Samstagvormittag, kurz vor dem Einlass, Mathea reiht sich in die Schlange ein, die im Sekundentakt länger wird. „Es ist immer gut, wenn es solche Aktionen fürs Selbstbewusstsein gibt“, findet Patrick aus Lenningen, der seine neunjährige Tochter in den nächsten rund fünf Stunden gut aufgehoben weiß.
Seit 1996 hat sich beim Mädchentag nichts geändert, Jungs und Eltern müssen draußen bleiben. Die Devise bei den Mädels die Devise lautet: Spaß haben, Neues kennenlernen und ausprobieren, miteinander quatschen und einfach ganz entspannt unter sich sein.
„Es ist eine gewinnende kultursensible Veranstaltung die das Selbstbewusstsein fördert und Mut macht, sich auszuprobieren“, betont Bürgermeisterin Christine Kullen bei der Eröffnung und freut sich über das Interesse der etwa 300 anwesenden Mädchen. Zusammengerechnet kümmern sich 13 Organisatorinnen des Pädagoginnen-Treffs und rund 45 weitere Helferinnen um 19 abwechslungsreiche Workshops. Ob draußen oder drinnen, im Schneidersitz auf der Decke oder am Tisch, ob handwerklich, kreativ, sportlich oder vertraulich – kaum ein Bereich, bei dem die Mädels nicht voll bei der Sache sind. Seit Beginn stellt die Kirchengemeinde Maria Königin ihr dafür prädestiniertes Bohnauhaus unentgeltlich zur Verfügung – bis auf die Pandemie-Jahre 2020, 2021 und 2022, als die Veranstaltung in den Außenbereich des Kirchheimer Schlossgymnasiums verlegt wurde.
Auch Klettern gehört dazu
„Guck mal, wie hoch du schon bist“, ruft jemand Luisa auf dem Kletterbaum zu. Kaum am „Boden der Tatsachen“ wieder angekommen, macht sich die ebenfalls neunjährige Hannah auf dem Weg nach oben. Vroni Hildebrand und Anne Lamparter haben gut zu tun, sorgen mit Helm und Seil für die Sicherheit.
„Miaaaaa, komm endlich, sonst sind die Plätze belegt“, ruft Leonie unüberhörbar ihrer Freundin zu, die gerade den letzten Glitzerstein auf ihre Spiegelfliese klebt. Nun wollen die Freundinnen ein Paracord-Armband knüpfen. Nicht minder begehrt sind außerdem das Herstellen von Kakteen als Ringhalter oder Schmuck-Schälchen aus Speckstein oder das Bemalen von Stofftaschen. Genauso gern lassen sich die Mädchen beim Hairstyling eine bunte Strähne ins Haar machen.
Jana und Greta sind sich nach ihrem Früchte-Cocktail uneins, was als nächstes auf dem Plan steht. Während die eine beim „Flashmob“ mittanzen möchte, zieht es die andere zu einem Extra-Raum, wo es um „Mädchensachen“ geht. Es ist gut und wichtig, wie Leonie Schultheiß und Kathrin Wagner von „Pro Familia“ im geschützten Rahmen über Pubertät, Menstruation, Verhütung, Schwangerschaft und Liebe sprechen, es den konzentriert zuhörenden Mädchen so erklären, dass sie diese natürlichen Themen unmittelbar betreffen, jetzt oder in naher Zukunft.
„Es ist immer toll, wie viele Mädchen vorbeikommen und in die unterschiedlichsten Workshops hineinschnuppern“, freut sich Doris Kurka vom Pädagoginnen-Treff und der Jugendeinrichtung KiZ, bei der die Fäden seit 1999 zusammenlaufen. Und doch wird es für die Sozialpädagogin der letzte Mädchentag sein. „Ich gehe in zwei Monaten in Rente, meine Nachfolgerin ist Franziska Zipperle.“