Kirchheim
Lillet und neuer Lesestoff in der Buchhandlung Zimmermann

Lesespaß Die Buchhandlung Zimmermann setzt ihreTradition fort: Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter stellen ihre ganz persönlichen Sommer-Lieblingslektüren vor.
Von Helga Single

Über zwei Jahre ist es her, dass die Buchhandlung Zimmermann bei einer Veranstaltung mit dem Literaturkritiker Denis Scheck Gäste begrüßen durfte. Sibylle Mockler, Leiterin des Kirchheimer Hauses, und ihr Team freuten sich deshalb umso mehr über die voll besetzten Tische kürzlich, an denen in ungezwungener Atmosphäre Aperol und Lillet flossen und Köstliches in kleinen Gläsern gereicht wurde.

Ein intellektuelles Vergnügen

Der Wohlfühlfaktor stimmte schon mal, und so waren die Gäste bereit für die ganz großen Themen der Bücher: die Liebe und das Leben, das Älterwerden und die Vergänglichkeit, der Wunsch nach Anerkennung, liebevolle Vater-Tochter-Beziehungen, Hoffnung und Neuanfang, Emanzipation oder „viele Liter Körperflüssigkeiten“, die großzügig blutrünstig ausgegossen wurden.

Für alle Freunde des Genres Thriller gab es die Empfehlung „Ein Teil von ihr“ von Karin Slaughter und „Thirteen“ von Steve Cavanagh. Gute Nerven waren nicht nur hier gefragt, sondern ebenso von Nutzen für den Fantasyroman „Prison Healer“ von Lynette Noni, der mit Spannung und überraschenden Wendungen punktete.

Krimifans lieben es etwas unaufgeregter, aber nicht weniger spannungsreich und kamen mit Robert Thorogoods „Mrs Pott’s Mordclub und der tote Nachbar“ und Christian Buders „Der Dachs“ voll auf ihre Kosten. Besonders schön wurden das englische und französische Lokalkolorit hervorgehoben. In einem einfühlsam erzählten Beziehungsroman „Der Markisenmann“ von Jan Weiler, dem Autor des verfilmten Bestsellers „Maria, ihm schmeckt’s nicht“, findet ein von seiner Patchworkfamilie genervter Teenager eine innere Verbundenheit zum getrennt lebenden Vater.

Auch die Protagonistin in „Der Geschichtenbäcker“ von Carsten Henn findet übers Backen einen Weg zurück ins Leben. Ganz anders kommt Thomas Hettiche daher. Er erzählt in „Herzfaden“ die Geschichte zur Augsburger Puppenkiste und setzt den Marionetten von Walter Oehmichen damit ein unsterbliches Denkmal. Ihre unsichtbaren Fäden würden sich bis in die Herzen der Leserschaft spinnen. „Ein ästhetisches und intellektuelles Vergnügen“, wie es Sibylle Mockler beschrieb, die den Roman vorstellte.

Über Aufbruchsstimmung der 50er- und 60er-Jahre mit Wirtschaftswunder und Sehnsüchten schreibt Julia Fischer in „Der Salon“. Bücher über Emanzipation hätten in den letzten Jahren eine Hochkonjunktur erlebt. So schreibt auch Bonnie Garmus in „Eine Frage der Chemie“ über eine starke, exzentrische Frau in den USA, die für Anerkennung und Gleichberechtigung kämpft.

Fiktive und echte Diven

Den Abschluss bildeten zwei Biografien berühmter Filmdiven. Die eine, eine rein fiktive Figur aus der Glanzzeit Hollywoods der 30er-Jahre mit Anleihen vieler Femmes fatales jener Zeit, die andere, Renate Müller, ein realer Star der Filmwelt. Es war ein schöner Abend voller Ideen, gelungen und anregend für alle Leseratten und die, die es noch werden wollen.