Kirchheim
Klinik-Kirchheim: Top-Adresse für Rheuma-Patienten

Medizin  Die Medius-Klinik in Kirchheim hat sich in den letzten Jahren viel Kompetenz in der Behandlung rheumatischer Erkrankungen erarbeitet und steht heute in einer Reihe mit Uni-Kliniken. Von Antje Dörr

Rheuma: Wer an diese Krankheit denkt, sieht vor seinem inneren Auge vermutlich das gichtgeplagte Mütterchen, das mit der Wärmedecke versucht, seine Schmerzen zu lindern. Anders, als es das Klischee vermuten lässt, erkranken jedoch nicht nur alte Menschen daran. „Rheuma ist eine Autoimmunerkrankung, die jeden treffen kann“, sagt Professor Dr. Bernhard Hellmich, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, Rheumatologie und Immunologie der Medius-Klinik Kirchheim. Zwei Prozent der Bevölkerung sind von Rheuma betroffen. Die Autoimmunerkrankung führt zu Entzündungsreaktionen im Körper. Nicht nur Gelenke, sondern auch Organe und Gefäße können in Mitleidenschaft gezogen werden. Sind die Gefäße entzündet, spricht man von Vaskulitiden. Patienten können mild erkranken – oder so schwer, dass sie lange Zeit im Krankenhaus behandelt werden müssen.

 

Früher wurde Rheuma mit Kortison und Schmerzmitteln behandelt.
Professor Dr. Bernhard Hellmich, Chefarzt der Rheumatologie

 

Die Krankheit umfasst je nach Zählweise 200 bis 400 Ausprägungen, die zum Teil extrem selten und entsprechend schwierig zu diagnostizieren sind. Patientinnen und Patienten sind deshalb darauf angewiesen, von Ärztinnen und Ärzten gesehen und behandelt zu werden, die über große Kompetenz und viel Erfahrung im Umgang mit Rheuma verfügen, die interdisziplinär arbeiten, gut vernetzt sind und Zugang zu speziellen Labor-Verfahren haben. Diese Kompetenz ist der Rheumatologie der Medius-Klinik in Kirchheim – obwohl schon lange vorhanden –  nun auch offiziell attestiert worden: Mit der Anerkennung als eines von drei Rheumatologischen Zentren in Baden-Württemberg.

Kirchheim sticht bei diesen Auszeichnungen heraus: Die beiden anderen Rheumatologischen Zentren im Land befinden sich an den Universitäts-Kliniken in Freiburg und Tübingen. Das ist ein Fakt, der Hellmichs Vorgesetzte, den Geschäftsführer der Medius-Kliniken Sebastian Krupp und den Medizinischen Direktor Dr. Jörg Sagasser, besonders stolz macht. „Das Konzept, neben der Basisversorgung auch spezielle Fachabteilungen und besondere Expertise vorzuhalten, hat sich bewährt“, sagt Sagasser. 

Wie in Kirchheim auf kleinstem Raum Großes geleistet wird, verrät ein Blick ins immunologische Labor, das auf wenigen Quadratmetern im hinteren Bereich des Kirchheimer Krankenhauslabors untergebracht ist und von Dr. Elena Csernok, einer weltweiten Expertin, geleitet wird. Dort forschen Laborantinnen und Ärzte mit verschiedenen Methoden im Blut von Patientinnen und Patienten nach den Ursachen ihrer Autoimmunerkrankungen. Das Kirchheimer Labor ist neben dem der Charité in Berlin eines der wenigen Referenzlabore in Deutschland, dient also aufgrund seiner großen Expertise auch dazu, die Ergebnisse anderer Labore zu verifizieren. Außerdem wird Forschung betrieben. 

„Früher wurde Rheuma mit Kortison und Schmerzmitteln behandelt“, sagt Bernhard Hellmich. „Wem das nicht geholfen hat, der wurde in Reha-Kliniken geschickt und mit Moor-Bädern und Ähnlichem behandelt.“ Durch die Immunologie habe man gelernt, die Krankheit besser zu verstehen. „Heute kommen vor allem Antikörpertherapien zum Einsatz“, sagt Bernhard Hellmich. Jedes Jahr kämen zwei bis drei neue Medikamente hinzu.  

Ärzte ohne Grenzen

Neben der Ernennung zum Rheumatologischen Zentrum ist die Medius-Klinik als Nationales Kompetenzzentrum im europäischen Referenznetzwerk Vaskulitis (ERN) der Europäischen Kommission ausgezeichnet worden. Vaskulitiden sind entzündliche Erkrankungen der Blutgefäße mit potenziell lebensbedrohlichen Folgen, weil die eng gewordenen Gefäße die Organe nicht mehr ausreichend mit Blut versorgen können. Die Behandlung von Vaskulitiden ist ein Schwerpunkt der Rheumatologie in Kirchheim.

Die Rheumatologie in Kirchheim ist damit künftig Teil eines europäischen Netzwerks. „Erkrankt ein Patient in Dänemark oder Luxemburg und die Ärzte kommen nicht weiter, können sie eine Konzilanfrage stellen“, erklärt Chefarzt Dr. Bernhard Hellmich. Auch Beratungen im Online-Format sind möglich. Im extremsten Fall würde ein Patient von Kopenhagen nach Kirchheim verlegt werden – oder eben umgekehrt.

Im Europäischen Referenznetzwerk Vaskulitis ist die Medius-Klinik sogar die einzige Vertreterin Deutschlands. Auch in diesem Netzwerk ist das vergleichsweise kleine Kirchheimer Haus von renommierten Unikliniken umgeben. adö