Kirchheim
Laien erhalten den Landesförderpreis

Auszeichnung Rainer Laskowski nimmt für die Kirchheimer Archäologie-AG 4 000 Euro Preisgeld entgegen – für herausragende ehrenamtliche Leistungen auf dem Gebiet der Landesarchäologie. Von Andreas Volz

Große Ehre für die Kirchheimer Archäologie-AG und für deren Leiter Rainer Laskowski: Im Neuen Schloss in Stuttgart erhielten sie bei der Verleihung des Archäologie-Preises Baden-Württemberg den Förderpreis, der mit 4 000 Euro dotiert ist. Alle zwei Jahre werden Ehrenamtliche ausgezeichnet - für ihre herausragenden Leistungen auf dem Gebiet der Landesarchäologie.

Der Jury-Vorsitzende Professor Dr. Claus Wolf, Präsident des Landesamts für Denkmalpflege, lobte die rund 250 ehrenamtlich Beauftragten der Landesarchäologie, zu denen auch Rainer Laskowski zählt, grundsätzlich und allgemein: Von ihnen seien „zahlreiche Erfolgsgeschichten“ zu erzählen. „Ohne sie hätte die Landesarchäologie in Baden-Württemberg nicht den Status, den sie heute in Deutschland hat.“

Staatssekretärin Katrin Schütz vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau - das auch oberste Denkmalschutzbehörde des Landes ist - würdigte die Arbeit, die viele Menschen aus unterschiedlichsten Berufen seit 32 Jahren ehrenamtlich in Kirchheim und Umgebung leisten. Rainer Laskowski sorge für deren professionelle Anleitung. Die Archäologie-AG habe mindestens 280 Baustellen in Augenschein genommen und dabei über 250 archäologische Fundstellen entdeckt. Das gesammelte Material umfasse 2 000 Fundkisten sowie Tausende von Fotos und Skizzen.

Die Kirchheimer AG sei an Notbergungen auf Baustellen ebenso beteiligt wie an Planungsgrabungen mit dem Landesamt für Denkmalpflege. Beiträge von Rainer Laskowski über die Kirchheimer Funde erschienen regelmäßig in der Reihe „Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg“ oder auch in der Schriftenreihe des Kirchheimer Stadtarchivs. Nicht zu vergessen sei sein jährlicher Vortrag in der Volkshochschule, der immer auf reges Interesse in Kirchheim stoße.

Dass das Interesse an der Ar- ­chäologie bei Laien durchaus groß ist, verdeutlichte auch Dr. Ulrich Himmelmann, Leiter der Außenstelle Speyer der Direktion Landesarchäologie Rheinland-Pfalz, in seinem Festvortrag mit dem Titel „Die Hunnen in der Südpfalz? Rätsel um den Schatz von Rülzheim“. Das Problem dieses Falls: Der Laie, der auf den Schatz gestoßen war, hatte kaum Interesse an der Kooperation mit staatlichen Archäologen. „Er wollte die Funde für sich behalten und hat sie erst dann ,freiwillig‘ abgegeben, als bereits polizeiliche Ermittlungen liefen.“

Dass Funde unterschlagen werden, ist aber nur eine der Schwierigkeiten, die die Wissenschaft mit Raubgräbern hat. Die andere Schwierigkeit besteht darin, „dass ganz viel Information verloren geht“. Private Sondengänger sind eben oftmals nicht wirklich an der Archäologie interessiert, sondern nur am wertvollen Metall, das sich im Boden finden lässt. Deswegen zerstören sie die Fundzusammenhänge, und eine sorgfältige Dokumentation gehört ebenfalls nicht zu ihrem illegalen Handwerk.

Mit Attila in der Südpfalz

Beim Schatz von Rülzheim, der aus der Spätantike stammt, lässt sich ein Zusammenhang also nur über ähnliche Funde in ganz Europa herstellen. Die Parallelen führten vor allem ins heutige Rumänien. Daraus lässt sich ableiten, dass die Hunnen unter Attila auch in der heutigen Südpfalz zugange waren. Ulrich Himmelmanns Fazit: „Diese Erkenntnis wäre uns verloren gegangen. Wir hätten nie etwas darüber erfahren, wenn der Schatz unter der Hand verkauft worden wäre.“

Ein weiteres Fazit: „Wir brauchen keine Zerstörer, die materiell von den Funden profitieren wollen. Was wir aber unbedingt brauchen, sind Laien, die im Ehrenamt graben. Sie müssen ein ernsthaftes Interesse an wissenschaftlichen Zusammenhängen haben.“ Mit anderen Worten: Die Kirchheimer Archäologie-AG wird nach wie vor dringend benötigt.