Autofahrer haben es derzeit schwer: Hatten sie sich in Zeiten des Wirtschaftswunders noch eine Stadt nach der anderen „autogerecht“ erobert, werden sie aus genau diesen Städten nun Stück für Stück zurückgedrängt, wenn nicht gar komplett verbannt. Nicht immer geht es dabei nur um Lärm- und Klimaschutz: In der Dettinger Straße in Kirchheim scheint der „Sichtschutzfaktor“ zu dominieren.
Tatsächlich wird die Straße aus Sicht der Schaufensterbummler deutlich attraktiver, wenn dort keine Autos mehr parken. Und wer am Straßenrand etwas essen oder trinken will, wird nicht mehr durch Autolärm gestört: Der Genussfaktor dürfte somit um ein Vielfaches steigen.
Würden den Händlern nun wirklich ihre Umsätze wegbrechen, wenn niemand mehr vor ihren Läden parken dürfte? Man weiß es nicht. Um das herauszufinden, müsste man es tatsächlich erst einmal ausprobieren. Vielleicht wären ja am Ende alle mit einer dauerhaften Fußgängerzone zufrieden - auch die Händler, die sich jetzt noch so vehement dagegen wehren.
Aber: Wenn das Experiment scheitern sollte, was durchaus denkbar ist, ließe sich der Schaden kaum wiedergutmachen. Schon jetzt ist die Attraktivität der Innenstädte stark bedroht - weil Läden wegen der Internet- und Versand-Konkurrenz schließen müssen. Würde die Stadt Kirchheim diesen Trend in der Dettinger Straße ankurbeln, wäre das Wehgeschrei groß.
Deswegen ist die aktuelle Kompromisslösung zunächst einmal gut und richtig: Damit ist ein Einstieg erreicht, der sich irgendwann auch auf den Samstag ausdehnen lässt. Aber augenblicklich ist noch nichts „verbaut“ - denn eine Innenstadt ohne Läden wäre vielleicht autofrei, aber nicht mehr attraktiv. Von Andreas Volz