Kirchheim. Die Nachricht vom Tod der englischen Königin kam zwar nicht völlig unerwartet, aber sie kam unerwartet schnell. Mit ihrer 70-jährigen Herrschaft endet nun auch für die Region rund um die Teck ein Stück Bindung an das englische Königshaus, denn von Generation zu Generation verblassen die familiären Bande.
Queen Mary starb im März 1953 – wenige Wochen vor der feierlichen Krönung ihrer Enkelin Elisabeth. Mary trug vor ihrer Hochzeit mit dem Enkel Königin Victorias, dem späteren König Georg V., den Namen „of Teck“. Ihr Vater Franz war der Enkel von Herzogin Henriette, die in Kirchheim nach wie vor als Wohltäterin sehr verehrt wird. Weil aber Franz’ Mutter, also Henriettes Schwiegertochter, nicht als ebenbürtig galt für einen württembergischen Prinzen, konnte der Sohn nicht den Namen Württemberg tragen. Er wurde erst zum Fürst und später zum Herzog von Teck erhoben.
Auch seine Einkommensverhältnisse waren prekär. Das versuchte er durch eine möglichst vorteilhafte Heirat auszugleichen, auch wenn er selbst keine „gute Partie“ war. Ähnliches galt für Mary Adelaide of Cambridge, eine Cousine Queen Victorias. Sie war zu ihrer Zeit bekannt unter der wenig schmeichelhaften, aber durchaus zutreffenden Bezeichnung „Fat Mary“, die „Fette“.
Das erstgeborene Kind des Teck-Cambridge-Paars war Mary of Teck. Und Königin Victoria erachtete diese Tochter ihrer Cousine als durchaus ebenbürtig, um einen ihrer Enkel zu heiraten. Sie war verlobt mit Albert Victor, dem ältesten Sohn des Prince of Wales. Nach dem plötzlichen Tod ihres Bräutigams heiratete sie dessen Bruder George. 1910 bestieg George als Georg V. den Thron, und an seiner Seite wurde Mary zur Königin des Vereinigten Königreichs und zur Kaiserin von Indien.
Mit der namengebenden Teck verband sie freilich nicht allzu viel, wie man ehrlicherweise zugeben sollte. In jüngeren Jahren kam sie lediglich einmal zu einem Kurzbesuch nach Kirchheim und auf die Teck. Das Gästebuch, in das sie sich damals eintrug, ist im Original längst verschollen. Und dennoch: Bedingt durch Elisabeths Großmutter ist bislang immer auch etwas vom royalen Glanz auf die Teckschen Lande abgefallen.
Immerhin gibt es noch eine Namensgleichheit: 1981 starb George Cambridge, der 1895 als Prince George of Teck zur Welt gekommen war – ein Neffe Queen Marys. 1917 aber beschloss das englische Königshaus, wegen des Ersten Weltkriegs alle deutschen Titel abzulegen. Aktuell steht zwar wieder ein George Cambridge im Mittelpunkt des Interesses, weil er als Enkel des neuen Königs Charles ab sofort an zweiter Stelle der Thronfolge steht. Aber die Teck trägt er leider nicht in seinem Namen. Andreas Volz