Kirchheim
Kostbare Musik der Vergangenheit entrissen

Inspiration Violinist Bernhard Moosbauer hat das Publikum im Spital mit seinem virtuosen Spiel begeistert.

Kirchheim. Einen gleichsam unterhaltsamen wie musikalisch inspirierenden Abend konnten die Besucherinnen und Besucher am Sonntag im historischen Spital erleben. Eloquent und wissenschaftlich fundiert führte der in Kirchheim ansässige Musikwissenschaftler und Violinist Dr. Bernhard Moosbauer durch das Programm und präsentierte ausgewählte Werke barocker Meister auf der Barockvioline. Die thematische Klammer des Abends bildeten Kompositionen barocker virtuoser Violinisten. Es gelang Bernhard Moosbauer wieder einmal, kostbare Musik der Vergangenheit zu entreißen und besonders auch die gegenseitigen Beziehungen der Protagonisten und ihrer Werke zu erhellen.

Er eröffnete den Abend mit einem Satz von Johann Sebastian Bach aus der Sonate I in g für Violine solo. Bachs Werke für die Violine allein, ohne den barocküblichen Generalbass, zählen zur anspruchsvollsten Literatur aus der Epoche. Dies wurde bereits am Eingangswerk deutlich, das mit seinen weit gespannten Melodiebögen, den reichen Verzierungen und kühner mehrstimmiger Harmonik an den Beginn der Orgelfantasie in G-Moll erinnerte. Es folgten zwei Präludien des Lübecker Ratsmusikers Thomas Baltzars, der frühvollendet, in einem nach seinem Tod erschienenen Lebenslauf als „Paganini seiner Zeit“ bezeichnet wurde. Beim anschließenden Tanzsatz des vielseitigen Johann Paul von Westhoff wurde das stupende Können des Solisten stark gefordert. Dr. Bernhard Moosbauer bewältigte die immensen technischen Anforderungen an Griff- und Bogenhand mit nahezu durchgehend verlangter Vierstimmigkeit bravourös und ohne jegliche Ermüdungserscheinungen. Aus Bachs Partita in d-Moll erklang anschließend eine Allemanda. Bekannt wurde diese Partita durch ihren fünften Satz, eine ausgedehnte Chaconne mit 32 Variationen über einer Bassfigur.

Mit Johann Georg Pisendel stand ein weiterer Komponist auf der Programmliste, der bestenfalls einem Kreis von Spezialisten bekannt gewesen sein dürfte. Der barocke Virtuose, der unter anderem mit Telemann, Vivaldi und Bach befreundet war, wurde durch einen Allegrosatz gewürdigt, dessen schroffe, stark rhythmischen Akzente durch das Spiel des Solisten hervorragend zur Geltung kamen. Nach einer kurzen, mehrsätzigen Fantasie mit bestechenden Einfällen und Anklängen an damals gängige Tänze des barocken „Tausendsassas“ und Multitalents Georg Philip Telemann beschloss Bernhard Moosbauer den Abend, wie er ihn begonnen hatte, mit Bach. Diesmal mit einer schwungvollen Gigue aus der „modernsten“ Partita in E-Dur mit einem klar symmetrischen Bauplan. Eine Zugabe von Telemann entließ die beglückte Zuhörerschaft in den Abend. Winfried Müller