Kirchheim. Es ist ein ehrgeiziges Ziel: Heizen in Kirchheim soll keine Treibhausgas-Emissionen mehr ausstoßen. Für die Zukunft ist ausschließlich klimaneutrale Wärme vorgesehen. Das kann funktionieren, weil irgendwann keine fossilen Energieträger mehr erlaubt sind. Die Ziellinie soll 2040 überquert werden. Wer das hört, mag sich denken, dass das noch lange hin ist – weil es immerhin noch ganze 18 Jahre dauert und weil bis dahin noch viel Lindachwasser in die Lauter fließt. Andererseits ist es aber eine Revolution, was Heizen und Wärmeenergie betrifft. Und wenn man bedenkt, was dazu alles umgebaut und ausgetauscht werden muss, auch in Privathäusern, bleibt auch das Jahr 2040 als Ziellinie sehr ehrgeizig.
Kirchheim hat sich das freilich nicht selbst ausgedacht. Die kommunale Wärmeplanung sei eine Pflichtaufgabe für alle größeren Kommunen im Land, sagte Tobias Nusser von der Stuttgarter Ingenieurgemeinschaft EGS-Plan im Gemeinderatsausschuss für Infrastruktur, Wohnen und Umwelt. Sein Büro ist mit der kommunalen Wärmeplanung für Kirchheim beauftragt. Abgeschlossen sind bereits die Bestands- sowie die Potenzialanalyse.
Im Bestand gibt es in Kirchheim derzeit 19 821 Wohnungen in 8 505 Wohngebäuden. Die Wohnfläche pro Wohneinheit liegt bei 91 Quadratmetern, was wiederum rund 44 Quadratmetern pro Einwohner entspricht. Von den Heizungen wiederum sind 29 Prozent älter als 25 Jahre und 13 Prozent jünger als fünf Jahre. 40 Prozent der Gebäude sind ans Gasnetz angeschlossen – was wiederum für die Zukunft keine so große Rolle spielen dürfte, denn Erdgas sollte als fossile Energiequelle früher oder später ausscheiden.
Solarthermie und Erdwärme
Was das Potenzial betrifft, nannte Tobias Nusser „lokal vertretene erneuerbare Energien“. Da setzt sein Büro vor allem auf Solarstrom, wobei eine gewisse Einschränkung gilt: „Solarthermie hat ihre Stärke im Sommer“ – also zu einer Zeit, in der eher weniger geheizt wird. Trotzdem lasse sich über PV-Anlagen eine Wärmepumpe betreiben. Die Wärmepumpe wiederum bezeichnete Tobias Nusser als „zentrales Element bei der Wärmeversorgung“.
Die andere Alternative sind Erdwärmesonden, die auch für die dezentrale Versorgung geeignet sei. Vergleichsweise hohes Potenzial biete außerdem die neue Abwasser-Technologie. Eine Idealvorstellung für die Umstellung der Heizanlagen besteht in Quartierswärmenetzen. Was die Privathäuser betrifft, kann die Stadt aber weniger Vorschriften machen als vor allem Anreize schaffen – über entsprechende Fördermittel des Landes. Andreas Volz