Kirchheim
Klimawandel: Was kann ich tun?

Umwelt Die Auswirkungen des Klimawandels beschäftigen die Menschen auch in der Region. Der Kurs „Klima.fit“ zeigt auf, was man selbst im Alltag verändern kann. Von Heike Siegemund

Lieber das Fahrrad nehmen und das Auto stehen lassen: Vieles, was wie Verzicht aussieht, ist eher ein Gewinn. Foto: Markus Brändli

Wie kann man in seinem eigenen Umfeld aktiv dem Klimawandel begegnen? Welche Möglichkeiten gibt es, gemeinsam zu handeln? Und welche Aktivitäten sind bereits in der Kommune Realität? Um solche und weitere Fragen zum Thema Klimaschutz und -anpassung geht es im Kurs „Klima.fit – Klimawandel vor der Haustür! Was kann ich tun?“ der Kirchheimer Volkshochschule (Vhs) in Kooperation mit der Stadt Kirchheim.

„Der Klimawandel wird immer spürbarer. Das beschäftigt die Menschen“, weiß die Klimaschutzmanagerin der Stadt Kirchheim, Dr. Beate Arman. Sie hatte die Idee, sich an der Aktion, die bundesweit an Vhs-Standorten stattfindet, zu beteiligen und ging deshalb auf die Leiterin der Kirchheimer Volkshochschule, Dr. Iris-Patricia Laudacher, zu. Wie viele weitere Städte aus ganz Deutschland hat sich die Teckstadt daraufhin beworben und den Zuschlag erhalten. Entwickelt haben den Kurs der WWF Deutschland und der Helmholtz-Forschungsverbund Regionale Klimaänderungen und Mensch. Gefördert wird das Projekt vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative.

An sechs Kursabenden werden die Teilnehmenden mit den wissenschaftlichen Grundlagen zum Klimawandel und -schutz vertraut gemacht. Der Fokus liegt auf Veränderungen, die der Klimawandel global, in Deutschland und in der Region herbeiführt. Der Kurs soll Anregungen zum gemeinsamen Handeln geben, verdeutlichen Laudacher und Arman. Außerdem biete er die Gelegenheit, sich mit Gleichgesinnten in der Kommune zu vernetzen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden darüber hinaus bei konkreten CO2-Einsparungen begleitet. Eingebunden wird in den Kurs nicht nur das lokale Klimaschutzmanagement, sondern es werden auch Initiativen sowie Expertinnen und Experten aus der Region zum direkten Austausch eingeladen. So ist beispielsweise die Arbeitsgruppe Erneuerbare Energien mit dabei, sagt Beate Arman. „In Kirchheim gibt es außerdem eine Vielzahl von Agenda-Gruppen, die dafür sorgen, dass im Alltag klimaschonend gehandelt wird“, ergänzt Iris-Patricia Laudacher und nennt als Beispiele das Repair-Café sowie die Upcycling-Werkstatt.

 

Wir haben jahrzehntelang mehr oder weniger geschlafen.
Klimaexperte Dieter Bareis

 

Auch auf Energiespartipps wird im Kurs eingegangen, sagt Dieter Bareis, Klimaexperte und Gymnasiallehrer aus Stuttgart, der zusammen mit Beate Arman als Dozent fungieren wird. Generell gebe es einfache, sofort umsetzbare Tipps, „die durchaus sinnvoll sind, manchmal allerdings wenig Effekt haben“ – zum Beispiel das Handyladegerät ausstecken, wenn das Handy nicht aufgeladen wird. Auf der anderen Seite könne man Dinge verändern, die zwar auf den ersten Blick „eher nicht so bequem erscheinen, die aber oft viel bringen“: also wenig oder nicht fliegen, ein kleineres oder kein Auto fahren, weniger Fleisch- und Milchprodukte essen, die Wohnung dämmen und mit erneuerbaren Energien heizen, zählt Bareis auf.

Manches werde schnell mit dem Label „Verzicht“ etikettiert. „Aber wenn man genau hinschaut, ist vieles, was wie Verzicht aussieht, eher ein Gewinn“. Bareis selbst fährt Fahrrad statt Auto und er isst weniger Fleisch – „dabei schütze ich nicht nur das Klima, sondern lebe viel gesünder und fühle mich am Ende wohler“. Klar sei allerdings: Man müsse anerkennen, dass es unter den gegenwärtigen Umständen nicht jedem und jeder möglich sei, ohne Auto zu leben oder die Wohnung komplett zu dämmen und auf erneuerbare Wärme umzustellen. Trotzdem führe auf Dauer kein Weg daran vorbei, „dass wir unsere Wirtschafts- und Lebensweise CO2-frei gestalten“. Die Zeit dafür sei knapp, „weil wir Jahrzehnte lang mehr oder weniger geschlafen haben“. Es genüge deshalb nicht, sich Mühe zu geben, den eigenen CO2-Ausstoß zu senken und damit den ökologischen Fußabdruck zu verringern. Vieles lasse sich nur politisch lösen - „zum Beispiel die Frage, wie unsere Energie erzeugt wird und ob der Nahverkehr und Nahwärmenetze ausgebaut werden“.

Der Begriff des ökologischen Handabdrucks beziehe sich genau darauf: „Wo nehme ich Einfluss auf politische Entscheidungen, sodass bei diesen der Gedanke der Nachhaltigkeit und des Klimaschutzes - besonders im Interesse der jungen Menschen hier und weltweit - berücksichtigt wird“. Bareis ist überzeugt: „Den eigenen ökologischen Fußabdruck verringern und den ökologischen Handabdruck vergrößern - das wäre doch eine gute Kombination“.

Vier Abende in Präsenz, zwei Online-Termine

Der Kurs „Klima.fit - Klimawandel vor der Haustür! Was kann ich tun?“ findet an vier Abenden im Spital in Kirchheim statt und an zwei Abenden digital. Der erste Kurstermin ist am Mittwoch, 17. April, von 18 bis 21 Uhr. Weitere Termine sind Mittwoch, 24. April, Montag, 6. Mai, Mittwoch, 15. Mai, Montag, 3. Juni, und Mittwoch, 12. Juni, jeweils von 18 bis 21 Uhr. Mittwochs findet der Kurs in Präsenz statt, montags online. „Für die Teilnehmer, die zuhause keine Online-Möglichkeit haben, wird der Kurs im Spital auf einer digitalen Tafel übertragen“, sagt Iris-Patricia Laudacher. Im Anschluss gebe es noch die Möglichkeit zum Austausch. Die erfolgreiche Teilnahme wird am Ende des Kurses mit einem Zertifikat ausgezeichnet.

Teilnehmen können alle Interessierten ab 16 Jahren. Das Konzept, das hinter dem Kurs stehe, sei erprobt, betont Beate Arman. Vermittelt werde „ein sehr fundiertes Wissen“. Für interessierte Laien sei der Kurs eine tolle Möglichkeit, sich umfassend zu informieren, aber auch zu erfahren, was man selbst im Alltag verändern kann. Im besten Fall finde sich eine Gruppe, die zusammen Projekte ins Laufen bringe. Die Teilnehmerzahl ist auf 25 begrenzt. Interessierte werden gebeten, sich spätestens eine Woche vor Kursbeginn auf www.vhskirchheim.de anzumelden. hei