Kommentar Die Zahl ist erschütternd: 475 Menschen sind in Italien zuletzt innerhalb eines Tages an den Folgen des Corona-Virus gestorben. Experten prophezeien, dass Deutschland Ähnliches bevorstehen könnte - sofern die Menschen im Land ihr Verhalten nicht gravierend ändern.
Das aber scheint allzu viele in Kirchheim und Umgebung nicht zu kümmern. Noch am Wochenende waren die Plätze vor und teilweise sogar in den Cafés voll besetzt - übrigens nicht selten mit Menschen, die vom Alter her zur absoluten Risikogruppe zählen. Man bummelte durch die Stadt, traf sich mit Freunden und feierte Kindergeburtstag - fast, als gäbe es gar kein Corona.
Auch am Mittwoch noch - obwohl per Landesverordnung der Betrieb von Sport- und Freizeiteinrichtungen bereits untersagt war - tummelten sich ganze Gruppen junger Leute auf den Sportanlagen, Familien nutzten das schöne Wetter für einen Ausflug an die Bürgerseen - wohlgemerkt mit Massen von anderen-, und Senioren hielten einen Plausch auf der Straße oder deckten sich mit Lebensmitteln ein. Die Ansprache der Bundeskanzlerin? Verhallt. Die Mahnungen, keine Hamsterkäufe zu tätigen? Ignoriert.
Das alles zeugt von wenig Disziplin, Gedankenlosigkeit und - schlimmer noch - einem Mangel an Solidarität und Menschlichkeit. In erster Linie denjenigen gegenüber, deren Leben durch das Virus gefährdet ist. Aber auch gegenüber all den Gewissenhaften, die schon längst Konsequenzen gezogen haben, zu Hause bleiben, ihren Kindern Kontakte untersagen oder aufgrund der Auflagen sogar um ihre berufliche Existenz bangen müssen.
Es ist nicht überraschend, dass der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann nun mit einer Ausgangssperre als letztem Ausweg droht. Kommt sie, kann sich jeder an die Nase fassen, der seinen persönlichen Freiheitsdrang über die Belange der Gemeinschaft gestellt hat und die letzten Tage in Cafés, auf dem Kickplatz und mit Freunden unterwegs war.