Im Kirchheimer Bulkesweg liegt so einiges im Argen - und das geht weit über die Schäden im Straßenbelag hinaus, wie Oberbürgermeister Pascal Bader im Ausschuss für Infrastruktur, Wirtschaft und Umwelt berichtete: „Da gibt es Probleme mit dem Lkw-Verkehr. Es gibt Staus, wenn die Müllabfuhr unterwegs ist oder wenn der Bus durchfährt. Außerdem ist das Parken nicht ganz einfach, und die Gehwege sind zu schmal.“ Ziemlich viele Probleme auf einem Haufen - aber sie sollen alle auf einmal gelöst werden.
Zunächst einmal zählte Kirchheims oberster Stadtplaner Gernot Pohl noch weitere Schwierigkeiten auf, die es an dieser Stelle gibt: „Wir müssen den Schleichverkehr verhindern und die Bedingungen für den Fuß- und Radverkehr dringend verbessern, ebenso die Aufenthaltsqualität. Unter der Straße liegen außerdem marode Leitungen.“
Der Vorschlag, den die Stadtverwaltung gemeinsam mit Anwohnern erarbeitet hat, sieht eine Fahrradstraße vor, die für Autos frei sein soll. In der Fahrradstraße dürfen zwei Radfahrer nebeneinander fahren, was eine deutliche Aufwertung des Schulwegs bedeutet. Eine Einbahnstraße ist aber nicht vorgesehen, wie Gernot Pohl erläutert: „Dadurch wird zwar der Durchgangsverkehr in eine Richtung reduziert, aber es zieht vielleicht in der umgekehrten Richtung mehr Verkehr an, der dann auch noch viel schneller ist.“
Der Umgestaltung des Bulkeswegs sollen etliche Parkplätze entlang der Straße zum Opfer fallen. Die Lösung für dieses Problem ist der vorhandene Parkplatz nördlich des Bulkeswegs, an der Tannenbergstraße. Er wird ausgebaut und bietet am Ende 67 Stellplätze für die Anwohner des Bulkeswegs.
Die Mitglieder des Ausschusses zeigten sich längst nicht mit allen Vorschlägen zufrieden. Thilo Rose (CDU) sieht die Fahrradstraße kritisch: „Der Bulkesweg hat die Funktion einer Sammelstraße. Warum machen wir gleich eine Fahrradstraße und nicht einfach nur Tempo 30?“ Auch die Stellplätze an der Tannenbergstraße hält er für ungeeignet: „So etwas wollten wir im Nägelestal auch, aber die Anwohner haben es nicht angenommen. Die Leute wollen in der Nähe ihres Wohnhauses parken.“
Auch Marc Eisenmann (SPD) kann sich mit der Fahrradstraße nicht recht anfreunden: „Angesichts der vielen Garagen an der Straße ist es ein Hohn, wenn Autos da nur ausnahmsweise zugelassen sind.“ Den Parkplatz an der Tannenbergstraße wollte er nur dann vergrößern, wenn sich genügend Anwohner durch Vorverträge verpflichten, auch tatsächlich einen Stellplatz anzumieten. Selbst von der Bürgerbeteiligung ist Marc Eisenmann nicht überzeugt: „14 Teilnehmer halte ich für völlig unzureichend. Das kann nicht repräsentativ sein.“ Sollten die Anwohner das alles wirklich so wollen, stimme er gerne zu - „aber mein Gefühl ist leider ein ganz anderes“.
Es gab indessen auch Lob für die Planung. Sabine Lauterwasser (Grüne) sprach von einer guten Verkehrsführung für Radfahrer. Heinrich Brinker (Linke) hält das Konzept gar für beispielgebend und zukunftsweisend. Für den Parkplatz an der Tannenbergstraße wollte er sogar über ein Parkhaus nachdenken. Gerd Mogler (CIK) wiederum kritisierte, dass die Stellplätze für rund 30 Euro im Monat vermietet werden sollen. 20 Euro würden ausreichen.
Zu den einzelnen Punkten sagte Gernot Pohl: „Im Nägelestal haben wir eine ganz andere Situation. Dort parken die Leute auf der Straße, obwohl sie Tiefgaragen-Stellplätze haben. Im Bulkesweg gibt es keine Tiefgaragen.“ Ein Parkhaus an der Tannenbergstraße wäre auf jeden Fall möglich: „Das würde aber viel höhere Kos- ten mit sich bringen, und es würde sicher dieselbe Grundfläche benötigen.“ Zur tatsächlichen Belegung der Stellplätze meinte er: „Wir bieten die Plätze vorrangig den Anwohnern des Bulkeswegs an. Es gibt aber noch weitere interessierte Anwohner.“
Keine Subvention für Stellplätze
Zur mangelnden Repräsentativität der Bürgerbeteiligung stellte Oberbürgermeister Bader fest: „Die Anwohner hatten sich zum Teil auch abgesprochen, wer daran teilnimmt. Ich hatte den Eindruck, dass die Mischung gestimmt hat, auch wenn es nur 14 Personen waren.“ Die Stellplätze an der Tannenbergstraße seien beispielsweise aus dem Dialog heraus in die Planung aufgenommen worden. Beim Mietpreis gebe es allerdings nur wenig Spielraum: „Wir können die Stellplätze als Stadt nicht subventionieren.“ Mit deutlichen Mehrheiten hat sich der Ausschuss am Ende für die Planung ausgesprochen sowie für die Anträge, die Parkfläche an der Tannenbergstraße von einer entsprechenden Anzahl an Vorverträgen abhängig zu machen, und die Führung des Radverkehrs in Richtung Gräfenbergweg und Limburgstraße sinnvoll fortzusetzen.