Anerkennung
Kirchheims Bürgermeisterin Christine Kullen empfängt Veteranen im Rathaus

Am 15. Juni ehrt Deutschland seine Veteranen und zollt Menschen Anerkennung und Respekt, die in der Bundeswehr Dienst getan haben, egal ob in einer kämpfenden Einheit oder auf der Schreibstube.

Kirchheims Bürgermeisterin Christine Kullen zollte den Veteranen beim Empfang im Sitzungssaal des Rathauses ihren Respekt. Foto: Helga Single

Vergangenes Jahr wurde von einer fraktionsübergreifenden Mehrheit der Parteien CDU/CSU, SPD, Bündnis 90/Die Grünen und der FDP durch einen Beschluss zu einem Veteranentag das Bekenntnis zur Bundeswehr bekräftigt. Bringt er doch Anerkennung und Wertschätzung für die Menschen, die Dienst fürs Vaterland tun und getan haben. Statt aufwendiger Paraden finden ab diesem Jahr am 15. Juni bundesweit bürgernahe Infotage mit Lesungen, Konzerten und Podien statt. Kirchheims Bürgermeisterin Christine Kullen empfing im Sitzungssaal des Rathauses eine Delegation des Veteranenvereins Kirchheim unter Teck unter Vorsitz von Oberst der Reserve Roller.

Lange Zeit wurde der Begriff in Deutschland kritisch beargwöhnt, war er doch, anders als in anderen Ländern, mit dem langen Schatten der Vergangenheit verknüpft – mit der Wehrmacht und dem Elend der Kriegsheimkehrer aus den beiden Weltkriegen. Erst die Auslandseinsätze der Bundeswehr ab den 1990er Jahren auf dem Balkan, in Afghanistan oder dem Sudan brachten den Leistungen der einzelnen Soldaten Akzeptanz in der Bevölkerung. Ein Tag wie dieser rücke die Leistungen der Bundeswehr in den Mittelpunkt des Interesses. „Er macht die Arbeit und das hohe Engagement der Soldatinnen und Soldaten erst sichtbar. Sie sind es, die sich mit Leib und Leben für unserer Sicherheit einsetzen, die zu Friedenseinsätzen ausrücken und mit ihrem internationalen Krisen- und Konfliktmanagement zur Stabilisierung von Frieden auf der Welt beitragen“, so Christine Kullen.

Verständnis für die Aufgaben der Bundeswehr

Der Veteranentag leiste damit einen Anteil, dass das Verständnis für die wichtigen Aufgaben der Bundeswehr wieder wachse. „Gerade bei Katastrophen profitieren wir im zivilen Umfeld von der militärischen Erfahrung der aktiven Soldatinnen und Soldaten sowie Reservisten“, erklärte die Bürgermeisterin. Im Ahrtal sei Know-How der Bundeswehr gefragt gewesen, genauso wie in der Corona- Pandemie zur Kontaktnachverfolgung.

Schlimm ist für Oberst d. R. Roller, dass ausgerechnet ein Angriffskrieg Russlands die öffentliche Wahrnehmung für die Bundeswehr geschärft habe, nach vielen Jahrzehnten der Verunglimpfung der Kameraden in der Öffentlichkeit. Man erinnere sich noch allzu gut an die öffentlichen Diskussionen um die verschiedenen Gerichtsentscheidungen, nach denen die Verwendung des Tucholsky-Satzes „Soldaten sind Mörder“, straffrei blieb. So hätten Demonstranten 1995 versucht, verschiedene Gelöbnisse und Zapfenstreiche anlässlich des 40. Geburtstags der Bundeswehr durch „Mörder“- und „Tucholsky!“-Rufe zu stören.

Debatte über eine zukunftsfähige Bundeswehr

Als Reaktion auf die Beschlüsse des Bundesverfassungsgerichts sowie auf diese Geschehnisse forderten die regierenden Parteien CDU/CSU und FDP, einen gesonderten Ehrenschutz der Bundeswehrsoldaten im Gesetz zu verankern. Da komme der Veteranentag zur rechten Zeit und füge sich nahtlos ein in eine sicherheitspolitische, gesellschaftliche Neuausrichtung der Bundeswehr, die mit der Zeitenwende des Exbundeskanzlers Olaf Scholz angekündigt worden war. Eine starke Militarisierung auf der ganzen Welt und die Ausbreitung von Nationalismus weltweit, untergrabe Demokratien, fördere aber eine Debatte über eine zukunftsfähige Bundeswehr, in der die allgemeine Dienstpflicht in den Fokus rückt. Und wer ist glaubwürdiger als Veteranen, die ihre Verwurzelung in der Zivilgesellschaft haben und authentisch und erfahren über ihre Erlebnisse berichten können?

Die Bundeswehr benötigt 60.000 Soldatinnen und Soldaten

An zehn Standorten deutschlandweit lädt die Truppe jedes Jahr zum „Tag der offenen Bundeswehr“ ein, damit Besucherinnen und Besucher einen Blick hinter die Kulissen werfen und die Truppen hautnah bei ihrer Arbeit erleben können. Der Tag dient aber nicht nur der selbstlosen Repräsentation, sondern auch dazu, dem Nachwuchs das Leben bei der Armee näherzubringen. Laut Verteidigungsminister Boris Pistorius benötigt die Bundeswehr 60.000 Soldatinnen und Soldaten mehr, um die Wehrtüchtigkeit Deutschlands zu erreichen. Nach Angaben seines Ministeriums vom März dienen derzeit rund 182.000 Männer und Frauen in Uniform.

Der Verband der Reservisten der Deutschen Bundeswehr ist mit rund 110.000 Mitgliedern die größte Vereinigung ehemaliger Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr. Er wurde 1960 in Bonn gegründet. Der Reservistenverband Kirchheim unter Teck hat rund 60 Mitglieder. Jeder kann ihm beitreten. An verschiedenen Kasernen-Standorten werden Übungen im Schießen mit unterschiedlichen Waffengattungen oder Orientierungsmärsche absolviert. Treffpunkt zum allgemeinen Meinungsaustausch ist jeder dritte Donnerstag im Monat im Teckkeller in Kirchheim, Neuzugänge sind willkommen.