Kirchheim. Das Geheimnis einer glücklichen Ehe ist Toleranz. Darin ist sich das Ehepaar Schwarz einig. „Man muss auch nachgeben können“, erklärt Helmut Schwarz. Morgen feiern sie nach 65 Jahren Ehe ihre eiserne Hochzeit.
Gut ein Jahr vor ihrer Hochzeit, am 30. August 1954, haben sie sich kennengelernt. Helmut Schwarz kam aus Eschwege in Hessen nach Stuttgart. Der Mechanikermeister war nach seiner Ausbildung auf der Suche nach Arbeit und kaufte sich kurzerhand eine Fahrkarte. „Dort gibt‘s Arbeit“, dachte er sich.
Eines Abends ging er mit einem Freund in Nürtingen aus. „Wir wollten nach Mädchen gucken. Wie die jungen Männer halt sind“, lacht er. Auf der Bühne sang ein Mädchen und schaute immer wieder kurz zu ihm rüber. Sie trug damals ein weißes Oberteil, daran kann er sich bis heute erinnern. Das Mädchen war Elselore Schwarz, die zu diesem Zeitpunkt allerdings noch Maier hieß und mit ihrer Familie als „Musiker Maier“ auftrat. Kaum war sie runter von der Bühne, wurde sie von Helmut Schwarz zum Tanzen aufgefordert. Am Anfang haben die frisch Verliebten wenig Zeit allein verbracht: „Meine Mutter hat immer aufgepasst“, erzählt Elselore Schwarz und fährt fort „ich durfte nie allein mit ihm sein, wir waren immer zu dritt.“ Das änderte sich mit der Hochzeit, wobei die traute Zweisamkeit sich auch bald ändern sollte. Das Paar bekam drei Kinder. Die Töchter wohnen mittlerweile in Köln und in der Schweiz, der Sohn ist in der Heimat geblieben. „Die Kinder machen viel für andere Länder“, berichten ihre Eltern stolz, vor allem im Südsudan sind sie aktiv.
Ihre Reiselust kommt nicht von ungefähr. „Man muss mit den Kindern ans Meer gehen, damit sie dort spielen können“, dachte sich Helmut Schwarz und eroberte mit ihnen die Strände Europas - erst mit dem Zelt, dann mit dem Wohnwagen. Mittlerweile geht das Ehepaar nicht mehr mit dem Wohnwagen auf Tour, doch sie haben viel gesehen und mitgebracht. „Er ist ein Sammler“, beschreibt Elselore Schwarz ihren Mann. Kunstvolle Teller und Vasen aus der ganzen Welt schmücken ihre Wohnung. „Wir zwei sind auf der ganzen Welt zu Hause“, fasst Helmut Schwarz die Leidenschaft des Ehepaares zusammen.
Einmal im Jahr bricht Elselore Schwarz allerdings alleine auf. Dann fliegt sie in die USA zu den Indianern des Hopi-Stammes. „Das sind die Hüter der Erde“, erzählt sie mit leuchtenden Augen.
Doch das meiste machen die beiden gemeinsam, sie haben auch die Zeit dazu. Elselore Schwarz gab nach 47 Jahren ihr Studio „Kosmetik Schwarz“ auf, ihr Mann ist seit 1992 pensioniert.
Morgen werden Elselore und Helmut Schwarz mit Verwandten und Bekannten ihr Jubiläum feiern. Ihr Sohn organisiert das Fest für sie und die 24 Gäste. Zuerst gehen die Eheleute gemeinsam in die Kirche, anschließend in ein Restaurant. „Ins ‚Holz und Feuer‘. Wobei ich es noch immer ‚Waldhorn‘ nenne“, erzählt Helmut Schwarz und zuckt entschuldigend mit den Schultern.