Kirchheim. Unterm Strich haben die Kreiskliniken im Jahr 2015 ein Plus von fünf Millionen Euro erwirtschaftet, eine Million mehr als im Vorjahr. Das Plus wird den Rücklagen zugeführt und steht für Investitionen zur Verfügung. Kräftig investiert wurde auch im Jahr 2015: 6,5 Millionen Euro flossen in neue medizinische Geräte, 8,3 Millionen Euro in den Erhalt der Gebäudesubstanz. „Wir haben im dritten Jahr hintereinander ein sehr ordentliches Ergebnis und das in diesen schwierigen Zeiten“, sagte Eininger. Denn die Rahmenbedingungen seien noch immer unauskömmlich. „Wir sind der positive Ausreißer unter den Kliniken im Land.“ Viele andere Krankenhäuser schrieben tief rote Zahlen.
Laut Eininger wurde früher als bei anderen Trägern mit der Konsolidierung begonnen. „Wir haben auch die Kraft zur Umsetzung gehabt, wir haben an einem Strang gezogen.“ Im Jahr 2012 sahen die Zahlen sehr viel schlechter aus, die Kreiskliniken galten als „kranker Mann“. „Wir haben das als Ansporn genommen, besser zu werden. Wir haben gewusst, dass dieses Bild falsch ist.“ Zum wirtschaftlichen Überleben wurde eine Rendite von fünf Prozent angestrebt, sie wurde 2015 fast erreicht. „Wenn man seine Hausaufgaben macht, kann man im öffentlichen Bereich Kliniken wirtschaftlich führen“, schloss Eininger und lobte den „guten Teamgeist“.
Solch einen Teamgeist kann ein Arbeitgeber leicht beschädigen – etwa indem er Reinigungskräfte und das Küchenpersonal in extra Gesellschaften auslagert und viel schlechter als zuvor bezahlt. Private Kliniken würden dies ohne zögern tun, sagte der Geschäftsführer Thomas A. Kräh, der selbst aus diesem Bereich kommt. Die Kreiskliniken Esslingen hätten sich bewusst dagegen entschieden. „Keine Konsolidierung auf dem Rücken der Schwächeren“, sagte Eininger. „Manchmal ist es gut, wenn man etwas bleiben lässt.“ Der Personalkostenanteil sank dennoch von früher 75 Prozent auf nun 69 Prozent, bei Privatkliniken liegt er um 60 Prozent. Bleiben lassen haben die Kreiskliniken vor einigen Jahren auch die Fokussierung auf reiche Patienten aus dem arabischen Raum, nun sind sie froh darüber.
Rund 2 600 Menschen arbeiten in den Kreiskliniken, auf umgerechnet 2 030 Vollzeitstellen. Im Jahr 2015 sind es 32 Vollzeitstellen mehr geworden, überwiegend im „weißen Bereich“, also bei Ärzten und Pflegern. „Fachkräfte sind umworben, der Mitarbeiter kann sich seinen Arbeitgeber heraussuchen“, sagte die stellvertretende Geschäftsführerin Elvira Benz. Daher werde in die Attraktivität als Arbeitgeber investiert. Es gebe immer mehr Absolventinnen, sie brächten andere Erwartungen mit. Erstmals wurde eine gute halbe Million Euro in Fort- und Weiterbildung investiert. „In der betrieblichen Altersvorsorge“, so Benz weiter, „wollen wir etwas bieten, was andere Arbeitgeber nicht bieten.“
Für den medizinischen Direktor Dr. Jörg Sagasser gehören medizinische Qualität und Wirtschaftlichkeit zusammen. „Das eine bedingt das andere.“ Er sprach von einem dreistufigen Konzept: Zur Basisversorgung für mehr als eine halbe Million Einwohner kämen Schwerpunkte wie das minimal-invasive Zentrum, die Neurologie und das Wirbelsäulenzentrum. Die dritte Stufe sei die Spezialversorgung wie die Rheumatologie, die Urologie und die Hand-plastische Chirurgie. Neu sind die Rotablatortherapie in der Kardiologie in Kirchheim und die Radiofrequenzablation in Nürtingen. Mit Letzterer werden Schleimhautveränderungen thermisch behandelt. Im nächsten Jahr startet in Ostfildern-Ruit die 3D-Laparaskopie, die Operation mithilfe mehrerer Bildschirme. „Wir brauchen Partner“, betonte Sagasser. Seit Oktober gibt es zusammen mit der Praxis Dr. Kamp in Wendlingen die Ambulante Spezialfachärztliche Versorgung (ASV) für Patienten mit Krebserkrankungen des Magen-Darm-Trakts, des Bauchraums und der Schilddrüse.
Ausruhen können sich die Kreiskliniken nicht. „Es wird keinen Stillstand geben“, sagte Eininger. „Fit für 2020“ heißt das aktuelle Qualitäts- und Strategieprogramm.