Kirchheim. Drei Männer, adrett in Schwarz und Grau gekleidet, bahnen sich in der rappelvollen Bastion den Weg zur Bühne. Zwei Gitarristen, bei denen nicht nur die Frisur sitzt, und einer mit Baseball-Käppi, der steht, weil ihm mit seinem Kontrabass nichts anderes übrigbleibt. Zu Gast ist das „Gismo Graf Trio“ aus Stuttgart, eine der weltweit führenden und innovativsten Gypsy-Jazz-Formationen.
Ausnahmegitarrist und Namensgeber Gismo Graf ist schon mal optisch ein Hingucker, sogar einer mit Witz, so wie er seine Ensemble-Mitglieder vorstellt: „Neben mir mein langjähriger Kollege und Vater Joschi Graf, und mit dem unglaublichen Joel Locher kommen wir schon zum Ende der Big Band.“ Drei Saiten-Jongleure, die mit ihren Instrumenten förmlich verschmelzen und wie auf Knopfdruck nicht nur sofort präsent sind, sondern ihre Musik mit einer scheinbaren Leichtigkeit aus dem Effeff in höchster Präzision ausleben. Das geerdete Trio schlägt musikalische Brücken zu den verschiedenen Genres wie Jazz, Pop, Bossa nova und Swing und verändert das Tempo, so wie es gerade gefällt. Insbesondere Sologitarrist Gismo Graf beeindruckt mit seiner improvisierten Detailfülle und mit einem Ergebnis wie beim Friseur – man weiß nie, was dabei rauskommt.
„Nun machen wir einen Ausflug in die Klassik, der zweite norwegische Tanz ist von Edvard Grieg. Der zweite deshalb, weil wir den ersten nicht kennen“, lässt Gismo Graf immer wieder seinen Humor durchblitzen. Konzentriert, aber keineswegs angespannt, tanzen seine Finger bisweilen mit gefühltem Raketenantrieb über die Saiten, man spürt, das Trio versteht sich blind. Was beeindruckt: Musiziert wird ohne Noten, jedes Klangbild wird spontan umgesetzt und passt immer, wobei natürlich die Bässe bisweilen im sich wiederholenden Rhythmus verweilen. „Es wird auch nie geübt, sie spielen einfach zusammen, und bei jedem Konzert klingt es ein bisschen anders“, verrät Ninon Graf, Mutter und Ehefrau und Expertin für die ausliegenden CDs.
„Moments with the Mouse“, mit dem sechsten Album des Gismo Graf Trios gelang den Musikern ein grandios besetztes Projekt, das die schönsten Songs der größeren Disney-Erfolge völlig neu interpretiert. Natürlich hatten sie daraus einige Kostproben mitgebracht – musikalische Appetithäppchen, die in der Bastion erahnen lassen, wie brillant das komplette Album klingt. Dafür wurde das Trio vor gut einem Jahr für den Preis der deutschen Schallplattenkritik in der Kategorie „Filmmusik“ nominiert, auch Komponist Hans Zimmer stand auf der Liste.
Zwischenapplaus, Jubelschreie, Zugabe: Am Ende des Tages strahlten die Gesichter mit den polierten Lackschuhen der drei Musiker um die Wette – was möchte man mehr? Sabine Ackermann