Kirchheim. „Gute Altersversorgung ist kein Zauberwerk“ – Zu diesem Thema hatte Hans Gregor, Vorsitzender der AG SPD 60 plus im Ortsverein Kirchheim, den Bundesvorsitzenden Lothar Binding auf dessen Tour durch Deutschland auch nach Kirchheim eingeladen.
Gregor betonte, dass es neben den reinen Zahlen wichtig sei, sich die Lebenslagen der Menschen im Land bewusst zu machen, sich hineinzudenken – vor der jeweiligen Entscheidung. Ein Ball, den Andreas Kenner, Mitglied des Landtags, in seinem Grußwort gerne aufgriff. Einfühlungsvermögen und Empathie waren für Lothar Binding willkommene Stichworte. So sei bei großen Entscheidungen von Regierungen stets die Probe zu machen, welche Wirkungen sich daraus für einzelne Menschen oder Gruppen ergeben. Er nannte Beispiele: Wer etwa kurzfristig den Staatshaushalt schone, die berühmte schwarze Null wolle, aber damit langfristig Schulen und Universitäten ruiniere, wer kurzfristig auf die Einnahmen schaue, aber langfristig abertausende Wohnungen privatisiere und damit Sozialwohnungen vernichte, dafür Konzerngewinne steigere, wer vor lauter Aufrüstung die Friedensdiplomatie vergesse, könne kurzfristig persönlich Erfolg haben, richte aber langfristig für viele Menschen und die Gesellschaft großen Schaden an. „Wer kurzfristig auf einen Abstimmungserfolg im Bundestag schielt, aber langfristig die Demokratie zerstört, sollte kein Kanzler sein“, so Binding.
Zunächst ging er auf die Leistungen der Nachkriegsgeneration, der Babyboomer ein: Was diese vorgefunden haben, war ein zerstörtes Deutschland – sowohl hinsichtlich der Infrastruktur als auch der menschlichen Kategorie durch den Nationalsozialismus. In der Folge geschah viel. Der Aufbau gelang, die Produktivität der Gesamtgesellschaft stieg gewaltig. Das Bruttoinlandsprodukt in den 60er Jahre lag bei 300 bis 400 Milliarden Euro, heute liege es bei 4400 Milliarden Euro.
Die Demokratie habe sich über viele Jahrzehnte verfestigt. „Das ist das Gute, eine große Leistung der Nachkriegsgeneration“, so Binding. „Das Schlechte ist, dass erstens für den Aufbau sehr viel Kohle, sehr viel Gas, Öl und Uran, eben viele endliche Ressourcen verbraucht wurden – mit den schlimmen Folgen für das Klima infolge der CO2-Emissionen. Zweitens hätten wir nicht genug auf die Bildung und die Schulen geachtet. Durch digitale Kommunikation und Individualisierung gehe zudem Gemeinschaftssinn verloren. „Demokratie gerät unter Druck und Skrupellose oder Geldreiche strecken die Hände danach aus.“
Das Gute im Schlechten sei die enorme Leistungskraft und der Erkenntnisgewinn über die Fehler in der Vergangenheit. Heute kann das Klima geschützt werden, indem die Industrie den Gebrauch von Gütern klimagerecht organisiert und die Bildungsanstrengungen gravierend verstärkt. Das Thema sei zwar Altersversorgung – aber wer von Altersversorgung spreche, denke eigentlich an gute Arbeit. Denn nur wenn möglichst viele Menschen zwischen 15 und 67 gute Arbeit haben und auskömmlich entlohnt werden, sei die Altersversorgung dauerhaft gesichert.
Deshalb sei die Umsteuerung auf die Sonne, weg von den fossilen Energieträgern wie Kohle, Öl und Gas so wichtig. Wenn Deutschland es schaffe, auf die Sonne und Wind, Bioenergie sowie Wasserkraft umzustellen, seien der Export, Arbeit und Einkommen auf Jahrzehnte gesichert – und damit auch die Rente. pm