Der Liederkranz Nabern ist Geschichte: Bei ihrer 72. Hauptversammlung haben die Mitglieder einstimmig die Auflösung des Gesangvereins beschlossen. Ein trauriger Schritt nach all den Jahren – doch letztlich ein unausweichlicher, wie Klaus Maurer betont, der als zweiter Vorsitzender fungierte.
„Im Laufe der Corona-Pandemie hat der Liederkranz Nabern ein Drittel seiner Mitglieder verloren“, blickt er zurück. Hinzu sei Anfang 2023 eine schwere Erkrankung des Chorleiters gekommen. „Die Suche nach einem Nachfolger blieb ohne Erfolg.“ Auch für wichtige Ämter im Verein konnten keine Kandidatinnen und Kandidaten gefunden werden.
Klaus Maurer selbst war im Jahr 2016 zum Liederkranz Nabern gekommen, nachdem er einen Auftritt des Gesangvereins besucht hatte und „ganz begeistert“ war. Zwei Jahre später wurde er zum zweiten Vorsitzenden gewählt. Damals konnte noch keiner ahnen, dass eine Pandemie die Welt überrollen und zu tiefgreifenden Veränderungen in allen Bereichen des Lebens führen sollte. „Das Singen wurde wegen der Ansteckungsgefahr zum gefährlichsten Hobby der Welt. Chorproben waren verboten“, erinnert sich Maurer an das Jahr 2020. Während der Lockdowns habe man versucht, digitale Chorproben zu veranstalten; allerdings „mit unbefriedigendem Ergebnis“, sagt Maurer. „Es gab Rückkopplungen. Die Töne kamen zeitversetzt an. Das hat nicht funktioniert.“
2021 waren Chorproben mit Hygienekonzept und unter bestimmten Abstandsvorschriften wieder erlaubt. Weil der bisherige Probenraum, der Bürgersaal im Rathaus, zu klein und die Decke zu niedrig war, traf sich der Liederkranz Nabern in einem Ausweichquartier: im Hirschsaal in Nabern. „Wir haben extra ein E-Piano gekauft und dort mit viel Abstand geprobt.“ Doch wegen zu hoher Inzidenzzahlen mussten die Chorproben wieder eingestellt werden.
Im Jahr 2022 konnten die Chorproben wieder stattfinden – zunächst im Hirschsaal, dann wieder im Bürgersaal des Rathauses. Allerdings stellte sich der erste Vorsitzende nicht mehr zur Wahl. Ein Nachfolger konnte nicht gefunden werden. Darüber hinaus haben einige Mitglieder in dieser Zeit beschlossen, sich abzumelden. So reduzierte sich die Mitgliederzahl kurzerhand von 30 auf 20. Ein großer Schock war schließlich die Erkrankung des Chorleiters Andreas Störzer. Reguläre Chorproben waren nicht mehr möglich. Es kam alles zusammen. Der Verein stand vor dem Aus.
Weil nur sechs Mitglieder des Liederkranzes in Nabern wohnten, war die Bindung an den Ort nicht allzu groß, ergänzt Maurer. „Deshalb wurde beschlossen, zu prüfen, inwieweit man sich einem anderen Chor anschließen könnte.“ So kam es zu Schnupperproben bei anderen Chören in der Teckregion. „Die Mehrheit der Mitglieder des Liederkranzes Nabern hat sich dem LiChörLe im Liederkranz Unterlenningen angeschlossen.“ Durch den dortigen Wechsel der Chorleitung sei es für alle Sängerinnen und Sänger aus Nabern und Unterlenningen ein gemeinsamer Neustart gewesen, betont Maurer.
Chorleiterin ist Sandra Schöne von „Vocal Affairs“, die vor vielen Jahren bereits am Musical „Babel“ in Kirchheim (siehe Kasten) mitgewirkt hatte, sagt Maurer. Unterstützt werde sie von Lea Löffler am Keyboard. Gesungen werden Gospels, Spirituals, Pop und andere moderne Songs. Angedacht sei nun, dass die Chorproben abwechselnd in Brucken und Nabern stattfinden.
Mit dem Liederkranz Nabern könne man auf tolle Projekte zurückblicken, betont Maurer. Doch so traurig die Auflösung auch sei – er und die anderen Mitglieder sind froh, dass es unter neuem Namen weitergehen kann. Auch zwischenmenschlich passe es sehr gut mit den Unterlenninger Sängerinnen und Sängern. „Für mich persönlich war es wichtig, weiterzumachen“, sagt Maurer. „Die Gemeinschaft macht es aus – und ich fühle mich nach jeder Chorprobe einfach gut.“
Die Geschichte und Entwicklung des Vereins
Der Beginn Im Jahr 1952 wurde der Liederkranz Nabern gegründet. Im Laufe der Jahre gab es viele Konzerte, Ständchen, Sängerfeste, Heimatabende, Weihnachtsliedersingen, Frühjahrsunterhaltungen, den Tanz in den Mai, aber auch Wanderungen und weitere Veranstaltungen.
Der Neustart Der Chorleiter Andreas Störzer aus dem Geislinger Ortsteil Eybach konnte 2011 gewonnen werden. Er gab dem Gesangverein den neuen Namen „Chorwerkstatt Teck im Liederkranz Nabern“. Es folgte eine Neuausrichtung auf ein moderneres Repertoire aus Gospels, Spirituals und Pop.
Das Musical Babel Im Jahr 2012 wurde das von Andreas Störzer geschriebene Musical „Babel“ unter Mitwirkung der „New Voices“ Eybach, der Chorwerkstatt Teck und eines Projektchors in der Stadthalle in Kirchheim und auf der Burgruine Helfenstein bei Geislingen aufgeführt. Es war ein großer Erfolg.
Das Musical Mensch Andreas Störzer kreierte zusammen mit Harald Keller das Weihnachtsmusical „Mensch“ – wieder mit den „New Voices“, der Chorwerkstatt Teck und einem Projektchor. Mehr als 100 Sängerinnen und Sänger traten mit einer Band drei Mal in der ausverkauften Jahnhalle in Geislingen auf. Für 2020 war geplant, das Musical in Kirchheim aufzuführen. Doch dieses Vorhaben fiel Corona zum Opfer.
Das Aus Der Ausschuss beschloss, einen Großteil des Vereinsvermögens an soziale und gemeinnützige Organisationen zu spenden. Am 19. Februar beschlossen die Mitglieder bei einer außerordentliche Mitgliederversammlung die Vereinsauflösung. hei