Interessiert geht die Italienerin auf die junge Passantin zu, die einige Fotos vom neuen Kunstautomaten am Kornhaus in der Innenstadt knipst. Es handelt sich um einen restaurierten Zigarettenautomaten, in dem kleine Kunstwerke in einer Zigarettenschachtel für vier Euro gekauft werden können.
„Was es denn damit auf sich hat?”, möchte die Italienerin wissen, die mit der Passantin über eine Dolmetscherapp kommuniziert. Fünf Minuten plaudern die beiden Frauen über den Automaten. Neben der Italienerin zieht der Automat jede Menge neugieriger Blicke von Fußgängerinnen und Fußgänger auf sich, die interessiert stehen bleiben und sich die Attraktion näher anschauen.
Ein Unikat für Kirchheim
Die satten Farben fallen schon von weitem auf. Der neue Automat ist ein echtes Unikat, denn er wurde individuell für den Standort Kirchheim von einem Künstler bemalt. Ihn ziert ein Gemälde des Kirchheimer Marktplatzes, der von bunten Fachwerkhäusern gesäumt ist. Vor dem blauen Himmel steht in geschnörkelten Buchstaben „Kunstautomat“. Eine Sache haben die Kunstautomaten, die deutschlandweit und in vier weiteren Ländern aufgestellt sind, gemeinsam: In allen Bildern versteckt sich eine kleine Erdbeere.
Ähnlich zu den Zigarettenautomaten gibt es mehrere „Sorten“ an Kunst zur Auswahl: So zum Beispiel „regionale Kunst“, „Natur“ oder „Für die Liebe“. Welches Kunstwerk einem in die Hände fällt, bleibt eine Überraschung.
Der Automat ist Teil eines Projekts aus Potsdam, das bereits 2001 von Lars Kaiser und der Agentur Kunsttick ins Leben gerufen wurde. Ziel ist die Stärkung der Künstlerszene, indem Kunst für jeden zugänglich gemacht wird. Deswegen steckt in den Schachteln eine kleine Beschreibung des jeweiligen Künstlers. Die Betreiber füllen den Automaten alle vier bis sechs Wochen auf, die Stadt stellt den Standort zur Verfügung.
Wer kann hier Kunst verkaufen?
Generell können alle Künstler teilnehmen, auf www.kunsttick.com kann man sich dafür bewerben. Die Kunstwerke müssen dafür in eine Zigarettenschachtel passen. „Ich sichte jedes Kunstwerk und entscheide, ob es in die Automaten aufgenommen wird“, sagt Lars Kaiser. „Unsere Bedingung ist es, als Künstler aktiv zu sein.“ Die Kunstschaffenden erhalten einen Euro pro Verkauf sowie durch den besonderen Vertriebsweg die Möglichkeit, an unterschiedlichste Interessenten zu gelangen. Außerdem können sie Wünsche äußern, in welchem Automaten die Kunstwerke platziert werden sollen.
Auf die Initiative von Sandra Linsenmayer, Mitarbeiterin für Marketing und Tourismus der Stadt Kirchheim, wurde der Automat exklusiv für Kirchheim installiert. Die Kunstbegeisterte war fasziniert, als sie das Konzept vor einigen Jahren in Berlin entdeckte. Sie berichtet: „Ich erlebe erstaunlich viele positive Reaktionen, vor allem auf sozialen Medien.“
Ein Video über verschiedene Automaten und ihre Produktvielfalt ist auf dem Instagram-Kanal des Teckboten „teckbote_online“ zu sehen.

