Kirchheim
Konzert in der Bastion: Feingesponnene Musik zum Genießen

Konzert Die Songwriterin und Gitarristin Jule Malischke begeistert das Publlikum bei ihrer Premiere im Kirchheimer Club Bastion mit ihrer wandelbaren Stimme und lockt es mit fetzigen Songs aus der Reserve. Von Rainer Kellmayer

Es war ein Abend der eher leisen Töne: Bei ihrer Premiere im Kirchheimer Club Bastion bezauberte Jule Malischke mit feingesponnener Musik zum Hören und Genießen. Schon bei der ersten Ansage hatte die Songwriterin und Gitarristin das Publikum mit ihrer frischen und sympathischen Ausstrahlung gewonnen. Doch nicht nur die Moderation kam an – die Zuhörenden wurden von Beginn an von der ausgefeilten Performance der Solokünstlerin in den Bann gezogen.

Verarbeitung persönlicher Erlebnisse

Man spürte: Hier sitzt eine Frau auf der Bühne, die etwas zu sagen hat, die in ihren Texten nicht nur an der Oberfläche kratzt, sondern die Tiefen auslotet. Da wurden persönliche Erlebnisse verarbeitet, wurden Glück, Enttäuschungen und Sehnsüchte des realen Lebens aus dem Blickwinkel einer jungen Frau beleuchtet.

Malischke ist keine Rockröhre, die Wände zum Beben bringt, sondern eine sensible Sängerin, die ihre wandelbare Stimme den Texten anpasst, eine breite Palette der Klangfarben malt, und in der stimmlichen Höhenlage immer wieder das Falsett-Register als besonderen Farbtupfer einsetzt.

Diese vokale Bandbreite begeisterte bereits beim eingangs gespielten Titelsong „Seagull“ aus ihrer neuesten CD: Sie drückte dem nahezu ausschließlich aus eigenen Songs bestehenden Programm den Stempel auf. Neben dem stimmlichen Potenzial faszinierte in der Bastion besonders Jule Malischkes fantastisches Gitarrenspiel.

Dozentin in Dresden

Dies hat die aus Heidenheim stammende Musikerin an verschiedenen Musikhochschulen erlernt. Für letzten Schliff sorgte ein Meisterklassen-Studium an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber in Dresden. Inzwischen gibt sie selbst an der Musikhochschule der sächsischen Metropole als Dozentin ihre in zahllosen Konzerten gewonnene Erfahrung weiter.

Im Gepäck hatte Malischke drei Gitarren, die alle einen Namen haben. Besonders angetan hat es ihr „Paul“ – eine Baritongitarre, die mit dunkel gefärbten Tönen den meditativen Melodielinien von „Wie weit“ einen besonderen Touch gab. Stimme und Instrumentalklänge ergänzten sich aufs Beste, und als die Musikerin in Ralph Towners „Anniversary Song“ zum Gitarrensolo ansetzte, entpuppte sie sich als Meisterin des Saitenspiels.

Da saß jeder Ton, die Lagenwechsel kamen schlackenlos, und die geschmackvoll eingesetzte Agogik verlieh der Musik ein besonderes Flair. Künstlerische Höhenflüge brachten auch die Gitarrensoli „Palhaco“ von Egberto Gismonti und „Medusa“ von Malischkes ehemaligem Gitarrenprofessor Thomas Fellow: technisch beherrscht, mit klarer Trennschärfe der Töne und geschmackvoll gestalteten Phrasen.

Immer wieder lockte Jule Malischke das zumeist andächtig lauschende Publikum aus der Reserve. Eifrig wurde im fetzigen „Cool Song“ mitgeschnipst, und beim U2-Titel „But I still haven’t found“ mischten sich die Zuhörerinnen und Zuhörer als stimmgewaltiger Chor ein.

Alle hatten ihren Spaß. Am Ende gab es viel Applaus, und als unplugged gespielte Zugabe Joni Mitchells meditativen Song „A Case of you“. Als das Publikum immer noch nicht genug hatte, durfte es beim abschließenden Brahms-Lied „Guten Abend, gut‘ Nacht“ die wunderbare Melodie mitsummen: Das stimmungsvolle Finale eines faszinierenden Konzerts.