Geboren wurde Arnd Kaiser 1957 in Zürich, aufgewachsen ist er im Schwarzwald. Nach seinem Abitur begann er in München mit dem Architekturstudium. Als er mitten im Semester das Modell einer Pergola bauen sollte, scheiterte er: „Ich bin handwerklich wenig begabt.“ Das missglückte Modell warf er weg, aber sollte er das auch mit dem Studienfach tun? Einer Bekannten, die in Tübingen Theologie studierte, half er beim Umzug. Ihre Erzählungen weckten den früheren Wunsch aus seiner Schulzeit, Theologie zu studieren, wieder auf.
Er blieb in München, weil dort die Gruppen und Seminare viel kleiner waren, aber wechselte zur Theologie und nach vier Jahren dann nach Tübingen. Das Vikariat führte ihn nach Gingen an der Fils, dann wurde er Pfarrer zur Anstellung und später Pfarrer an der Lutherkirche in Bad Cannstatt.
In Gingen hatte Kaiser seine Frau Gabriela kennengelernt, 1991 und 1993 wurden Tochter Lea und Sohn Julius geboren. Mit den Kindern zog es die junge Familie 1994 hinaus aus der Stadt. Nach Eislingen wollte sie zuerst nicht, der Verkehrsbelastung und des Industriegestanks wegen. Doch das schöne Pfarrhaus mit Garten überzeugte sie. In Eislingen wurde Tochter Nora geboren, die Pfarrfamilie blieb fast 20 Jahre dort. „Das ist uns Heimat geworden“, sagt Arnd Kaiser. Was sich sofort vertraut anfühlte: Wie in Bad Cannstatt hieß die evangelische Kirche Lutherkirche und die katholische Partnergemeinde Liebfrauen.
Gerne Religionsunterricht gegeben
Von einem Kurs im Vikariat her kannten sich Arnd Kaiser und Renate Kath. Die ehemalige Kirchheimer Dekanin wollte Kaiser für die Kreuzkirche gewinnen. Der große Garten beim Pfarrhaus „Beim Siechenkirchle“ sprach dafür, auch wenn das Anwesen wegen hoher Bäume damals noch „im finsteren Wald“ lag. Dass es für Nora am musikalischen Ludwig-Uhland-Gymnasium weiterhin die gewohnten Schwerpunkte gab, ebenfalls. Auch vor der Fusion zur Stadtkirchengemeinde arbeitete das Pfarrteam schon eng zusammen, das gefiel Kaiser sehr: „Ich war nie alleine.“ Die Abgabe der Kreuzkirche war zwar schon geplant, die Zukunft unsicher, doch Kaiser wagte es und fing im Februar 2014 an. Nachdem die Kreuzkirche ab Oktober 2015 orthodox wurde, übernahm er zusätzlich zu den Gottesdiensten auf dem Schafhof viele Vertretungen, sehr oft in Notzingen. Dann bekam er die Thomaskirche zum Gemeindebezirk hinzu. Was manchem Kollegen schwerfällt, Konfi-Arbeit und Religionsunterricht, mochte er: „Ich bin immer gerne an die Schule gegangen.“
2018 haben die Kaisers in Eislingen ein Haus gekauft, natürlich mit Garten, und es bis zum Sommer 2022 vermietet. „Seither sind wir am Renovieren. Wir gehen schweren Herzens, aber auch mit dem Gefühl, wir sind nicht weit weg.“ In Eislingen muss der Pfarrer im Ruhestand allerdings aufpassen, ist doch dort die Pfarrstelle derzeit nicht besetzt und ein Vertretungsdienst bei ihm schnell angefragt. Die Kirchheimer haben mehr Glück: Es geht nahtlos weiter, am 3. Dezember feiert Sebastian Bugs seine Investitur in der Thomaskirche. Er wird aber nicht ins Pfarrhaus „Beim Siechenkirchle“ ziehen, sondern in das bei der Thomaskirche.
Abschiedsgottesdienst am Sonntag um 15 Uhr
Beide Kaisers sind große Frankreich-Fans. Deshalb freut es sie besonders, dass sie die zuvor eingeschlafene kirchliche Partnerschaft mit Rambouillet wieder beleben konnten, die Feier zur 50-jährigen Städtepartnerschaft bot die Gelegenheit dazu. Noch eine Freude: Kaiser besuchte sehr gerne Menschen zu Hause, konnte das aber natürlich nicht alle zwei Wochen bei derselben Person tun. In langen Anstrengungen, unterbrochen von den Corona-Maßnahmen, gelang es der Stadtkirchengemeinde, den Besuchsdienst der „Gruppe Herz für Sie“ zu starten.
Im Ruhestand sei nun mehr Zeit zum Lesen und für Wanderungen, sagt Kaiser. Außerdem gebe es rund um Göppingen viele Ruhestandskollegen, auch der geschätzte ehemalige katholische Kollege Winfried Hierlemann sei nicht weit: „Er wohnt in Süßen.“
Der Abschiedsgottesdienst in der Thomaskirche mit dem Kammerchor und anschließendem Empfang beginnt am Sonntag, 15. Oktober, um 15 Uhr.