Kirchheim
Mehr Rückenwind für Schulen 

Bildung Mit dem Lern-Förderprogramm sollen Schüler und Schülerinnen in Baden-Württemberg pandemiebedingte Lernrückstände aufholen können. Dafür werden Pädagoginnen und Pädagogen gesucht. Von Silja Kopp

Lernen im Lockdown bedeutete für viele Schülerinnen und Schüler Motivationslosigkeit, nur wenige Kontakte und ein Gefühl des Alleinkampfs. Auch für Lehrkräfte war der Online-Unterricht nicht einfach zu gestalten, die Wissensvermittlung kam oft zu kurz. Das Ministerium für Kultus, Jugend und Sport möchte dieses Problem jetzt in ganz Baden-Württemberg anpacken.

 

"Jeder ist in der Corona-Zeit ein bisschen zum Einzelkämpfer geworden.
Eileen Müller, Schulleitung der Limburg-Grundschule in Weilheim

 

Nach den Herbstferien geht es los: Das Programm „Lernen mit Rückenwind“ ist für zwei Jahre geplant. Es soll Kindern und Jugendlichen helfen, sich wieder an den Schulalltag zu gewöhnen und Lernlücken auszugleichen. Dabei geht es allerdings nicht nur um die bloße Wissensvermittlung. Der Fokus liegt ebenso darauf, das Gemeinschaftsgefühl innerhalb einer Schulklasse zu stärken. 

Die Organisation in den Schulen läuft unterschiedlich ab. Oft werden Sozialpädagogen zur Unterstützung in den Unterricht geholt, außerdem gibt es zum Teil auch Nachhilfe-Gutscheine für Schüler und Schülerinnen. Dass sich der Online-Unterricht ohne soziale Kontakte auf die meisten Schüler negativ ausgewirkt hat und im sozialen Bereich viel nachzuholen ist, fällt in allen Schulen auf.

„Jeder ist in der Coronazeit ein bisschen zum Einzelkämpfer geworden. Die Schüler denken, sie müssten Probleme und Aufgaben im Unterricht ganz alleine lösen. Dabei ist es wichtig, in der Gruppe zu lernen“, sagt Eileen Müller von der Limburg-Grundschule in Weilheim. Vor allem die vierten Klassen müssen wegen des kommenden Schulwechsels in den Hauptfächern gut vorbereitet werden. Für die Nachhilfe in den jeweiligen Fächern sei festgelegt worden, welche Schüler besonderen Bedarf haben. Auch Ausflüge, um die Kinder im sozialen Bereich zu fördern, stehen auf dem Programm. Der Zirkus Teckolino ist von mehreren Grundschulen angefragt worden. Die Teck-Grundschule in Kirchheim hatte bereits eine Aufführung in Zusammenarbeit mit dem Zirkus. Während die eine Hälfte der Klasse geprobt hat, konnten die anderen Schüler intensiv in verschiedenen Fächern gefördert werden.

Im Gymnasium Plochingen fallen vor allem Rückstände in den Fremdsprachen auf. „Es wurde einfach zu wenig in der jeweiligen Sprache gesprochen. Zudem fiel es vielen Schülern schwer, sich im Fernunterricht selbst zu organisieren“, sagt Schulleiter Heiko Schweigert. Die Schule hat über das Portal des Kultusministeriums auch ehemalige Schülerinnen gefunden, die die Lehrkräfte im Unterricht unterstützen. „In der freien Zeit zwischen meinen Online-Vorlesungen ist das ein netter Ausgleich“, freut sich die Psychologie-Studentin Sophia Wendt. 

In der Freihof-Realschule in Kirchheim möchte man Jugendlichen in Form von verschiedenen Sportangeboten die Möglichkeit geben, ein besseres Gemeinschaftsgefühl zu entwickeln. „Die Lernrückstände sind bei den meisten nicht dramatisch. Es ist eher der sozial-emotionale Bereich, der bei den Schülern Probleme macht“, erzählt der Schulleiter Marlon Lamour. Auch die Erhebungen des Kultusministeriums spiegeln wider, dass etwa 20 bis 25 Prozent der Schüler und Schülerinnen deutliche Schwierigkeiten mit dem Fernunterricht hatten und dementsprechend große Wissenslücken haben. Die Mehrheit sei somit gut durchgekommen.

 

Online-Registrierung Über ein Portal des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport können sich Studenten, Pensionäre sowie Berufstätige mit pädagogischer Vorbildung registrieren lassen, um zu helfen. Zurzeit haben sich landesweit etwa 4500 Helfer auf dem Portal angemeldet, teilt die Pressestelle des Kultusministeriums mit. Das Portal steht weiterhin offen für neue Bewerber.