Es ist ein Mahnmal, das in Vergessenheit geraten ist: das „Denkmal für die Vermissten“ am Wasserturm in Kirchheim. Vor einer Mauer kniet eine trauernde Frau, die von einer anderen getröstet wird. Ein Mann, der einen kleinen Jungen an der Hand hält, beschirmt seine Augen mit der Hand und blickt in Richtung Osten. Die Menschengruppe erinnert an eine Zeit der Angst, des Wartens und der Ungeduld, in der der Zweite Weltkrieg zwar zu Ende war, Angehörige jedoch immer noch um das Leben ihrer Ehemänner, Söhne, Brüder und Väter bangen mussten, die als vermisst galten oder die sich in Kriegsgefangenschaft befanden.
Die Heimat hat euch nicht vergessen.
Inschrift am „Denkmal für die Vermissten“
Während das Thema Krieg genauso aktuell ist wie eh und je, ist die Plastik, die die Erinnerung daran lebendig halten soll, etwas in die Jahre gekommen. Beschädigt ist sie außerdem: Einer der Figuren fehlt ein Arm. Jetzt gibt es Pläne, die Figurengruppe auf den Alten Friedhof zu versetzen.
Dass das Denkmal für die Vermissten 1962 auf dem Hohenreisach aufgestellt wurde, hatte einmal durchaus seinen Sinn. Mit dem Standort neben dem Turm, der Wasser enthielt, wollte man dem damaligen Teckboten-Bericht zufolge die Erinnerung an die Vermissten lebendig halten und der Hoffnung, dass sie eines Tages zurückkehren, Ausdruck verleihen. „Der Heimkehrer-Verband Kirchheim unter Teck hat dort seine Gedenktage abgehalten“, ergänzt Axel Kübler, Vorsitzender des Verschönerungsvereins Kirchheim, der sich mittlerweile dem Mahnmal angenommen hat. Den Heimkehrerverband gibt es nämlich nicht mehr: Er war eine Interessenvertretung ehemaliger deutscher Kriegsgefangener, von Rückkehrern und deren Angehörigen, der die Männer bei der Wiedereingliederung in die Gesellschaft unterstützte und den Blick auf die Not der oft traumatisierten Rückkehrer lenkte.
Umzug hängt an den Kosten
Für den Umzug rechnet der Verein je nach Szenario mit Kosten in Höhe von 10.000 bis 50.000 Euro. Obendrauf kommen die Kosten für die Reparatur des armlosen Mannes. Immerhin: Der Kirchheimer Bauhof hat den Körperteil gefunden und verwahrt ihn seitdem. Die Stadt unterstütze den Verein bei den Untersuchungen, sagt Axel Kübler. „Ob das Denkmal final umgesetzt wird, entscheiden die Kosten, und wer diese übernimmt“. Der Verein wünscht sich auf jeden Fall eine Beteiligung der Stadt Kirchheim. Vereinsmitglieder wären bereit, einen Arbeitseinsatz zu stemmen.
Neben diesem Mahnmal liegt dem Verschönerungsverein ein weiteres Objekt am Herzen, das auf dem Alten Friedhof in Kirchheim steht. Es ist ein Obelisk, der jedoch von unzähligen Efeupflanzen als Rankhilfe missbraucht wird und dessen Form nicht mehr zu erkennen ist. Weil immerhin die Schrifttafel freigeschnitten worden ist, können Passanten mittlerweile wieder erfahren, wem das Denkmal gewidmet ist. „Es wurde nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 aufgestellt“, sagt Axel Kübler. Damals habe es im Kirchheimer Schloss ein Lazarett für die Kriegsverwundeten gegeben. Das Mahnmal erinnere an die Soldaten, die im Kirchheimer Lazarett verstorben sind.