Trotz nebligen Wetters kamen viele Besucherinnen und Besucher zum Spielplatz Veilchenweg, um sich über das Tiny-Haus-Bauprojekt zu informieren. Etwas mehr als die Hälfte der Anwesenden kam aus der Nachbarschaft. Die Initiative „Tiny unter Teck“ nahm im Jahr 2022 ihren Anfang. Mitte 2024 wurde der Verein „Gemeinsam Kleiner Leben“ gegründet. Im September folgte dann der offizielle Zuschlag zur Pacht des Grundstücks, das an den Ötlinger Veilchenweg angrenzt. Das Ackerland soll 15 Tiny-Häuschen und einem Gemeinschaftshaus Platz bieten.
Wie konkret die Vorstellungen gediehen sind, zeigen die Pläne, die Vertreter des Vereins den Anwesenden erläuterten. So soll die Wohnfläche der Gebäude von maximal 36 Quadratmetern für Singles oder Paare bis 53 Quadratmetern für Familien reichen. Die genauen Gestaltungsrichtlinien werden derzeit vom Verein erarbeitet. Wert legt man auf die Verwendung ökologischer Materialien. Sicher ist schon jetzt, dass nur solche Mitglieder ein Tiny-Haus aufstellen dürfen, die ihren Erstwohnsitz dort anmelden. Stehen sollen die ab Boden maximal 4,50 Meter hohen Tinys auf Punktfundamenten. Im Außenbereich sind zehn Quadratmeter große Terrassen möglich. Zäune oder Grenzen zu den Nachbargebäuden gibt es nicht. Die Anordnung der Häuser ergibt sich aus den brandschutzrechtlichen Mindestabständen.
Die Kosten für die Privathäuser trage jede Wohnpartie selbst. Sie belaufen sich nach Schätzung des Vereins je nach Hausgröße und Ausstattung auf 100.000 bis 250.000 Euro plus Kosten für Erschließung, Gemeinschaftshaus und gemeinsame Grün- und Außenanlagen. Die Pachtkosten beziffert der Verein je nach Hausgröße und Anzahl der Bewohner auf monatlich etwa 200 bis 400 Euro. Hinzu addieren sich Nebenkosten – für Energieversorgung, Versicherungen, Instandhaltung, Rücklagen. Für die Stromerzeugung wird an PV-Anlagen gedacht.
Einzug für Anfang 2026 geplant
Konkrete Vorstellungen gibt es bereits für die Außenanlage des autofreien Quartiers: geschotterte Wege, Naschgarten für gemeinsames Gärtnern, Obstbäume. Neben Platz zum Spielen für Kinder ist ein Anger vorgesehen. Derzeit sind sieben Partien vergeben, für eine weitere bestehe Interesse. Für sieben Tiny-Häuser werden noch aktive Mitglieder gesucht. Der Einzug in die Tiny-Häuser soll ab Anfang 2026 erfolgen. Nach 30 Jahren endet der Pachtvertrag mit der Vorgabe, dass alles inklusive der Erschließung wieder entfernt werden muss.
Bereits am morgigen Mittwoch steht im Gemeinderat der Satzungsbeschluss zum Bebauungsplan auf der Tagesordnung. Vielleicht überdenkt man bei der Stadt dann auch noch die Parksituation. Diese zu regeln, obliegt der Stadt und nicht dem Verein. Und das Parkthema brennt den Anrainern des Tiny-Haus-Gebiets mächtig auf den Nägeln.
Aufgrund eines Neubaus würden einige Parkplätze umgewidmet werden, und schon jetzt gebe es kaum Parkmöglichkeiten. Dann sollen noch weitere 15 Stellplätze für die Tiny-Häuser dazukommen, die nach derzeitigem Stand an den Zugängen und auf dem Wendehammer platziert sind. Sowohl der Verein als auch die künftige Nachbarschaft, die sich übrigens dem Projekt gegenüber aufgeschlossen zeigt, sind sich einig, dass sie ganz im Sinne einer friedlichen Nachbarschaft miteinander an einer für alle Beteiligten akzeptablen Parklösung interessiert sind.
Aktive Gemeinschaft mit soziokratischen Prozessen
Der Verein „Gemeinsam Kleiner Leben“ versteht sich als „gemeinschaftliches Projekt, das Menschen sucht, die – neben dem reduzierten Leben im eigenen Haus – Lust haben auf eine aktive Gemeinschaft und die gemeinsame Umsetzung im Rahmen regelmäßiger Treffen, on- wie offline“. Wichtig sei eine möglichst große Vielfalt in der Altersstruktur, der Haushaltsgröße und den Interessen und Fähigkeiten. Interne Festlegungen werden mit Hilfe soziokratischer Gruppenprozesse verhandelt. Zur Integration neuer Mitglieder gibt es eine mehrmonatige Kennenlern- und Annäherungsphase. Mehr Infos gibt es im Internet unter www.gemeinsamkleinerleben.de. cw