Tango-Quartett Hora Zero zu Gast beim Zither- und Akkordeonverein Kirchheim
Leidenschaft mit Akkordeon

Kirchheim. Mit der erhabenen Pop-Hymne „Concertation“ von Hugo Felder leitete das knapp 30-köpfige, stimmgewaltige Orchester unter der Leitung von Claudia Petrow in den Abend in der Kirchheimer Stadthalle ein und setzte damit die Messlatte schon hoch an.

Das Niveau wurde mit „Singapur Skyline“ sogleich gesteigert, einer Auftragskomposition von Wolfgang Ruß-Plötz. Mit dieser mehrsätzigen Konzertsuite wird das Kirchheimer Orchester im Mai beim „World Music Festival“ in Innsbruck antreten und sich der Konkurrenz von mehr als 40 internationalen Orchestern stellen. Der spannungsreiche, düstere „Rojo Tango“, arrangiert von Hans-Günther Kölz, dem Mentor der Dirigentin Claudia Petrow, bot eine gelungene Überleitung zum Auftritt der Gastformation.

Das Quartett Hora Zero verdankt seinen Namen der Tatsache, dass in der Tango-Metropole Buenos Aires das Leben erst um Mitternacht, zur „Stunde Null“ beginnt. Die vier Vollblut-Musiker um Rolf Donner an Akkordeon, Geige, Piano und Kontrabass trugen schwerpunktmäßig den Tango Nuevo des Südamerikaners Astor Piazzolla vor.

In perfekter Harmonie griffen die vier Instrumente ineinander, das musikalische Fundament wurde dabei durch den Kontrabass von Anke Göntgen gesichert, die den Corpus ihres großen Instrumentes auch als Resonanzkörper diverser Percussion-Einlagen benutzte. An der Geige machte Oksana Popsuy mit Energie und bester Körperbeherrschung sowohl der bogenführenden rechten Hand als auch der tongebenden Linken auch optisch einen starken Eindruck. Das Stage Piano schuf durch die vor Feuer und Leidenschaft sprühende Mareike Lenz eine starke Grundlage und Klangfülle für die Melodieinstrumente. Rolf Donner war für das akkordeon-affine Publikum natürlich der größte Anziehungspunkt, ihm war die Liebe zu seinem Instrument förmlich anzusehen, dessen Tasten und Knöpfe er mit herausragender Technik und noch mehr Gefühl bearbeitete.

Die Auswahl der Piazzolla-Tangos war dem Quartett gut gelungen, eher unbekannte Stücke verzauberten ebenso wie das jedem bekannte „Adios Nonino“. Piazzolla eigen ist die Mischung aus schrägen und harmonischen Passagen.

Dissonante Töne entflohen den Instrumenten scheinbar unkontrolliert, ließen sich jedoch bereitwillig wieder einfangen und zu unter die Haut gehender Harmonie vereinigen. Ganz im Stil des großen Vorbildes kamen auch zwei Eigenkompositionen der Pianistin Mareike Lenz gut an.

Eine gelungene Abwechslung bot das Quartett mit einer klassischen Interpretation des Popsongs „Viva la Vida“ der Gruppe Coldplay. Doch auch Klassik pur gelang der Gruppe vorbildlich, so geriet die dreisätzige „Triosonate Nr. 3“ von Johann Sebastian Bach zu einem weiteren Höhepunkt. Als Zugabe wurde das Publikum mit dem wohl berühmtesten Piazzolla-Tango „Libertango“ verwöhnt.

Nun kehrte das Kirchheimer Akkordeonorchester auf die Bühne zurück. Es war keine leichte Aufgabe, wieder zur Unterhaltungsmusik der Gegenwart überzuleiten, doch das herzbewegende „Heal the World“ des King of Pop, Michael Jackson, war dafür die beste Wahl. Abschließend schuf das temporeich-vergnügliche „Balkanfieber“ große Stimmung im Saal, sodass eine Zugabe fällig war. Der Sommerhit „All About That Bass“ heizte das Publikum jedoch so sehr an, dass das Orchester sich erst nach einer weiteren Zugabe verabschieden durfte. sr