Seit 25 Jahren gibt es das Unternehmerinnen-Netzwerk „Frauen Unternehmen“ in Kirchheim. Eine stolze Zahl, finden Macherinnen vom Vorstand. „Am Anfang war es ein loses Zusammenkommen von Unternehmensgründerinnen, um sich bei regelmäßigen Treffen gegenseitig zu unterstützen. Schnell haben die Frauen gemerkt, dass das mehrere interessiert – und so wurde der Verein gegründet“, erzählt Irmela Gaber, Vorstandsvorsitzende von „Frauen Unternehmen“.
Wir Frauen müssen uns vernetzen und austauschen und gegenseitig stärken.
Irmela Gaber
Es ist ein Netzwerk aus selbstständigen Unternehmerinnen, Frauen in Führungspositionen und Gründerinnen. „Wir sind Frauen, die gern selbstständig denken. Das ist eine Art Überschrift für uns“, sagt Schatzmeisterin Michaela Bracher. In der Regel treffen sie sich jeden zweiten Donnerstag im Monat im Gasthaus Teckkeller. „Jede kann kommen, es ist ein offenes Netzwerktreffen“, erklärt Irmela Gaber. Manchmal kommen Referenten, wobei die Themen Teaser für eine Art Seminar sein können. So fand beispielsweise ein KI-Seminar statt, um die Thematik zu vertiefen und zu zeigen, was alles möglich ist – und wo die Grenzen für die einzelnen Branchen liegen. Bei verschiedenen Übungen zeigte sich, wo die Frauen hängen geblieben sind, wie die Programme arbeiten und zu bedienen sind. „Wie trete ich auf, wie geht gute Kommunikation?“, auch das war schon Thema.
„Wenn Probleme anstehen, sind wir füreinander da. Man kann verschiedene Meinungen dazu hören“, sagt Michaela Bracher. Wer sich beruflich verändern möchte, findet hier auch einen Ideenpool. „Wir kommen aus ganz unterschiedlichen Branchen, deshalb sind unsere Sichtweisen und Ideen sehr verschieden, wenn wir uns zusammensetzen“, so Michaela Bracher. Es gibt keine Verpflichtung, jedes Mal zu kommen. „Manche schaffen es nur einmal im Jahr, aber wir sind trotzdem verbunden.“ Die Mitglieder des Vereins kommen aus den unterschiedlichsten Branchen, beispielsweise Architektur, Werbung, Bildhauerei, Frisörhandwerk, Kunsttherapie, Steuerberatung und Coaching.
Besuch bei „Wühli“ in Schorndorf
„Wir machen viel für unsere Mitglieder. Das geht über Fördern hinaus. So machen wir Ausflüge, wie in den Landtag auf Einladung von Andreas Schwarz, und mehrtägige Ausflüge wie zum Unesco-Welterbe Zollverein in Essen“, erklärt Irmela Gaber. Spätestens im Januar steht das Jahresprogramm. Fester und wichtiger Bestandteil: Jedes Jahr wird ein frauengeführtes Unternehmen besucht. „Das machen wir schon lange, und mittlerweile ist es schwierig, eine Firma zu finden, denn allzu weit weg sollte es nicht sein“, sagt die Vorsitzende. Beide Frauen schwärmen noch heute von ihrem Besuch bei Antje von Dewitz, seit 2009 Geschäftsführerin des Outdoor-Ausstatters Vaude in Obereisenbach bei Tettnang. „Sie hat konsequent die Idee der Nachhaltigkeit umgesetzt, allen Unkenrufen zum Trotz. Sie ist eine Vorbildunternehmerin, die mit absoluter Freude ihre Arbeit macht“, erzählt die Vorsitzende. Eindrücklich war auch die Firma „CeGaT“ in Tübingen, ein Anbieter genetischer Diagnostik. „Saskia Biskup betreibt Genforschung für den Menschen. Das ist ein richtiges Leuchtturmprojekt. Innerhalb weniger Jahre hat das Unternehmen rund 300 Mitarbeiter“, sagt Irmela Gaber. Die Kirchheimer Frauen waren im Wühli in Schorndorf. Der Laden hat Kult-Status und ist einer der größten Second-Hand-Läden Deutschlands. Im März gab Eve Neubold-Sigel, Geschäftsführerin der Bäckerei Scholderbeck, bei der Besichtigung einen Einblick in die Abläufe des Betriebs. „Wir lernen jedes Mal dazu, weil es so unterschiedliche Betriebe und Persönlichkeiten sind. Sie erzählen aus ihrem Geschäftsleben und mit welchen Problemen sie zu kämpfen haben“, erzählt Michaela Bracher.
Frauen in Führungspositionen haben immer noch mit bestimmten Problemen zu kämpfen. „Sie haben sich im Laufe der Zeit geändert und werden langsam weniger“, erklärt die Schatzmeisterin. Vieles sei branchenabhängig. „Die klassischen Industriebetriebe und mittelständischen Unternehmen sind immer noch patriarchal geprägt. Die ,gläserne Decke‘ verhindert weiterhin, dass Frauen in Top-Positionen kommen“, kritisiert Irmela Gaber. Als Grund nennt sie, dass Männer ältere Netzwerke haben und sich untereinander empfehlen. Frauen dürfen erst seit 1977 ihren Arbeitsplatz ohne Genehmigung des Ehemanns wählen. „Da waren die Männer schon lange in den Top-Führungsetagen etabliert. Wir Frauen müssen das jetzt alles aufholen, uns vernetzen und austauschen und gegenseitig stärken. Genau deshalb gibt es unseren Verein“, verdeutlicht die Vorsitzende. „Frauen Unternehmen“ ist auch Teil von „Forum Frauennetzwerke der Region Stuttgart“, das seit 2019 besteht und jährlich einen Empfang veranstaltet. „400 Frauen kommen da zusammen. Das ist toll und imposant. Wir haben dazu das kleine Pendant in Kirchheim mit dem Frauen-Wirtschafts-Tag“, sagt Irmela Gaber nicht ohne Stolz.
Wie kann Unternehmensnachfolge gelingen?
Der nächste Frauen-Wirtschafts-Tag in Kirchheim findet am Donnerstag, 17. Oktober, um 19 Uhr in der Volksbank am Marktplatz statt, Einlass ist um 18.30 Uhr. Die Veranstaltung trägt den Titel „#Nachfolge#Nachhaltig#Gestalten“ und ist offen für alle, auch Männer sind willkommen.
Wie kann eine gelingende Unternehmensnachfolge aussehen? Welche besonderen Herausforderungen gilt es dabei zu meistern? Dies erfahren die Gäste im Rahmen der Podiumsdiskussion mit der Möglichkeit zum intensiven Erfahrungsaustausch. Ergänzend zu den Ausführungen der beiden Unternehmerinnen stehen Spezialistinnen der IHK, der Handwerkskammer und der Volksbank zu Fragen der Nachfolgeregelung zur Verfügung.
Auf dem Podium sind Friederike Lenhart von der Kirchheimer Firma Leki und Nina Kröner-Paschen von der Hochdorfer Firma Kröner, Systemanbieter für Abdichtungstechnik.
Organisiert wird die Kirchheimer Veranstaltung in Rahmen der baden-württembergischen Frauenwirtschaftstage schon seit vielen Jahren vom Netzwerk „Frauen-Unternehmen“, der Stadt Kirchheim mit der Wirtschaftsförderung, der Vokshochschule Kirchheim, der Beauftragten für Chancengleichheit der Agentur für Arbeit Göppingen und dem Netzwerk Fortbildung, Regionalbüro für berufliche Fortbildung. ih