Kindertagespflege
„Man muss keine neue Kita bauen“

Für die Einrichtung einer „TiagR-Gruppe“ können bestehende Räume genutzt werden. 

Lisa Beier vom Tageselternverein (links) und Bürgermeisterin Christine Kullen sind überzeugt vom Konzept der TiagR-Gruppen. Foto: Carsten Riedl

Region. Die Betreuung von Kindern unter drei Jahren durch Tagespflegepersonen spielt auch im Kreis Esslingen eine große Rolle. Aktuell betreuen die qualifizierten Tagesmütter und -väter die Kinder zum Großteil in ihren eigenen Räumlichkeiten zu Hause, wie Lisa Beier vom Tageselternverein Kreis Esslingen berichtet. Aber es gibt auch eine weitere Betreuungsform, die zunimmt: sogenannte TiagR-Gruppen.

Bei dieser Betreuungsform werden geeignete Räume angemietet, die gegebenenfalls noch umgestaltet und -gebaut werden müssen. Der Tageselternverein arbeitet dabei mit Kooperationspartnern zusammen: Meist handelt es sich um Kommunen, aber auch das eine oder andere Unternehmen ist schon mit im Boot, das für seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine Kinderbetreuungsmöglichkeit anbietet.

Die „TiagR-Gruppen“ zeichnen sich durch einen familiären und wohnlichen Charakter aus, betont Beier. Für die Kommunen sei es ein Gewinn: „Denn man muss keine neue Kita bauen, sondern kann bestehende Räume nutzen.“ Das können leerstehende Wohnungen sein, aber auch ehemalige Ladenflächen sowie frühere Arztpraxen oder Friseursalons.

Auch Kirchheims Bürgermeisterin Christine Kullen weiß diesen Vorteil zu schätzen: „Eine ,TiagR-Gruppe‘ lässt sich viel schneller umsetzen als eine Kita, denn es braucht keine Betriebserlaubnis durch den Kommunalverband für Jugend und Soziales. Die Hürden sind geringer.“ Trotzdem gebe es freilich auch bei „TiagG-Gruppen“ bestimmte Kriterien für Sicherheit und Ausstattung, diese könne aber jeder Landkreis selbst festlegen.

Ein weiterer Vorteil sei, dass es familiärer zugehe als in vielen großen Kitas, in denen es oft auch sehr laut sei. Außerdem könnten Tagespflegepersonen flexibler auf die Wünsche der Eltern eingehen. Bei den „TiagR-Gruppen“ handle es sich um eine Art „Zwischending“: „Es ist keine Betreuung in einer großen Kita, aber auch nicht im privaten Umfeld zu Hause. Deshalb sind die ,TiagR‘ sehr beliebt.“

Im Jahr 2011 ging im Kreis Esslingen die erste „TiagR-Gruppe“ an den Start, blickt Lisa Beier zurück. Das Konzept habe sich zu einem Erfolgsmodell entwickelt, freut sie sich. Momentan gibt es im Kreis 32 solcher Gruppen, informiert Nicole Lauer, pädagogische Geschäftsführerin des Tageselternvereins Kreis Esslingen. Infrage kommende Räumlichkeiten werden mit Vertretern des Veterinär-, Kreisjugend- und eventuell des Bauamts besichtigt. Der Tageselternverein stelle das Konzept oft in den Gemeinderäten interessierter Kommunen vor. „Die Kommune kann die Plätze durch eine ,TiagR-Gruppe‘ in ihre Bedarfsplanung aufnehmen und sich dadurch zum Beispiel eine neue Krippengruppe sparen.“ Zwar leisten die Gemeinden einen finanziellen Beitrag, aber insgesamt bezahlen sie weniger als für eine eigene Kita, ergänzt Lauer – ganz abgesehen davon, dass Themen wie Personalsuche wegfallen. „Insgesamt sind ,TiagR-Gruppen‘ lukrativ für eine Gemeinde.“