Dorothee Götz, Susanne Härle, Anette Heiter und Gesa Schulze-Kahleys wagen sich locker-flockig und selbstbewusst an bekannt-beliebte Welthits aus den 50er und frühen 60er Jahren, die sie mit reinstem Schwäbisch aufpeppen. So entsteht aus dem schwärmerischen „Only You“ von den Platters ein unerwünschtes „I nemm zu“ und aus Domenico Modugnos „Volare“ wird ein „Lohle“ – ein lascher Zeitgenosse, der im Auto die grüne Ampelphase verpennt oder an der Supermarktkasse umständlich seine Waren einpackt und das Münzgeld zählt.
Umrahmt werden die durchweg frechen Texte mit melodischen „dumdumdums“, „duu-wahs“ oder eben „doo-wops“ – klingt einfach, ist es aber nicht. Dass sich die klangvollen Nonsens-Silben, die für die Zeit der Rock-’n’-Roll- oder Rhythm-and-Blues-Balladen charakteristisch waren, gleichbleibend zügig wiederholen, dafür ist hohe Präzision und Konzentration gefordert. Anders gesagt: Man muss immer wissen, bei welchem „dum“ man gerade steht.
Stimmig und schmissig
Augenscheinlich machen das die „DooWop-Mädla“ mit links. Es klingt einfach stimmig, wenn sie beeindruckend synchron in unterschiedlichen, harmonisch ineinanderfließenden Tonlagen singen. Und es gefällt, wie sie diesen energetisch-schmissigen Musikstil mit kleinen Choreografien und offensichtlichem Spaß auf der Bühne zelebrieren. Den hat das Publikum in der rappelvollen Bastion zur Genüge.
Angekündigt als „Granaten der schwäbischen Comedy-Szene“, ist es genaugenommen Gesa Schulze-Kahleys, die sich ihren Kaffee mit Red Bull aufbrüht und vielleicht deswegen zwischen den Liedern viel zu schwätza hot. Da wird bei den Zuschauern ausgelotet, welche Wurschträdla – Schinkenwurst oder Lyoner – sie früher an der Metzgertheke bekamen und beim Lied „dr Wechsel“ offenbart: „Mittlerweile habe ich meine höchst persönliche Klimaerwärmung“.
Wer kennt sie nicht, die erfolgreichen Titel „Lollipop“ und „Mr. Sandman“ des Gesangquartetts „Chordettes?“ Bekannt für sein rhythmisches Klatschen und das knackige Plopp-Geräusch gibt es nun den „Lällabebb“, dem natürlich die gewisse Süße fehlt. Ebenso punktet die leider nicht zum Ziel führende Blind-Date-Geschichte „Bisch du d’Sandra“?
Jede der vier Damen bekommt als Solosängerin die volle Aufmerksamkeit, instrumentale Begleitung liefert ausschließlich Anette Heiter mit Gitarre und Ukulele. Aufmerksamkeit bekommen außerdem die vielen Kleiderwechsel, die für visuelle Abwechslung sorgen. Bei „Soon may the Wellerman come“, basierend auf dem erfolgreichen Seemanns- und Walfänger-Lied von Nathan Evans, ließ sich die schwäbische Damenriege mit „Mach i Kartoffelsalat“ eine besonders schmackhafte Version einfallen.
Die Geschichte hinter den „DooWop-Mädle“
Besetzung Altistin Anette Heiter (Gitarre, Ukulele) war 30 Jahre lang Mitglied der Gruppe „Honey Pie“ und des Stuttgarter Juristenkabaretts. Mezzo-Sopran Gesa Schulze-Kahleys kennt man als eine Hälfte des Kabaretts „i-dipfele“, präsent bis 2014. Für die erkrankte Altstimme Babs Steinbock, (Bandmitglied von „The Cleanin‘ Woman“ Stuttgart), sprang die in Jazz Vocal Performance ausgebildetet Dorothee Götz (früher Honey Pie, jetzt Pepper & Salt), ein. Die zweite Sopranistin ist Susanne Härle.
Anfang Weil sie die auftrittslose Zeit satt hatte, gründete die Stuttgarter Amtsrichterin Anette Heiter während des Lockdowns Mitte Dezember 2020 das Quartett „DooWop Mädla“. Die erfahrene Kabarettistin und Autorin (Im Namen der Robe) schreibt die schwäbischen Texte und sorgt auch für die entsprechenden Arrangements. ack