Kreis Esslingen. Mit der Herbstwelle sind die aktuellen Belegungszahlen noch nicht zu vergleichen: 27 Covid-Patienten mussten am Freitag in den Medius-Kliniken in Kirchheim, Nürtingen und Ostfildern-Ruit versorgt werden, davon sechs auf Intensivstationen. Doch die Zahl der Covid-Patienten nimmt – analog zur steigenden Inzidenz – schon wieder zu. „Wir sind in der Talsohle vor der Omikron-Welle“, sagt Dr. Jörg Sagasser, Medizinischer Direktor der Medius-Kliniken.
Dass die Welle kommt, ist gewiss. Mit welcher Wucht sie die deutschen Kliniken treffen wird, weiß dagegen niemand. Die Ärzteorganisation Marburger Bund erwartet angesichts schnell steigender Infektionszahlen schon Anfang Februar Versorgungsengpässe in den Kliniken, und zwar nicht nur aufgrund der Zunahme der Patienten, sondern auch aufgrund vieler Personalausfälle. In den Medius Kliniken befänden sich aktuell zwei bis drei Dutzend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wegen Covid in Quarantäne, sagt Jörg Sagasser. „Das hört sich bei 3400 aktiven Mitarbeitern nicht viel an, aber es wirkt sich aus“.
Was die Patientenzahlen angeht, erwartet der Medizinische Direktor eine Zunahme im ambulanten Bereich, in der Notaufnahme und in den Isolier-Bereichen. „Es scheint so zu sein, dass bei Omikron weniger Patienten auf Intensivstation müssen, aber durch die sehr hohen Zahlen kann es dennoch zu einer Zunahme kommen“, sagt er.
Planen nicht möglich
Einen Plan für die Omikron-Welle haben die Kliniken nicht in der Schublade. „Die Krisenstäbe entscheiden täglich neu“, sagt Sagasser. Das sei ein tägliches Jonglieren, um das Optimum herauszuholen. Neben der Behandlung von Covid-Patienten und Notfällen fühlten sich die Kliniken verpflichtet, dringende Operationen durchzuführen und Schmerzpatientinnen zu versorgen. Falls Omikron dazu führe, dass Mitarbeiter in großer Zahl zuhause bleiben müssten, müsse man Operationen, die weniger dringlich sind, schieben. „Notfälle immer, Corona immer, dringliche Onkologie möglichst immer, und den Rest schieben wir rein, wie's geht“, fasst Jörg Sagasser das Vorgehen im Krisenfall zusammen.
Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Medius-Kliniken sei diese Art zu arbeiten natürlich sehr anstrengend. „Die Herausforderungen an Flexibilität und Zusammenarbeit sind hoch“, sagt Jörg Sagasser. „Und das seit eindreiviertel Jahren“. Die ständigen Wellen mit mehreren Wochen Höchstleistung zehrten. „Insofern wären wir froh, wenn es bald vorbei wäre“. Antje Dörr