum harten Kern der rechten Terrorzelle gehören, die Anschläge auf Politiker, Asylsuchende und auf sechs Moscheen in kleineren Städten geplant haben sollen. Die Ermittler gehen davon aus, dass es das Ziel der Gruppe war „bürgerkriegsähnliche Zustände“ herbeizuführen und das Land ins Chaos zu stürzen.

Kennengelernt hatten sich die mutmaßlichen Rechtsterroristen über geschlossene Chat-Gruppen im Internet. Die Hauptverdächtigen wurden in Karlsruhe dem Ermittlungsrichter vorgeführt und sitzen seitdem in Untersuchungshaft, darunter auch Michael B.

Der 48-Jährige ist Familienvater und in Kirchheim aufgewachsen. Er ging hier zu Schule und trieb Sport im Verein. Bekannte beschreiben ihn als sportlich ausgesprochen talentiert, durchsetzungsstark und charismatisch. Ein mitunter schwieriger Typ, der durch seine Kreativität auffiel. „Einer, der sagt, wo es langgeht“, wie ihn ein Bekannter beschreibt. Seit etwa drei Jahren betreibt Michael B. mit einem Geschäftspartner einen Zwei-Mann-Betrieb in Ötlingen, der Kleinaufträge für die Metallbranche erledigt. B.s‘ Geschäftspartner wurde von den Vorgängen am Freitag offenbar völlig überrascht. Er müsse nun schauen, dass er seine Firma schütze und der Betrieb weiterlaufe, sagte er gestern am Telefon. Im Polizeipräsidium in Reutlingen, das auch für den Kreis Esslingen zuständig ist, geht man bisher nicht davon aus, dass Kirchheim zum Zentrum einer rechten Szene geworden ist. Dafür gebe es im Moment keinerlei Anzeichen, teilt die Polizei mit.

Ein Sprecher der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe bestätigte gestern gegenüber dem Teckboten, dass sich bei der Razzia die Verdachtsmomente gegen die Beschuldigten erhärtet haben. Vier von ihnen, darunter Michael B., wird vorgeworfen, eine rechtsterroristische Vereinigung gegründet zu haben. Die acht anderen Festgenommenen sollen zugesagt haben, die rechte Terrorzelle finanziell und mit Waffen zu unterstützen oder bei den geplanten Anschlägen mitzuwirken. Ob bei den Durchsuchungen in Kirchheim auch Waffen gefunden wurden, wollte der Vertreter der Ermittlungsbehörde nicht sagen.