Schmerzt der Rücken im Liegen statt bei Anstrengung, kann das Rheuma bedeuten. „Normal ist es, dass die Schmerzen besser werden, sobald man sich ausruht und nicht anders herum: wenn man in Bewegung kommt“, sagt Professor Bernhard Hellmich von der Medius-Klinik in
Kirchheim. Erzählt dem Mediziner ein Patient davon, horcht er gleich auf: „Für das Wirbelsäulenrheuma, das häufig junge Menschen trifft, ist das typisch.“ Rheuma gebe es in vielen Formen und verschone keine Altersgruppe. „Auch Kinder können Rheuma bekommen, hauptsächlich trifft es aber Frauen in der zweiten Lebenshälfte – Raucher bekommen es auch öfter.“ Selbst eine gesunde Ernährung und viel Sport könnten das nicht ändern. „Die Krankheit kann jeden treffen, egal, wie gesund der Lebensstil ist.“
Frühzeitig behandeln
„Rheuma ist eine chronische Immunerkrankung: Das Immunsystem ist dann sehr aktiv und bildet ständig neu Zellen, die nicht ganz intakt sein können und anfangen, gesunde Systeme anzugreifen, wie ein Schwarm wilder Bienen“, erklärt Bernhard Hellmich. „Das führt zu Entzündungen, die auch die Organe betreffen können.“ Besonders wichtig sei es, die Krankheit frühzeitig zu erkennen, bevor die Organe Schaden nehmen. „Es kann auch passieren, dass sich beispielsweise die Niere entzündet und so stark geschädigt wird, dass man an die Dialyse muss.“
Hautausschläge, entzündete Augen, aber auch ganz klassisch schmerzende Gelenke mit Beulenbildung können Symptome sein. „Es ist sehr wichtig, die Menschen aufzuklären, damit sie frühzeitig behandelt werden können – dauerhaft stark entzündete Gelenke gehen kaputt.“ Auf der anderen Seite sei es auch nicht ganz leicht, wenn Patienten mit einer gegoogelten Diagnose im Gepäck kommen. „Dann kann es schon länger dauern, ihnen das wieder auszureden“, sagt der Arzt schmunzelnd.
Arthrose oder Rheuma
Rheuma und Arthrose muss man unterscheiden. „Arthrose bedeutet Gelenkverschleiß und wird in den meisten Fällen konservativ mit Wärme und Gymnastik behandelt. Wenn das Gelenk gar nicht mehr zu retten ist, gibt es die Gelenkersatz-OP.“ Das klingt sehr unangenehm, aber auch Rheuma könne bei einem schweren Verlauf, der sich über Jahre ziehen könne und mit starken Schmerzen verbunden sei, sehr belastend sein.
Das müsse aber nicht mehr so sein. „Mittlerweile kann die Krankheit sehr gut behandelt werden. Nur in den seltensten Fällen kann man die Entzündung nicht rausbekommen – sofern sie erkannt und richtig medikamentiert wird.“
Eine Warnung sei angebracht
Eine ausgewogene mediterrane Mischkost – mehr Fisch als Fleisch – und Sport, der die Muskulatur um die Gelenke herum stabilisiere und dadurch entlaste, könne den Verlauf der Krankheit abmildern. Ausreichend sei das aber nicht: Sport und eine gesunde Ernährung können die Behandlung ergänzen, aber nicht ersetzen. Ohne entsprechende Medikamente lasse sich die Erkrankung nicht in den Griff bekommen.
„Lieber ein halbes statt drei Würstel essen“, empfiehlt Bernhard Hellmich bei einer Gichterkrankung. Hier mache die Menge das Gift. „Wenn man beispielsweise viel Bier trinkt und dann noch eine Schweinshaxe isst, ist die Wahrscheinlichkeit von einem Schub, der mit starken Schmerzen verbunden ist und zwischen drei bis fünf Tage dauert, sehr hoch.“ Gicht ist eine Form von Rheuma. Genauer gesagt: eine Stoffwechselstörung, die zu einer Erhöhung der Harnsäure im Blut führt. Die Harnsäure wird zu Kristallen, die sich im Gelenk ablagern. „Das ist schlecht, weil das Immunsystem die Kristalle bekämpfen möchte – was zu einer großen Entzündung führt. Daher sollten Lebensmittel vermieden werden, die zur Bildung von Harnsäure führen.“
Die Rheumatologie in Kirchheim ist eine von drei zertifizierten Kliniken in Baden-Württemberg und national ausgewiesenes Referenzzentrum der Europäischen Kommission.