Nach der Ankündigung aus dem Landratsamt, die Abfuhr des Biomülls in diesem Sommer nur 14-tägig anbieten zu können, wächst der Druck auf die Verwaltung, Lösungen zu finden. Vor zwei Wochen hatte Landrat Heinz Eininger im zuständigen Kreistagsausschuss das Problem erstmals öffentlich gemacht. Ein Personalengpass beim Esslinger Entsorgungsunternehmen Scherrieble wegen der coronabedingten Reisebeschränkungen mache die Taktänderung unumgänglich. Es fehle an Hilfskräften und qualifizierten Lkw-Fahrern. In der Regel wird der Bio- müll im Kreis von Juni bis September wöchentlich abgefahren, so wie in anderen Landkreisen in der Region auch. Nur: In anderen Landkreisen gibt es bisher keine Probleme bei der Müllentsorgung, wie Recherchen unserer Zeitung ergaben.
Widerstand gegen die Streichpläne kam zunächst aus keiner Fraktion im Kreistag. Laute Zweifel an der Unlösbarkeit des Problems äußerte hingegen der Kirchheimer CDU-Landtagsabgeordnete und frühere Kreisrat Karl Zimmermann. Im Esslinger Abfallwirtschaftsbetrieb habe man sich nicht rechtzeitig um das Problem gekümmert, obwohl es bereits vergangenen Sommer zu Problemen bei der Abfuhr gekommen sei. Zimmermann verwies dabei auf ein Hilfsangebot der Wendlinger Firma Heilemann, das schon lange vor Corona im Herbst vorgelegen hätte. Heilemann entsorgt im Auftrag des Landkreises den Sperrmüll, hätte sich aber vorstellen können, befristet auch Teile der Biomüllabfuhr zu übernehmen. Andere Unternehmen hatten zu Beginn der Krise im März mitgeteilt, sie verfügten über keine freien Kapazitäten.
Gespräch mit dem Landrat
Der Landkreis müsse jetzt als Mediator tätig werden, machte Zimmermann in einem persönlichen Gespräch am Mittwoch mit dem Landrat Druck. Am Abend traf sich der Fraktionsvorstand der CDU im Kreistag mit dem Behördenchef und legte nach. Inzwischen drängt auch die SPD darauf, am einwöchigen Abfuhrrhythmus während der heißen Jahreszeit festzuhalten und eine schnelle Lösung zu finden. Dabei hatten sowohl Genossen wie auch CDU-Vertreter im Ausschuss vor zwei Wochen die Ankündigung der Verwaltung widerstandslos akzeptiert.
Zimmermanns Vorschlag, die Lasten auf mehrere Schultern zu verteilen, und alle vier Entsorgungsfirmen im Kreis um einen runden Tisch zu versammeln, stößt im Landratsamt auf wenig Verständnis. Man könne Aufträge an andere Unternehmen nicht einfach freihändig vergeben, teilt Behördensprecher Peter Keck mit. Dies sei auch der Grund gewesen, weshalb man im März nicht auf Heilemann zugegangen sei. Der Wendlinger Entsorger habe zwar dem Kreis seine Unterstützung zugesichert, nicht aber dem Konkurrenten aus Esslingen. „Hätten wir ein solches Angebot angenommen, hätte der Abfallwirtschaftsbetrieb gegen Vergabebestimmungen verstoßen“, sagt Keck. „Scherrieble steht bei uns vertraglich in der Pflicht.“ Sollten andere Unternehmen bereit sein, unterstützend einzugreifen, gehe das nur als Subunternehmen des Esslinger Vertragspartners.
Seit gestern wird nun plötzlich Klartext geredet. Scherrieble soll liefern und zwar schnell. Die coronabedingte Situation habe sich inzwischen geändert, Reisebeschränkungen würden nach und nach aufgehoben, nennt Keck als Grund für den Kurswechsel. Der Pressesprecher: „Wir erwarten zeitnah eine Rückmeldung der Firma Scherrieble, sodass möglichst bald der einwöchige Abfuhrrhythmus für den Biomüll aufgenommen werden kann.“