Kunst für alle zugänglich zu machen und den Dialog zu fördern – so umriss Kerstin Starkert die Vision des Kirchheimer Kunstvereins. Vor zahlreichen Gästen und im Beisein von Oberbürgermeister Dr. Pascal Bader hatte die Vereinsvorsitzende Gelegenheit, in der Galerie der Kreissparkasse die Jubiläumsausstellung „Zwischenzeit“ zu eröffnen.
Dass der Kunstverein sein 40-jähriges Bestehen unter diesem janusköpfigen Motto feiert, ergibt Sinn. Denn mit ihren knapp 100 Exponaten blickt die Werkschau einerseits auf die Historie zurück, vollzieht aber zugleich eine aktuelle Bestandsaufnahme, die Brücken in die Zukunft schlägt. In der begeistert aufgenommenen Performance, die das jugendliche Ensemble der modernen Tanzbühne Kirchheim zur Aufführung brachte, fand die interdisziplinäre Offenheit des Vereins bereits im Rahmen der Vernissage lebendigen Ausdruck.
Bei aller Heterogenität, die eine derart breit angelegte Gruppenausstellung mit sich bringt, erwartet die Besucher jedoch kein ästhetischer Gemischtwarenladen. Eine durchdachte Hängung schafft Kontexte, knüpft ein engmaschiges Geflecht, das die diversen Techniken, Medien und Materialien untereinander korrespondieren lässt. Doch die Ausstellung lebt nicht allein von der visuellen Opulenz, die das geballte Potenzial von drei Dutzend Künstlermitgliedern entfaltet. Der Appell zum Dialog beansprucht gesellschaftliche Relevanz auch über die Grenzen der Teckstadt hinaus. Dafür stehen diejenigen Beiträge, die eigens aus den Partnerstädten Kirchheims zur Jubiläumsausstellung eingereicht wurden. Facettenreichen Einblick in das Schaffen der dortigen Kunstszene gewähren die Exponate aus Backi Petrovac. Mit der serbischen Partnerstadt vollzieht sich ein fruchtbarer Austausch, den der letztjährige Besuch der Kirchheimer Delegation in Backi Petrovac fraglos intensivieren konnte.
Brassai hätte sich gefreut
Für ein besonderes Highlight sorgt die fotografische Delegation aus der französischen Partnerstadt Rambouillet. Alain Dupire, Thierry Fourcault, José Fernandez Matéo und Michel Rohard haben sich für eine Hommage an den Fotografen Brassai zusammengetan. Wegweisend sind Brassais Arbeiten, weil er die Nachtfotografie auf ein bis dato ungesehenes Niveau heben konnte. Seine Fotografien aus den 1930er-Jahren sind Liebeserklärungen an das nächtliche Paris. Nicht nur technisch virtuos, auch atmosphärisch dicht wandeln die vier Lichtbildner aus Rambouillet auf Brassais Spuren. Dass sie ihre Nachfolge ernst nehmen, beweist der Umstand, dass sie unter analogen Bedingungen fotografieren und ihre Bilder auf hochwertigem Papier abziehen. So entstehen nostalgische Eindrücke einer Großstadt bei Nacht, die den Blick mit melancholischem Charme und stiller Poesie bannen. Meister Brassai hätte daran seine Freude gehabt.
Info: Die Jubiläumsausstellung „Zwischenzeit – 40 Jahre Kunstverein Kirchheim unter Teck“ ist noch bis einschließlich Dienstag, 28. November, in der Galerie der Kreissparkasse Kirchheim zu sehen. Geöffnet ist die Ausstellung montags bis freitags von 9.30 bis 13 Uhr und von 14 bis 17 Uhr. Zur Ausstellung erscheinen eine Festschrift und ein Katalog, der sämtliche Künstlermitglieder würdigt.