Mitten im heftigsten Sturm Hand ans Ruder zu legen, will gut überlegt sein. Eine Havarie hatte Sebastian Krupp bei seinem Aufstieg vom Klinikleiter in Ruit zum neuen Geschäftsführer der drei Medius-Kliniken vor knapp einem Jahr freilich nicht zu befürchten. Trotz Corona und einem Patientenrückgang von zehn Prozent, trotz wirtschaftlicher Verluste, die nur mithilfe von Bund und Land geschultert werden konnten, und trotz der Gefahr, dass ausgebranntes Klinikpersonal scharenweise den Dienst quittiert. Prüft man im Frühjahr 2022 die Kreiskliniken auf Herz und Nieren, könnte die Diagnose lauten: Der Patient ist auf dem Weg zu alter Form. „Wir haben uns in diesen schwierigen Jahren nicht nur mit Corona beschäftigt“, meint Sebastian Krupp. Den Zusatz „auch mit der Zukunft“ schenkt er sich. Die spiegelt sich in den 300 Millionen Euro, die die Medius-Kliniken an ihren drei Standorten in Kirchheim, Nürtingen und Ruit bis zum Ende dieser Dekade investiert haben werden. In neue Bettentrakte, zusätzliche OP-Säle und modernste medizinische Infrastruktur, die jedes der drei Häuser zu bundesweit anerkannten Schwerpunktkliniken machen sollen. In Kirchheim ist es die Rheumatologie, in Nürtingen die Unfallchirurgie und Geriatrie, in Ruit sind es Kardiologie und Tumormedizin.
Die Förderzusage des Landes für die Weiterentwicklung steht zwar noch aus, sie gilt jedoch als sicher. Schon allein deshalb, weil die Kreiskrankenhäuser die Hälfte der Investitionen als Eigenanteil werden übernehmen können. Selbst im Corona-Jahr 2020 lag das Jahresergebnis bei rund 9,7 Millionen Euro
wird spannend.
Problematisch bleibt die Suche nach Personal auf den Intensivstationen. Dort hat die enorme Arbeitsbelastung während der Pandemie deutliche Spuren hinterlassen. Während es selbst im letzten Jahr gelungen ist, hundert zusätzliche Vollzeitstellen zu besetzen, ist intensivmedizinisches Personal Mangelware. Insgesamt 40 Intensivbetten an allen drei Standorten sollen es in normalen Zeiten sein. Dafür bräuchten die Kliniken zehn zusätzliche Fachkräfte, will man verhindern, Personal aus anderen Bereichen abziehen zu müssen. Während der Hochphase der Pandemie konnte aus diesem Grund ein Viertel der Intensivbetten nicht belegt werden. Krupp spricht von einem „deutschlandweiten Problem“.
Eines das zur Mitte dieses Monats nicht kleiner werden dürfte. Ab 15. März gilt im Gesundheits- und Pflegebereich eine bundesweite Impfpflicht, die alle Mitarbeiter in Krankenhäusern – vom Arzt bis zum Handwerker – einschließt. In den Medius-Kliniken sind immerhin rund zehn Prozent der mehr als 3400 Mitarbeiter quer durch alle Bereiche ungeimpft. Sie müssen dann dem Gesundheitsamt gemeldet werden. „Was ab dem 15. März passiert, wird spannend“, meint Sebastian Krupp mit Verweis auf die aus seiner Sicht nicht eindeutige juristische Lage. Er sieht vor allem die Gesundheitsämter in der Zwickmühle. Dass es im großen Stil zu Kündigungen und damit zu Versorgungsengpässen kommen könnte, glaubt der Geschäftsführer nicht. „Ich gehe davon aus, dass es Ermessensspielräume geben wird“, sagt er. Kündigungsverfahren dürften überdies länger dauern als die Impfpflicht. Die soll nämlich am 31. Dezember schon wieder enden.
Zwölf Millionen Euro für Digitalisierung
Den Kreiskliniken stehen bis 2024 insgesamt zwölf Millionen Euro aus Mitteln von Bund und Land für Digitalisierung zur Verfügung. Eines der zentralen Projekte, die damit vorangetrieben werden sollen, ist die digital erfasste Medikamentierung von Patienten, die Fehlerquellen beseitigen soll.
Daneben geht es auch um das Thema Cybersicherheit. „Wir sind, was Angriffe angeht, bisher glimpflich davongekommen“, sagt Klinik-Geschäftsführer Sebastian Krupp, der alles dafür tun will, dass dies auch so bleibt. Auch künftig wird viel ins Thema Sicherheit investiert. Krupp sieht die Kliniken gut gewappnet für den Ernstfall. „Wir wären in allen Bereichen in der Lage, sehr schnell von digital auf Papier umzustellen“, sagt er. bk