Kirchheim
Kirchheims Freibad meldet Ruhe trotz Besucheransturm

Sicherheit Im Bad an der Jesinger Straße arbeiten die Bademeister seit 2016 mit Security-Personal zusammen. Das Konzept hat sich bewährt, zeigt ein Ortsbesuch. Von Thomas Zapp

Unter dem roten Polo-Shirt erkennt man eine kräftige Statur, der kahl rasierte Kopf glänzt unter der prallen Sonne. Christian Hummel verschafft sich durch sein Auftreten durchaus Respekt und tut dies im Kirchheimer Freibad mit einer kurzen Unterbrechung seit 2016. Damals war das Kirchheimer Freibad bundesweit in die Schlagzeilen gekommen, als eine Gruppe arabisch-stämmiger Männer mehrere junge Frauen im Bad belästigte, anschließend die eingetroffenen Polizisten beleidigte und sich mit ihnen ein Handgemenge lieferte.

Die Stadt hatte nach dem Vorfall umgehend einen Sicherheitsdienst eingesetzt und ihn bis heute beibehalten. Zwei Mitarbeiter der Security unterstützen seitdem regelmäßig das Team von Betriebsleiter Moritz Heitel. Das Bademeisterteam besteht aus vier fest angestellten Schwimmmeistern und je nach Bedarf aus weiteren Rettungsschwimmern, die angefragt werden können.

Die Präsenz der Security liegt aber nicht daran, dass sich die Situation verschlimmert habe - im Gegenteil. „Es ist eher ruhiger geworden“, sagt Moritz Heitel. Der Grund sei ein anderer: „Dadurch haben die Bademeister einfach mehr Zeit, ihrer eigentlichen Arbeit nachzugehen.“ Denn wenn sie auf den weitläufigen Wiesen des 24 000-Quadratmeter-Areals die Augen aufhalten müssten, könnten sie ihrer eigentlichen Arbeit nicht nachkommen: Für Sicherheit im 50-Meter-Becken mit Sprungturm und dem 25-Meter-Nichtschwimmerbecken sorgen.

Damit stehen die Kirchheimer im Landkreis nicht allein: Auch in Göppingen und Geislingen sorgen Sicherheitskräfte zusätzlich für Ordnung. „Auch im Filderado in Stuttgart gibt es das“, weiß Mortiz Heitel. Er findet daran auch nichts Bedenkliches. Auch wenn bundesweit wieder Fälle publik geworden sind, von Pöbeleien, Auseinandersetzungen und sogar einem Polizei-Großeinsatz in Düsseldorf. Das alles ist in Kirchheim kein Thema. „Das hält sich hier alles in Grenzen“, sagt Christian Hummel.

Seine tägliche Arbeit habe vor allem mit kleineren Verstößen zu tun, etwa wenn Kinder auf Liegewiesen unerlaubterweise Fußball spielen oder trotz Ermahnung immer wieder vom Beckenrand ins Wasser springen. „Oder wenn jemand über den Zaun hüpft“, sagt Christian Hummel. Die intern „Zaungäste“ genannten Schwarzbader erschleichen sich im strafrechtlichen Sinne Leistungen. In solchen Fällen wird häufig die Polizei gerufen. Gegen acht Wiederholungstäter sind in diesem Jahr bereits Hausverbote ausgesprochen worden. „Auch das ist im Rahmen zu diesem Zeitpunkt der Saison“, sagt Moritz Heitel. Der Schwimmmeister betont aber auf Nachfrage, dass am Eingang keine Fotos der Betroffenen aushängen. „Die Mitarbeiter kennen diejenigen“, sagt er. Überwiegend handelt es sich dabei um Jugendliche.

„Das Team hier ist gut eingespielt und das Modell hat sich bewährt“, sagt Kirchheims Pressesprecher Dennis Koep, „deswegen haben wir entschieden, es so zu lassen.“ Denn tatsächlich habe es seit den Vorfällen im Jahr 2016 keine Vorfälle in größerem Ausmaß mehr gegeben. In diesem Jahr sorgte lediglich der Fall eines 15-Jährigen für Aufsehen, der die Tür einer Umkleidekabine geöffnet hatte, in dem sich ein 14 Jahre altes Mädchen gerade umzog. Angeblich habe er sie auch unsittlich angefasst, bevor ein Freund des Mädchens zur Hilfe eilte. Nun gelten solche Fälle nicht als Zeichen für eine zunehmende Verrohung, wie es Fälle in Großstädten nahelegen. Ob es auch ohne die Präsenz des Sicherheitsdienstes so ruhig wäre, lässt sich freilich nicht feststellen. Während der Anwesenheit des Redakteurs kommen zwei Mädchen mit einem Problem. Ein Schließfach lässt sich nicht öffnen, weil der Schlüssel abgebrochen ist. Hier weiß Moritz Heitel Abhilfe, das ist sein täglich Brot. Für die Hitzetage erwartet der Schwimmmeister einen weiteren Ansturm. „Der bisherige Rekord liegt bei 4075 Badegästen am Tag. Das wird sicher noch mehr. Wir freuen uns aber darauf, macht mal schön Werbung für uns“, sagt er und begibt sich wieder auf Beobachtungsposten, ebenso wie die Rothemden der Security.