Kirchheim
Kliniken: Schwarze Zahlen, aber keine Sicherheit

Krankenhäuser An den drei Standorten im Kreis macht man sich trotz erfolgreicher Bilanz Sorgen um die Zukunft. Was von der geplanten Reform bisher bekannt ist, lässt nach wie vor viele Fragen offen. Von Bernd Köble

Es gibt sie noch, die guten Nachrichten: Die Mediuskliniken im Kreis Esslingen haben im vergangenen Jahr einen Überschuss von 7,5 Millionen Euro erwirtschaftet. Ein Ergebnis, das vollständig in die Finanzierung laufender Bauprojekte zur Erweiterung und Modernisierung der bestehenden Standorte fließen soll. Damit zählen die drei Häuser in Kirchheim, Nürtingen und Ruit zu den wenigen Krankenhäusern im Land, die schwarze Zahlen schreiben.

Für den Esslinger Landrat Heinz Eininger als Chef im Aufsichtsrat des Klinikverbunds ist das eine gute Botschaft, aber kein Anlass, um allzu optimistisch in die Zukunft zu blicken. Ein Grund sind die wegfallenden Ausgleichszahlungen für die Lasten der Pandemie in diesem Jahr. Der andere die laufende Strukturdebatte, in der die Kommission gerade erst ihr
 

„Wenn die Reform zum 1. Januar käme, würde mich das sehr wundern.
Sebastian Krupp
Der Geschäftsführer der Mediuskliniken zum Zeitplan von Gesundheitsminister Karl Lauterbach.
 

Eckpunktepapier für einen Berliner Gesetzesentwurf nach der Sommerpause vorgestellt hat. Ein Papier, über dem nach Meinung Einingers noch „viel Nebel“ wabert. Für ihn ist klar: 2023 wird ein deutlich schwierigeres Jahr. „Wir werden bei den Erlösen unter den Zahlen von 2019 – also vor Beginn der Pandemie – bleiben.“

Sebastian Krupp, der Geschäftsführer der drei Mediuskliniken, entnimmt dem Reformpapier zurzeit vor allem zwei Botschaften: „Das heißt zunächst, dass der Prozess weitergeht, dass die Planungshoheit der Länder gewahrt wird und diese dadurch mehr Freiheiten haben“, streicht Krupp heraus. „Das sind für mich zwei ganz wichtige Punkte.“ Was das alles finanziell für die Kliniken im Kreis bedeute, lasse sich hingegen noch überhaupt nicht abschätzen.

Baden-Württemberg verzeichnet im Bundesvergleich die geringste Bettendichte. Im jüngsten Erhebungszeitraum 2021 verfügte das Land noch über 487 Klinikbetten pro 100 000 Einwohner, gefolgt von Ländern wie Niedersachsen oder Schleswig-Holstein. Spitzenreiter in diesem Vergleich sind Bremen und Thüringen mit 748 beziehungsweise 725 Betten bezogen auf die Einwohnerzahl. Für Krupp zeigt das: „Wir haben unsere Hausaufgaben hier im Land schon gemacht und uns auf deutlich weniger Standorte konzentriert“. Darauf müsse das Land reagieren können.

Um finanziell angeschlagene Kliniken zu stützen, hat Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manfred Lucha am Donnerstag ein Hilfspaket angekündigt. Der Geschäftsführer geht davon aus, dass davon alle Plan-Krankenhäuser, und somit auch die Mediuskliniken, profitieren werden. „Wenn Herr Lauterbach seiner Aufgabe nicht nachkommt, den operativen Betrieb zu stützen“, meint Krupp, „dann ist das ein wichtiges Instrument, dass das Land jetzt in die Hand nimmt.“ Geht der Klinikchef davon aus, dass die Reform wie angekündigt am 1. Januar 2024 kommen wird? „Das würde mich sehr wundern“, räumt Krupp offen ein. „Wenn das Gesetz tatsächlich verabschiedet würde, dann wird es noch sehr viele Regelungslücken geben, was bedeutet, dass wir weiterhin keine Sicherheit haben.“