Eins vorneweg: Die Verkehrskommission versteht ihr Handwerk, und sie gibt für gewöhnlich auch sinnvolle Empfehlungen ab. Ihr Wort hat Gewicht, es ist sogar schon beinahe Gesetz. Deswegen tut eine Stadt wie Kirchheim grundsätzlich gut daran, die Forderungen der Verkehrskommission umzusetzen.
Aber: Die Fußgänger sind in ihrer Unberechenbarkeit durchaus berechenbar. Wer aus der Innenstadt kommt und auf Höhe der Steingaubrücke in Richtung Bahnhof weitergehen will, wird unter keinen Umständen einen unnötigen Umweg in Kauf nehmen, nur um weiter westlich einen Zebrastreifen benutzen zu können, den eine Kommission als „sicher“ einstuft.
Die Vernunft der Kommission prallt an der Praxis der Fußgänger ab. Die gehen ja nicht zu ihrem Vergnügen spazieren, sondern wollen - wie alle anderen Verkehrsteilnehmer auch - so schnell und so geradlinig wie möglich von A nach B gelangen. Für Verkehrsplaner, die zurecht Wert auf größtmögliche Sicherheit legen, mag das nicht nachvollziehbar sein. Unter rein rationalen Gesichtspunkten müsste auch jeder Fußgänger sagen: „Lieber laufe ich 20 Meter mehr, als dass ich überfahren werde.“
Aber im Alltag sieht es eben anders aus. Da muss die Brücke noch nicht einmal Schatten in der Sommerhitze oder Schutz vor Regen bieten. Es geht allein um den kürzeren Weg. Nur dieser wird genutzt, und deshalb muss auch genau dieser sicherer gemacht werden. Alles andere ist vergebliche Liebesmüh‘. Andreas Volz