Kirchheim
Kommunen bauen einen neuen Kanal

Spatenstich Am Montag haben die Bauarbeiten begonnen, um Bissingen, Nabern und das neue Dettinger Wohngebiet „Guckenrain-Ost“ bis 2024 ans Gruppenklärwerk Wendlingen anschließen zu können. Von Andreas Volz

Von diesen Bauarbeiten ist nachher nicht viel zu sehen: Auf Dettinger Gemarkung haben neun Leute einen Spaten in die Hand genommen, um mit dem Anschluss der Sammelkläranlage Bissingen/Nabern ans Gruppenklärwerk Wendlingen (GKW) zu beginnen. Dem symbolischen Auftakt folgen bald die richtigen Arbeiten: Nächste Woche rollen die großen Maschinen an.

In seiner Eigenschaft als Verbandsvorsitzender bezeichnete Wendlingens Bürgermeister Steffen Weigel die Arbeiten, die nun beginnen, als die derzeit größte Baustelle für den Zweckverband Gruppenklärwerk. Der 2,2 Kilometer lange Kanal schließt nicht nur Bissingen und Nabern an das Kirchheimer Netz an. Auch die Gemeinde Dettingen will ihr neues Baugebiet „Guckenrain-Ost“ an diese Trasse anbinden. Außerdem gibt es ein neues Regenüberlaufbecken, weil die Kapazitäten der bisherigen Sammelkläranlage nicht mehr ausreichen.

Über die 1,6 Millionen Euro Fördergeld des Landes Baden-Württemberg freute sich Steffen Weigel ebenso wie über die „reibungslose Zusammenarbeit der beteiligten Kommunen mit dem Gruppenklärwerk“ und über die Gemeinde Bissingen als neues Verbandsmitglied. Der Zweckverband werde immer wichtiger, weil künftig immer mehr Aufgaben auf die Kommunen zukommen, „die wir nur gemeinsam bewältigen können“.

Partner für 200 000 Menschen

Wenn künftig noch weitere neue Mitglieder hinzukommen, wachse der Verband, was wichtige Vorteile mit sich bringe: „So können wir technisch auf dem neuesten Stand bleiben, und auch als Arbeitgeber werden wir attraktiver, wenn wir größer werden. Mit 13 Mitgliedskommunen und 14 Betriebsführungen sei das Gruppenklärwerk Wendlingen „ein zuverlässiger Partner für 200 000 Menschen in den Landkreisen Esslingen und Göppingen“.

GKW-Geschäftsführer Rainer Hauff ging auf die besonderen Herausforderungen der anstehenden Arbeiten ein: „Wir bauen einen Anschluss unter laufendem Betrieb. Die neue Struktur muss bereits vorhanden sein, während die alte noch voll betrieben wird.“ Im freien Gelände müsse der Kanal dem Feldwegenetz folgen. Das Wasser sollte einigermaßen gleichmäßig abwärts fließen – „aber die Feldwege folgen selten dem Höhenprofil“. Außerdem liegen etliche andere Leitungen unter den Feldwegen, denen der Kanal nicht ins Gehege kommen sollte. Deshalb sei das GKW auch auf das eine oder andere Privatgrundstück angewiesen. Der Gemeinde Dettingen sei es gelungen, die entsprechenden Verhandlungen „durch viele Termine, Telefonate und E-Mails zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen“.

Zudem nannte er den Vogelschutz, den Gewässerschutz, die Habitate von Kleingetier: „Es gibt da eine ganze Menge an Schnittstellen, die anzugehen sind und die sich mitunter gegenseitig widersprechen.“ Von der Nachhaltigkeit des Projekts ist er aber restlos überzeugt: „Was wir hier machen, wirkt lange in die Zukunft.“

Auch Jan Weber, Geschäftsführer und Inhaber des Pforzheimer Büros Weber Ingenieure, betonte den Aspekt der Nachhaltigkeit: „Es ist sinnvoll, Abwasser zu größeren Anlagen zu führen und die kleineren aufzulösen.“ Der Kubikmeterpreis sei in kleineren Anlagen wesentlich höher als in größeren, was unter anderem auf die höheren Energiekosten pro Kubikmeter zurückzuführen ist. Auch für die Umwelt seien die großen Anlagen besser, weil für sie strengere Auflagen gelten: „So gibt es weniger Immissionen im Flusswasser.“

Das bestätigte sein Projektleiter Erik Horstmann am konkreten Beispiel: „In den Jauchertbach fließen dadurch insgesamt weniger Schadstoffe.“ Auch die Bauzeiten sind an den Umweltschutz angepasst: 950 Meter Kanal sind wegen des Vogelschutzes bis Ende Februar zu verlegen, weitere 250 Meter wegen der Kleinlebewesen im unteren Teil bis Ende April. Auch andere Leitungsträger würden die aktuelle Baustelle für ihre Zwecke nutzen, was die Infrastruktur allgemein verbessere. Nachhaltig sei das Kanalprojekt zudem, „weil wir eine Trasse mit ausreichend Gefälle gefunden haben“. Dadurch fließe das Wasser von alleine. Pumpen werden nicht benötigt.