Fynn weiß es noch nicht, aber heute wird ein richtig super Tag für ihn. Statt über Wiesen und Wege geht es in Richtung Stadt. Erst zögert er kurz, dann schnuppert er – und schließlich ist die Zunge schneller als die Kamera: Der Golden-Retriever-Rüde schleckt sich durch sein erstes Hundeeis. Die Begeisterung ist groß – und der Becher in Gefahr.
Wenn die Temperaturen steigen, suchen Zwei- und Vierbeiner nach Abkühlung. Während sich Menschen mit Kugeln in Waffeln und Bechern versorgen, stehen viele Hunde notgedrungen als verhinderte Schlemmermäuler auf Nasenhöhe vor den Leckereien hinter der Glasscheibe und schauen erwartungsvoll nach oben. Doch es gibt gute Nachrichten für die Vierbeiner: Hundeeis. Denn was als Gag für Social Media begann, ist längst mehr als das: Hundeeis gibt es inzwischen in vielen Eisdielen, auch in Kirchheim. Grund genug für einen kleinen Geschmackstest.
Mehr als ein Social-Media-Trend
Im Eiscafé Caprice steht das „Bello“-Eis für 3,50 Euro in der Truhe, im Eiscafé Italia gibt es eine Variante mit Leberwurstgeschmack für 4 Euro. Beide Sorten sehen schlicht aus: keine Toppings, keine Farben – aber der Geruch verrät sofort, für wen das gedacht ist. Und Fynn, der Test-Schlecker, lässt sich nicht zweimal bitten. Die Nase zuckt, der Blick wird wach, Sabber fliegt. Besonders die Leberwurstversion hat es ihm angetan – wobei: wirklich etwas übrig lassen würde er bei keiner der Sorten.
Beide Eisdielen berichten, dass das Hundeeis sich erstaunlich gut verkauft – natürlich vor allem an den warmen Tagen. Für viele Hundebesitzer ist das Eis eine kleine Aufmerksamkeit zwischendurch – oder einfach ein Weg, den Vierbeiner beim Stadtbesuch nicht leer ausgehen zu lassen.
Im Eiscafé Caprice steht das „Bello“-Eis in der Truhe – eine Marke, die speziell für Hunde entwickelt wurde von einem Hersteller am Bodensee. Die Idee: ein Snack, der nicht nur lecker, sondern auch gut verträglich ist. Statt Sahne landen Zutaten wie Reismilch, Agavendicksaft und ein Schuss Kokosöl im Becher. Letzteres soll sogar den Stoffwechsel ankurbeln können und die Lernfähigkeit positiv beeinflussen – wobei Fynn beim Schlecken vermutlich eher an Genuss als an Geistesblitze denkt. Serviert wird das Ganze in einem kompostierbaren Becher.
Wann Eis Sinn macht, und wann lieber nicht
Kiki Ladengast Kolinsky, Ernährungsberaterin für Hunde und Katzen, weiß, worauf es bei einem gut verträglichen Snack ankommt – und wo die Risiken liegen. Klassisches Speiseeis ist für Hunde ungeeignet. Besonders gefährlich wird es, wenn Varianten mit Zuckerersatzstoffen ins Spiel kommen: „Der Ersatzstoff Xylith ist für Hunde extrem giftig. Auch Schokolade enthält für Hunde toxische Inhaltsstoffe.“ Viele erwachsene Hunde seien laktoseintolerant – Milchzucker führe zu Durchfall und Bauchschmerzen. Auch bei dem Eis, das speziell für Hunde entwickelt wurde, gilt: nicht jeder Hund verträgt es gleich gut. „Besonders vorsichtig sollte man bei älteren Hunden, Hunden mit empfindlichen Mägen oder Kälteempfindlichkeit sein.“ Auch bei Tieren mit Magen-Darm-Vorerkrankungen oder Problemen mit der Bauchspeicheldrüse ist aus ihrer Sicht Vorsicht geboten, warnt die Ernährungsberaterin.
Der Ersatzstoff Xylith ist für Hunde extrem giftig. Auch Schokolade enthält für Hunde toxische Inhaltsstoffe.“
Kiki Ladengast Kolinsky, Ernährungsberaterin für Hunde und Katzen, kennt die Gefahren.
Schwitzen ist nicht ihre Stärke
Hunde können nur sehr eingeschränkt schwitzen. An den Pfotenballen und der Nase befinden sich zwar einige wenige Schweißdrüsen, doch um ihre Körpertemperatur zu regulieren, setzen sie vor allem aufs Hecheln. Ein Eis kann einen kühlenden Effekt haben. Es kühlt über die Schleimhäute im Maul und sorgt für kurzfristige Erfrischung – ähnlich wie ein kaltes Getränk für uns Menschen: Es senkt nicht direkt die Körpertemperatur, kann aber in Maßen spürbare Linderung bringen.

Manche Hunde profitieren mehr von einer kleinen Abkühlung als andere. Das bestätigt auch die Expertin von Ellis Barferie in Jesingen, die sich auf die bedarfsgerechte Fütterung von Hunden spezialisiert hat. Gerade Hunde mit viel Unterwolle oder dichtem Fell, wie der Husky oder Berner Sennenhund, ältere Hunde, solche mit Herz-Kreislauf-Schwächen oder kurzschnäuzige Rassen wie Mops oder Bulldogge kommen schneller an ihre Grenzen als andere.

Übrigens: Hirnfrost ist bei Hunden kein Thema. Auch wenn der Blick beim Schlecken manchmal tiefgründig wirkt, neurologisch ist alles im grünen Bereich. „Hirnfrost wie bei Menschen tritt bei Hunden nicht nachgewiesen auf“, bestätigt auch die Ernährungsberaterin. Fynn muss also nicht befürchten, dass ihm der Genuss ins Oberstübchen schießt.

Wer das Eis lieber selbst machen möchte, braucht keine Profi-Ausrüstung. Kolinskys Tipp: Eine reife Banane pürieren, ein Esslöffel laktosefreien Joghurt oder Kokosjoghurt hinzufügen und mit ein paar Heidelbeeren vermengen. In Eiswürfelfomen oder auf einer Schleckmatte einfrieren und schon steht dem Schlemmervergnügen nichts mehr im Weg –außer vielleicht der Becher. Wichtig ist: keine Süßstoffe, Rosinen oder Nüsse. Fynn wartet übrigens schon vor dem Gefrierschrank – man weiß ja nie, wann wieder was auftaut. Alternativ empfiehlt die Ernährungsberaterin gefrorene Gemüsestücke, beispielsweise Gurke oder Karotte, oder Hundeeis aus der Tierhandlung.

