Kirchheim. Ein Sachstandsbericht zur Corona-Lage ist derzeit in jeder Hinsicht risikoreich, denn was gestern noch galt, kann heute schon nicht mehr gelten. Unter diesem Vorbehalt begann Kirchheims Oberbürgermeister Pascal Bader im Gemeinderat seinen Bericht über die aktuelle Situation: „Eigentlich war geplant, den aktuellen Sachstand zur Öffnung vorzustellen. Jetzt ist es leider doch der aktuelle Stand des Lockdowns. Das Geschehen ist nach wie vor extrem dynamisch.“
Hatte gerade das „Click and meet“-System in Kirchheim so richtig Fahrt aufgenommen - also das Vereinbaren eines reellen Einkaufstermins per Telefon und Internet -, geht es jetzt wieder zurück zu „Click and collect“, zum Bestellen mit anschließendem Abholen am Laden vor Ort. „Das muss so bleiben, bis die Sieben-Tage-Inzidenz an fünf Tagen hintereinander bei unter 100 liegt.“
Was langfristig dazu beitragen könnte, die Inzidenzzahlen zu senken, ist Testen und Impfen. Zum Impfen gab oder gibt es bereits diverse Pilotprojekte, von denen auch etliche Kirchheimer profitieren konnten, die mindestens 80 Jahre alt sind - in Dettingen, Jesingen und Notzingen. Zu den Tests sagte Pascal Bader: „Wichtig ist es, Schnelltests in Unternehmen zu machen. Seit dieser Woche sollen auch Schüler an ihren Schulen getestet werden, und es wird geprüft, ob man auch Kinder in Kindergärten testen kann.“
Der Blick geht nach Tübingen
Auch in Kirchheim wird auf das Tübinger Modell geschaut: „Es wäre großartig, wenn wir es hinbekommen, in Kirchheim ein ähnliches System zu bieten, dass wir Läden oder auch Außengastronomie für Menschen mit negativen Schnelltests öffnen könnten.“
Was die Stadtverwaltung dagegen als unpraktikabel ansieht, sind Taxi- oder Mietwagenlösungen als Alternative zum ÖPNV für ältere Mitbürger. Der Erste Bürgermeister Günter Riemer empfiehlt stattdessen „mehr Öffentlichkeitsarbeit für die risikoarme Nutzung des ÖPNV“. Für Härtefälle werde die Stadt Einzellösungen finden.
Die Gemeinderatsmitglieder suchten nach weiteren Möglichkeiten für mehr Normalität in der Pandemie. Bettina Schmauder (Freie Wähler) sagte: „Unsere lebens- und liebenswerte Innenstadt steht so langsam auf der Kippe. Wir sollten das Risiko durch Tests minimieren.“ Thilo Rose (CDU) ergänzte: „Es ist günstiger, Tests zu finanzieren als geschlossene Geschäfte zu subventionieren.“ Marc Eisenmann (SPD) fragte, ob die Inzidenzzahl der einzige Wert sein müsse, der den Ausschlag für Lockerungen geben kann, und Heinrich Brinker (Linke) will, dass die Stadt über Luftfilter an Schulen nachdenkt. Andreas Volz