Geburtshilfe
Medius-Klinik: Hebammen arbeiten jetzt freiberuflich

Werdende Eltern sollen durch eine optimierte Betreuung im Nürtinger Kreißsaal profitieren.

Im Kreißsaal des Nürtinger Medius-Klinikums gibt es eine Änderung: Die Hebammen möchten mehr Zeit für die Eltern und Babys haben. Archivfoto

Nürtingen. Ab Dienstag, 1. Oktober, gibt es eine Änderung im Kreißsaal der Medius-Klinik Nürtingen: Die dortigen Hebammen sind dann nicht mehr als Angestellte des Landkreises Esslingen und somit im öffentlichen Dienst beschäftigt, sondern arbeiten künftig auf freiberuflicher Basis. „Durch den Wechsel von der Festanstellung in die freiberufliche Tätigkeit bleibt die enge Zusammenarbeit mit der Klinik bestehen, während gleichzeitig die Betreuung der werdenden Mütter noch individueller und flexibler gestaltet werden kann“, schreiben die Hebammen in einer Pressemitteilung.

Bereits 25 Kliniken in Baden-Württemberg hätten auf ein solches freiberufliches Belegsystem umgestellt, sagte eine der 22 Hebammen, die in der Medius-Klinik in Nürtingen tätig sind, auf Nachfrage des Teckboten. Bei Hebammenversammlungen habe man sich mit anderen Kolleginnen über die Arbeitsbedingungen in den Kliniken und über das freiberufliche Belegsystem ausgetauscht. Es handle sich um ein „interessantes Modell, mit dem wir uns näher beschäftigt haben“. Letztlich hätten die Vorteile klar überwogen: „Wir gehen diesen Schritt, der uns mehr Freiräume in der Arbeitsgestaltung gibt. Auch die Klinikleitung macht mit und steht dem Ganzen positiv gegenüber“, betont die Hebamme, die namentlich nicht genannt werden möchte. Es liege auch im Interesse der Klinikleitung, dass die Geburtshilfe in Nürtingen bestehen bleibt.

Der Vorteil für die Hebammen sei, dass sie sich ab sofort selbst organisieren könnten. Sprich: Wenn im Kreißsaal sehr viel los ist, können Kolleginnen hinzugerufen werden. „Weil wir selbst das Personal aufstocken können, haben wir mehr Zeit für die Gebärenden“, verdeutlicht die Hebamme. So könne man gezielt auf die Bedürfnisse der Eltern eingehen. Gleichzeitig sei für die Eltern die Sicherheit, die ein Krankenhaus biete, weiterhin gewährleistet. Nach wie vor sei es aber nicht möglich, dass die Eltern ihre eigene Hebamme zur Entbindung in die Klinik mitbringen.

Eine optimierte Betreuung für die werdenden Eltern und mehr Zufriedenheit im Beruf für die Hebammen selbst: Das soll durch das neue Belegsystem erreicht werden. Die Hebammen, die in der Medius-Klinik tätig sind, hoffen zwar, dass das neue Belegsystem für sie finanziell nicht von Nachteil ist. Doch dieser Punkt sei bei der Entscheidung nicht ausschlaggebend gewesen, betont die Hebamme: Für sie und ihre Kolleginnen steht im Vordergrund, „dass sich die Arbeitsbedingungen ändern und wir dadurch mehr Zeit für eine individuellere Betreuung haben“.